Scaleway bot als vorbereitetes System Ghost an, ich nutze die Chance um es mir mal näher anzusehen. Die Version ist 0.5.3, das ist nicht die neueste, aber seitdem scheint sich wenig getan zu haben. Mein Eindruck ist wenig überraschend: Der Hype damals war völlig überzogen, Ghost ist immer noch nichtmal ein Blog.
Ghost hier vorzustellen und zu zerlegen wäre daher witzlos, deswegen will ich etwas produktiveres tun: Alles vorstellen, was an Ghost gut ist. Überzogen oder nicht, der Hype war da, vielleicht sind ja wirklich gute Idee darin, die wir kopieren sollten?
Der doppelte Editor
Für den Blogeditor gibt es zwei Möglichkeiten, und beide sind problematisch. Ist es ein einfaches Texteingabegeld, in dem Einträge mit einer Markup-Sprache oder mit HTML strukturiert werden, sehen Autoren ihre Fehler nicht sofort. Ist es ein WYSIWYG-Editor, neigen Autoren zur Überformatierung, und das entstehende HTML ist in den meisten Fällen furchtbar. In Ghost ist das Problem dadurch gelöst, das eine Livevorschau rechts neben dem Editor angezeigt wird.
So wird das Problem der fehlenden direkten Vorschau elegant gelöst. Und zusätzlich werden Textelemente auch im Editor formatiert.
Diese Vorschau ist sogar gut umgesetzt. Sie ist schnell und flickert nicht. Und scrollt man im Editorfenster, scrollt die Vorschau mit. Scrollt man in der Vorschau, bleibt das Editorfenster fest. Komfortabel.
Markdown direkt aktiviert
Serendipity unterstützt viele Markupsprachen. Aber nach der Installation ist mit s9ymarkup ein Platzhalter aktiv, mit dem nur wenige Textformatierungen wie kursiv und bold gesetzt werden können. Autoren müssen also HTML verwenden, oder erstmal ein Markup-Plugin auswählen.
Ghost unterstützt nur Markdown, aber das ist direkt an. Dadurch ist der Anfang mit dem neuen Blog wesentlich einfacher und bequemer. Und durch den Fokus auf Markdown kann es unterstützt werden: So ist im Editor eine Markdown-Hilfe samt Link auf die Referenz eingebunden.
Platzhalter für Bilder
Auch das ist durch den Fokus auf Markdown möglich: Will der Autor ein Bild einbinden, schreibt er ![Bild-Alternativtext], und in der Vorschau entsteht eine Box mit Bildauswahl.
Das ist rein für das Hochladen nicht besser als der klassische Weg über einen Button. Aber diese Box ist eben auch ein Platzhalter, sodass der Autor das Hochladen erstmal ignorieren und sich weiter auf den Text fokussieren kann.
Beispieleintrag
Nach der Installation ist der Blog nicht leer. Im Blog ist bereits ein Beispieleintrag, der Markdown erklärt. Er erklärt nicht nur, sondern weil er auch einfach editiert werden kann, fungiert er mit der Vorschau gleichzeitig als gutes Beispiel.
Ein klares Menü
Im Adminbereich gibt es oben links ein Menü. Das hat 4 Elemente: Zuerst einen Iconlink zurück zum Blog, dann drei Buttons mit Icon und Text: Content, New Post und Settings. Und hinter den Settings ist nichtmal ein geschachteltes Untermenü versteckt.
Auf der rechten Seite gibt es ein Dropdown-Menü, mit den Profilinformationen, der Hilfe und einem Logout-Button. Hier kommt Ghost natürlich sehr zugute, dass es mangels Funktionen auch keine Einstellungen hat.
Das Standardtheme
Das Standardtheme muss man nicht mögen. Ich mag manchmal minimale Designs, dieses gefällt mir nicht wirklich. Aber es macht einiges richtig. Es passt natürlich perfekt zu der Idee einer minimalen Blogplattform, das Theme dann auch dem modernen Webdesign-Minimalismus nachzudesignen. Der Fokus ist klar auf dem Text, Avatarbilder werden hübsch eingebunden, der RSS-Button ist sichtbar und die unvermeidlichen Share-Buttons datenschutzsicher als Link eingebunden, und gleichzeitig weder zu prominent noch zu versteckt.
Auch das Backenddesign wirkt sauber, hübsch und modern, und hier schafft es Ghost eher, mit den Buttons wenigstens ein bisschen Farbe reinzubringen.
Eine Blogplattform
Ghost kann 14 Tage kostenlos auf einer Bloggingplattform ausprobiert werden. Vielleicht ist das mit der wichtigste Punkt. Statt "Downloade das hier, und schieb es auf deinen Server" können sie einfach zur Registrierung auffordern.
Ghost selbst ist frei, aber die Bloggingplattform kostet. Funktioniert das Modell - und bei Wordpress scheint es selbst mit kostenlosen Basisaccounts zu funktionieren - haben die Entwickler ein Einnahmensquelle, das die Weiterentwicklung stützt. Und potentielle Nutzer haben eine einfache Möglichkeit, Ghost anzutesten, was Ghost selbst dann nützen kann, wenn sie es danach auf den eigenen Server installieren.
Fazit
Für Serendipity könnte man bei Markdown anfangen. Es wäre gut, wenn auch wir eine Markup-Sprache vorauswählen und besser in das Backend integrieren würden. Auch der Beispielartikel würde dann bei s9y gut funktionieren.
Die Bloggingplattform gab es mit supersized.org ja wohl schonmal, das scheint nicht funktioniert zu haben, und erfordert sicher ein ganz anderes Engagement als bisher im Projekt vorhanden. Auch das Design würde ich nicht kopieren wollen, vor allem nicht im Backend, das ist mit unserem Funktionsumfang schlicht nicht kompatibel.
Für mein Blogsystem werde ich zumindest versuchen, den Bild-Platzhalter zu kopieren.