Valerian and the City of a Thousand Planets
Monday, 31. July 2017
Valerian ist ein Science-Fiction-Film mit einer großen Prise Fantasy, umgesetzt von Luc Besson. Der Film basiert auf einer französischen Comicserie (Valérian et Laureline), die ich nicht kenne. Am Film Valerian waren die Trailer hier allgegenwärtig und ziemlich auffällig. Es ist ja nicht gewöhnlich, ein vollständig neues Scifi-Universum zu sehen zu bekommen, und noch dazu sah der Film in den Trailern visuell sehr stark aus.
Bei dieser Besprechung werde ich ein bisschen mehr schreiben als sonst, und sogar ein kleines bisschen spoilern (nichts wesentliches). Manchmal fasse ich mich ja sehr kurz, z.B. wenn Filme mich so umhauen, dass ich nichts weiter zu sagen habe. Ansonsten ist oft nicht nötig, viel zu schreiben um einen Film ordentlich einzuordnen. Valerian ist aber keiner dieser Filme. Er ist zu sonderbar, um leicht einordbar zu sein, und zu verkorkst um toll zu sein.
Es beginnt mit der Weltraumstation Alpha. In einer Introsequenz sieht man ihr Wachstum und mehrere Besuche auf dieser Station im Laufe der Jahre, erst von anderen Nationen der Erde, dann von Aliens. Schließlich wird ihr Loslösen von der Erde angekündigt. All das ist in der Story des Films graue Vorzeit.
Der eigentliche Film beginnt mit primitiven, computergenerierten Avatar-Aliens an einem paradiesischem Strand. Irgendwas machen sie mit Perlen, sie reden in einer fremden Sprache. Dann passiert eine Katastrophe, Valerian wacht auf. Für ihn war es ein Traum, wobei 5 Minuten später vom Schiffscomputer erklärt wird dass es eine Vision war. Doch vorher ist Valerian selbst an einem Strand und flirtet mit Laureline. Überraschung, der Strand ist nicht echt, die beiden sind auf einem Raumschiff und irgendwie Agenten einer Eliteeinheit (9 Jahre im Dienst prahlt Valerian, obwohl der Schauspieler deutlich jünger als seine 31 Jahre aussieht, was die Szene unglaubwürdig macht). Es geht auf eine Mission, Aliens und Actionszenen hier und da, bis dann die Hauptstory auf Alpha enthüllt wird, die natürlich eine Verbindung zu den Aliens aus der Vision und dem Ziel der Mission hat.
Das ganze hat einen starken visuellen Fokus, die Trailer zeigen das schon ganz richtig. Es gibt viel CGI, fantastische Weltraumszenen und Raumschiffe sind dabei, in strahlenden Farben. Es erstreckt sich aber auch auf die Kleidung, Kostüme und das Aussehen der Schauspieler. Das macht den Film sehenswert.
Wobei erwähnt sein soll, dass insbesondere die Aliens nie real aussehen. Obwohl der Film ein Riesenbudget hat scheitert er daran. Vielleicht ist CGI einfach noch nicht weit genug, um solche CGI-Szenen realistisch hinzubekommen. Andere Szenen dagegen gelingen phantastisch.
Was auch irritiert ist das Gefälle zwischen Valerian und Laureline. Laut Titel ist Valerian der Protagonist, in der Story ist er der ranghöhere Soldat. Im Film sieht das etwas anders aus. Ohne mit der Stoppuhr gemessen zu haben teilen sich meiner Meinung nach die beiden Hauptdarsteller die Filmzeit ziemlich gleichmäßig. Sind beide aktiv ist der Fokus vielleicht etwas mehr auf Valerian gerichtet, andererseits ist der Charakter von Laureline interessanter, und es gibt immer wieder Abschnitte in denen abwechselnd nur einer von beiden in Szene tritt. Der Titel setzt den Fokus also fälschlich auf Valerian.
Das soll jetzt nicht heißen, dass Cara Delevingne als Laureline umwerfend war. Ich kannte sie vorher nicht, und so richtig begeistert bin ich von ihr nicht - aber gleiches gilt eben mehr noch für Dane DeHaan als Valerian.
Aber das ist nicht das Hauptproblem des Films. Die beiden ungewöhnlichen Hauptdarsteller könnte man als frischen Wind abtun und sympathisch finden. Das Problem des Films ist tatsächlich die Story und die Inszenierung.
Zwar überrascht Valerian immer wieder mit fantastischen Scifi-Elementen. Aber die darin erzählte Story ist vorhersehbar. Was im Groben passieren wird ist mehrere Minuten im Voraus klar, der Storyrahmen ist nach der ersten Filmstunde erkannt. Dann gibt es ein paar Ablenkungen, aber keine Wendungen mehr.
Zur schlechten Inszenierung will ich zwei Beispiele nennen. Das erste ist der Gastauftritt Rihannas. Die Sängerin hat eine Nebenrolle, die etwa 5-10 Minuten dauert. Sie ist ein Gestaltwandler, was ihr erstmal eine längere Bühnenshow in einer Vielzahl von offensiven Outfits ermöglicht, um dann in einer Gefahrensituation als Storyelement die Verkleidung zu stellen. Er gibt einen Kampf, alle drei fliehen, woraufhin sie im Sterben liegt ("Ich wurde wohl im Kampf verletzt", gezeigt wird das nicht). Tragische Musik, bewegte Gesichter.
Es ist lächerlich. Die gezeigte Berührung angesichts des Todes eines Aliens, nachdem gerade 20 weitere getötet wurden, passt überhaupt nicht in die Story und zum Charakter der Agenten, die vorher bei Tod von Aliens und Menschen keine Miene verzogen haben. Es ist übertrieben, die Musik ist übertrieben, schon ihr Tod ist übertrieben.
Auch war ihr Auftritt ein Stilbruch. Rihannas Charakter Bubble ist amüsant, sie streut etwas bemüht lustige Kommentare ein, lockert aber insgesamt die Szene auf. Das gibt es sonst so in der Story nicht. Valerian ist kein lustiger Film, es ist sich ernst nehmende Science-Fiction, und weil er gleichzeitig vorhersehbar und simpel ist macht ihn das teils schwer zu ertragen. Ein dauerhafter lustiger Sidekick wie Bubble wäre furchtbar wie Jar Jar Binks, aber die Szene zeigt doch, dass etwas mehr Humor der Geschichte gutgetan hätte. Andererseits wäre diesem Abschnitt nach urteilend der Humor wohl missglückt.
Missglückt ist auch die Dynamik zwischen Valerian und Laureline. Nach dem Flirten in den ersten Filmminuten beschließt Valerian, sie zu heiraten, und sein Werben in diese Richtung und ihr Aufwärmen zu der Idee ist ein wesentlicher Strang der Hintergrundstory. Ich empfand das als aufgesetzt und daneben. Natürlich ist Delevingne eine schöne Frau und die Absicht des Films das auszunutzen verständlich. Es so plump und in konservativer "Die Helden wollen heiraten"-Manier zu machen fügt sich ein in die schlechte, vorhersehbare Hauptstory. Das ist das Niveau einer schnulzigen Romantic-Comedy, nichts was in einen storygetriebenen und sich ernstnehmenden Film passt. Gut vergleichen lässt sich das mit Guardians of the Galaxy 2, wo zwischen Gamora und Star-Killer ja auch eine Liebesgeschichte inszeniert wird. Dort aber passt es sich zwischen Musik und Witze gut ein und ist kein weiteres Gewicht in einer ohnehin schon fragwürdigen Story, sondern willkommener Ruhepunkt. Valerian hätte es mit ein bisschen Flirten zwischen den beiden belassen sollen, das hätte völlig gereicht und zu Laurelines anfangs gezeigten Charakter besser gepasst.
Zu Valerian hatte ich vorab die volle Bandbreite an Kritik gehört. Er sei toll, er sei furchtbar schlecht, er sei okay. Ich teile die letztere Position. Valerian ist schon ein sehenswerter Film, weil es solche Filme nicht häufig gibt und er doch eine ganze Weile gut unterhält. Aber es ist kein guter Film, weil die Story schwach und die Inszenierung unintelligent ist. Es hätte wesentlich besser sein können, aber es ist auch kein Totalausfall.