Königreiche und Intrigen im Mittelalter mit Crusader Kings 2
Friday, 23. February 2018
In der Humblebundle-Beschreibung erwähnte ich, dass ich vor Jahren schonmal Globalstrategie von Paradox gespielt habe. Diese Erfahrung mit Hearts of Iron war bei Crusader Kings 2 sicher hilfreich, um in das Spiel hineinzukommen. So vorbereitet ist das Tutorial durchaus nützlich und die Grundlagen werden klar, wobei dieser erste Durchlauf nach dem Tutorial (man kann nach der Einführung mit der gleichen Dynastie weiterspielen) trotzdem ziemlicher Murks war, mein spanisches Königreich zersplitterte unrettbar.
Crusader Kings 2 ist nicht ganz einfach, und es spielt sich anders als Hearts of Iron. Der Fokus liegt weniger auf dem Kampf und daher nicht einfach auf dem Verschieben von Einheiten auf der erweiterten Europakarte. Vor allem muss die Dynastie gemanagt werden: Nachfolger platzieren, Kinder und Enkel verheiraten, dadurch Bündnisse mit anderen Herrschaftshäusern schmieden. Vasallen haben zu all dem ihre eigene Meinung und beäugen die gleichzeitig notwendige Titelanhäufung kritisch. Am schlimmsten ist jedoch die eigene Familie, der rebellierende Bruder des Königs, dieses klassische Szenario trat bei mir bis jetzt wann immer es möglich war auch ein. Und Bürgerkriege sind hart zu gewinnen, wenn die Vasallen sowieso nur 20% ihrer Truppen stellen und noch weniger wenn sie verärgert sind (das kann durch Gesetzgebung langsam beeinflusst werden).
Großer Stolperstein ist die Erbfolge, und das ist wohl historisch ziemlich korrekt. In frühen Königreichen werden die Titel und Liegenschaften unter den Söhnen aufgeteilt, dadurch sind auch große Reiche immer am Zersplittern. Erst die Einigung auf einen einzigen Erben, ob es jetzt der Erstgeborene, der älteste der Dynastie oder ein Wahlsieger ist, bewahrt Reiche zuverlässig vor diesem Schicksal. Zumindest bis dann der nächste Vasall einen Aufstand anzettelt.
Dieses nötige Managen der Persönlichkeiten plus den nur geringen Ausbaumöglichkeiten der einheitenproduzierenden Gebäuden in den Provinzen führt dazu, dass man nur sehr schwer eine schlagkräftige Armee aufstellen kann. Und vor allem nicht spontan. Wenn das Nachbarreich 2000 Soldaten mehr stellt, dann hat der König dem nur wenig entgegen zu setzen. Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten: Wenn Gold in der Schatzkammer ist Söldner anheuern, oder Verbündete herbeirufen. Immerhin: Sind die Kräfteverhältnisse ungefähr gleich stark wird man normalerweise gegen die KI gewinnen.
Wobei man auch lernen muss, dass nicht jeder Krieg gewonnen werden muss. Gegen einen übermächtigen Gegner gibt es manchmal eben keine Chance. Aber solange die Dynastie weiterbesteht, muss durch eine Niederlage das Spiel nicht zuende sein, und in vielen Kriegen geht es nur um einzelne Provinzen und Prestige, der Verlust von beidem kann oft genug verschmerzt werden.
In meinem zweiten und aktuellen Anlauf fing ich als heidnischer Vikinger in England an. Mit massiv überlegenen Truppen musste aus einer einzelnen Provinz ein Klein-Königreich erschaffen werden. Das naheliegende Ziel dieses Reiches war dann die Eroberung von weiteren Provinzen, genug um die Selbstkrönung zum König von England zu ermöglichen. Mein erster König war ein kriegserfahrener Berserker, der leider relativ jung im Gefecht umkam. Sein Nachfolger musste sich zum Katholizismus bekehren, um einen chancenlosen heiligen Krieg zu beenden. Ein Heidenreich hat viel mehr Möglichkeiten, so konnte er zuvor mehrere Frauen haben, beliebige an Meer und Flüssen gelegene Provinzen plündern (wie Vikinger eben) und ohne Rechtfertigung allen angrenzenden Reichen Krieg erklären, so also einfach wachsen. Der Verlust all dessen war daher ein heftiger Einschnitt. Und doch ging es weiter, er konnte später seine Ambition erreichen und England gründen. Mit seinem natürlichen Ableben nach mehr als 40 Jahren Herrschaft kam sein Sohn an die Macht, ein Genie (Attributs- und Beliebtheitsbonus). Dessen Bruder rebellierte törichterweise (tatsächlich wurde dieser Krieg nur durch Bündnispartner gewonnen) und rottet jetzt im Verlies.
Das Ziel jetzt: Den Rest Englands einnehmen, und die Territorien des gerade zersplitterten irisch-schottischen Königreiches sehen auch sehr verlockend aus. Das ist nicht so einfach, denn ein Krieg braucht nun ja immer einen Grund und ein Ziel, ein Sieg bringt also oft nur eine einzelne Provinz. Weiteres Ziel: Die Gesetzesstruktur so verändern, dass das Erbe nur dem Erstgeborenem zufällt. Das wird aber noch einige Generationen dauern.
Die Beschreibung soll es zeigen: Crusader Kings 2 ist ein ziemlich interessantes Spiel. Am Ende ist es dann nicht ganz so tief, wie es durch seine anfangs schwer durchschaubaren Mechanismen wirkt. Aber es ermöglicht sehr individuelle Geschichten und Herausforderungen. Dadurch ist es sehr motivierend und trägt problemlos durch sehr viele Stunden Spielzeit. Nett auch: Die Linuxversion funktioniert hervorragend.
onli blogging am : Zugreifen: Crusader Kings 2 für umsonst
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