Die Erfahrung der republica von der Erfahrung Berlin zu trennen ist für mich kaum möglich. Große Stadt, schon allein das Chaos und die Feier am 1. Mai war erinnerungswürdig. Aber auch sonst empfand ich Berlin als eine sehr seltsame Großstadt mit komplett widersprüchlichen Eindrücken und Menschen, sodass man daran schon ein bisschen knabbern kann. Exemplarisch die Patronenhülle im Bordstein vor der U-Bahn-Station Warschauer Straße, von der aus man an einer wunderschönen alten aber natürlich von Sprayern bemalten Brückenbefestigung vorbeifährt. Nochmal was ganz anderes als andere Großstädte, in denen ich war.
Dann die republica selbst. Der richtige Umgang mit meiner Doppelrolle dort - universitärer Beobachter zum einen und gleichzeitig jemand mit diesem kleinen Blog hier, der die bekannteren Blogger dann natürlich vom Lesen kennt - musste erstmal von mir ausgehandelt werden. Am ersten Tag ohne funktionierendes Navi Felix Schwenzel im Bus zu begegnen, den ich seit Jahren lese, dann ihm folgen wollen aufgrund des offensichtlich gleichen Ziels und dabei durch Falschauskunft sein Zuspätkommen zu verschulden war weniger angenehm und tat mir unheimlich leid, aber setzte für mich immerhin den Ton, dass man auf der Konferenz sehr nah an Leuten ist, die man sonst aus der Ferne auf einer Art Podest wahrnimmt. Was dann wiederum sehr angenehm war, ebenso wie seine Begleitung. Und es machte Spaß, Leuten wie Jens, @wyrdnis und Fabian durch Zufall zu begegnen und dann richtig ernsthaft (und auf der Abschlussfeier dann auch weniger ernsthaft) über Themen Gespräche zu führen, für die man sonst kaum einen passenden Gesprächspartner mit deren Ahnung findet.
Sessions gabs dann auch einige und die meisten davon auch richtig gut. Höhepunkte für mich: soylent green, klar, schon weil unheimlich lustig und als These sympathisch, aber auch so kleine Denkübungen wie der falsch betitelte Vortrag zu Zukunftstechnik in Schulen, dem mehr Bezüge zu Star Trek trotz anfänglicher Distanzierung vom Titel gutgetan hätten, "Ich glaube, wenn du den Kopf triffst, sind die am meisten tot" von einer unfassbar jung und sympathisch wirkenden Doktorin, und der (leider teils im Gegensatz zu den anderen Diskussionsteilnehmern) beeindruckend klar argumentierende Jurist bei Das entfesselte Wissen. Poetry Spam war ein netter Ausklang und Sascha Lobo hat zurecht Stage 1 überfüllt, den gleichen Raum, den Steffen Seibert als @RegSprecher dann souverän und sympatisch um den Finger wickelte.
Kritik gehört hier auch rein, auch wenn mir etwas die Vergleiche fehlen. Schön war, wie offen die Redner immer Fragen zuließen und beantworteten. Funktionierendes Wlan wäre schön gewesen, wenn auch für mich (und ich glaube, für viele) durch umts nicht unbedingt notwendig. Unangenehm, dass einige Redner dann doch überzogen und man dann in der durch die aufbrechenden Menschen verursachten Hektik kaum noch den meist wichtigen Endüberlegungen folgen konnte. Und nächstes mal bitte dafür sorgen, dass auf meiner Heimfahrt kein brennender Güterzug ne dreistündige Verspätung samt Taxiheimfahrt verursacht, auch wenn der türkischstämmige deutsche alevitische Taxifahrer dann großartig und so unterhaltsam wie ein potentieller Sprecher auf der Konferenz war.
Bleibt mein Fazit, dass ich schon jetzt glaube, nächstes Jahr da gerne wieder hin zu wollen, was ja durchaus für eine gelungene Veranstaltung spricht.
onli blogging am : Berlin
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