Das falsche Ziel

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Das falsche Ziel

Sunday, 4. November 2012

Dieser Artikel hat eine interessante These: GNOME 3 sei am Sterben, weil es ein Ziel verfolgt, das unsinnig ist. Nämlich Nutzer mit Touchgeräten.
GNU/Linux läuft auf Desktops und Laptops. Klar, derzeit versucht Canoncial Ubuntu auf ein Tablet zu hacken, aber für die Masse der Nutzer war das bisher völlig irrelevant. GNOME 2 funktionierte auf normalen PCs dem Vernehmen nach recht ordentlich. GNOME 3 soll ja gar nicht so furchtbar schlimm sein, wenn man nichts konfigurieren will, aber es habe einen anderen Fokus: nämlich die Welt von iOS und Android, die neuen Touchgeräte und Oberflächen.

Aber für Linux sind da gar keine Nutzer, gar keine Geräte. Eine Desktopumgebung, die sich dort festsetzen will, musste unweigerlich marginalisiert werden.

Ich habe zuerst überlegt, ob das überhaupt stimmt. Hat GNOME 3 nicht vielmehr das Web im Fokus? Aber dann sah ich in der Ankündigung zu 3.6 als ein Hauptfeature den neu-designten Lock-Screen für das "Device":

A new Lock Screen. This provides an attractive view when the device is locked, plus handy functionality like media controls and notifications.

Für ein Desktopsystem? Für ein Laptop? Sinnlos dort, nur auf einem Smartphone/Tablet hätte sowas eine Existenzberechtigung.

Oder man schaue auf die "relevant Art" für das Lockscreen-Design: Windows 8, iOS, WebOS. Alles Touchgeräte, alles nicht die eigentliche Zielgruppe.
Und eigentlich reicht ein Blick auf den Desktop mit seinen Riesen-Icons und spartanischem Restdesign um zu wissen, dass der PC hier nicht das Ziel gewesen sein kann.

Unity ist in der gleichen Falle. Benutzt wird es auf PCs und Laptops, aber der Fokus mit seinen großen Icons in der Sidebar waren auch Touchgeräte, auf denen es nie ernsthaft lief. Unity kann man noch zugute halten, dass es auf Laptops ohne Maus gut zu benutzen gewesen wäre - zumindest glaube ich das, denn auf meinem Laptop lief es dafür immer viel zu ruckelig.

Daran "schuld" sei das Existieren von Touch-Betriebssystemen. Technik hat immer auch Einfluss auf das Denken der Menschen. Es ist nicht schwer sich vorzustellen, wie ein Entwickler ein Android-Handy in der Hand hat und sich so beeinflusst daran macht, ein System mit ähnlichen Funktionen und Usability-Konzepten für den PC vor seiner Nase zu schreiben.

Ähnlich absurd ist natürlich Windows 8 auf dem Desktop. Aber Microsoft hat wenigstens die Surface-Tablets, auf denen die Metro-Oberfläche nicht schlecht sein soll. Was hat GNOME 3?

Kommentare (15) | Trackbacks (0) | in Linux

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Kommentare

AlphaX2 am :

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Ich möchte sehr gern widersprechen. Sicherlich gibt es im Moment kaum Geräte die Touchfunktionen bieten. Aber Tablets werden immer beliebter und auch Ultrabooks und Notebooks erscheinen immer mehr mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm. Außerdem gehen die zwei großen Betriebssysteme, Mac OSX und nun auch Windows 8 den Weg hin zu Touchfreundlichkeit und nehmen immer mehr Anleihen aus mobilen Betriebssystemen auf (OSX aus iOS, Windows 8 aus Windows Phone 7). Folglich werden die Anteile von Geräten mit solchen Funktionen in den nächsten Jahren extrem steigen, bzw. explodieren. Allein weil die großen, allen voran Microsoft genau diesen Weg beschreiten.

Mit der Entwicklung von Gnome 3 und dessen konsequenter Ausrichtung auf eben diese Geräte sehe ich viel eher die Chance, dass der Linux Desktop mal nicht hinterher entwickelt, sondern voll auf der Höhe der Zeit ist. Wieso sollte ich, wenn mein Notebook einen Touchscreen hat, diesen denn nicht nutzen wollen? Ein OS und vor allem ein Linux bzw. ein Linux-Desktop der mir in dieser Richtung entgegen kommt kann dann eigentlich nur begrüßt werden. Erwähnenswert dabei ist auch, dass man Gnome3 und die Gnome Shell (ich arbeite täglich damit) wunderbar mit Maus und Tastatur nutzen kann. Wie umständlich ein "klassisches" System ist, fällt mir dann immer wieder in Windows auf, welches ich ab und an nutzen muss.

Ein weiterer Punkt: warum sollte ich als Linux Nutzer und Freund auf ein Tablet verzichten? Aber vielleicht will ich dann ja ein Tablet, das mir aber ein echtes Linux bietet? Dann hätte ich schon gern eine Oberfläche die sich damit auch bedienen lässt. KDE Plasma schlägt im übrigen genau in die gleiche Kerbe! Und auch auf meinem Tablet hätte ich gern Auswahl.

Außerdem bleiben immer noch Alternativen, na klar kann ich KDE, E17, Chinamon, XFCE, etc. nutzen und mir meinen "alten" Tastatur/Maus Bildschirm beibehalten. Niemand wird gezwungen Gnome3 zu nutzen - in der Windows Welt hat man da über kurz oder lang viel weniger eine Chance.

Und nicht zu guter letzt, kann man Gnome3 mit seiner konsequenten Touch-Entwicklung sogar ein sehr deutliches Alleinstellungsmerkmal in er Linux-Desktop Welt attestieren, wenn man von KDE Plasma einmal absieht. Und tot ist das Projekt eigentlich erst, wenn niemand mehr daran arbeitet, das tun indes aber immer noch sehr viele Entwickler. Und die Userbasis scheint es auch zu geben.

AlphaX2

onli am :

*

> Ich möchte sehr gern widersprechen.
Nur zu und gerne :)

Vielleicht entwickelt sich wirklich alles zu Tablets hin. Kann sein. Aber welches Tablet gibt es gerade, auf dem Linux mit GNOME 3 hardwarebeschleunigt läuft? Nur wenn ein solches Gerät da wäre, würde dieser Fokussierung jetzt zu einer weithin nutzbaren Desktopumgebung führen.

Ja, vielleicht entwickelt GNOME 3 hier für die Zukunft. Aber jetzt gerade, oder bisher, hat GNOME so seine Nutzerbasis und Relevanz marginalisiert.
Ich habe bewusst nicht geschrieben, dass das Projekt tot ist ;) Weil da hast du recht, das ist es erst ohne Entwickler. Und die Größe der Nutzerbasis halte ich zwar aus persönlicher Erfahrung für sehr gering, habe aber keine objektiven Zahlen.

Marcus am :

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Den Nutzen von Notebooks mit Touchscreen kann ich nicht erkennen. Wenn man nicht auf einem reinen Touchgerät arbeitet (Tablet) ist so etwas eher hinderlich. Und ich hatte mal so ein Gerät, ich weiss also wovon ich spreche.

Allerdings können viele aktuelle Notebooks bereits Multitouchgesten auf dem Touchpad. Und das wird sicherlich kommen (z.B. um den Messagetray bei GNOME 3.6 anzuzeigen).

GNOME ist insgesamt viel kosequenter im Bedienkonzept, als z.B. Windows 8, bei dem immer noch zwischen Metro und klassicher Oberfläche hin-und-her gewechselt wird.

Warte mal bis GNOME 3.8. Dann ist Xorg soweit parat und auch die Umstrukturierung der Menüs von GNOME Anwendungen sollte abgeschlossen sein.

sv am :

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Vielleicht wäre es sinnvoll, den gleichen Weg wie KDE zu gehen;
Gemeinsame Basis, aber eigene Oberfläche für Toch-Devices (Plasma-Active).

onli am :

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Klingt auf jeden Fall vernünftig (wenn man das nicht Windows 8-mäßig vermischt).

k1l am :

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Ich würde mich mal stark von dem "ist für Touchgeräte entwickelt" lösen.

Unity z.B. auf einem Touchgerät, wie einem Tablet, bedienen zu wollen zeigt dieses am deutlichsten. Der Ursprung diesen Irrglaubens stammt eher vom aktuellen Trend im Design größere Symbole zu nutzen anstatt verschachtelten Menüs und "Schrift-BUttons". Siehe z.B. Windows7. Auch dort ist man übergegangen Icons in die Taskleiste zu packen anstatt der Textvariante.

Will man nun aber mal ein Unity mit reinem Touch bedienen wird man feststellen, dass eine Touchanpassung oder sogar eine Touchorientierte Entwicklung nicht so stattgefunden hat wie sie oft vorgeworfen wird. Am aller deutlichsten zeigt sich das doch bei einem langen drücken der SUPER Taste. Warum sollte man zu Benutzung mit Shortcuts übergehen/forcieren, wenn man an einem Touchgerät keine Tastatur im eigentlichen Sinne hat? Zudem gibt es noch eine Menge Funktionen, die einen Rechtsklick benötigen oder ein Drag&Drop, welches mit reinem Touch nicht 1zu1 umzusetzen ist.

Generell kann man aber schon sagen, dass der Trend im Home-Bereich deutlich zu Tablet/Touch geht. Da wollen natürlich alle möglichst am Ball bleiben. Über den Sinn von Lockscreens von Win8 oder gnome-shell will ich hier gar nicht diskutieren.

onli am :

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Hi
Reine These: Dieser Trend zu den großen Icons kommt genau von dieser Orientierung an touchfreundlichen Oberflächen.

Unity hat tatsächlich einige Elemente, die nur mit Maus und Tastatur gut erreichbar sind. Fraglich ist, ob man diese bei einem Tablet braucht.

> Generell kann man aber schon sagen, dass der Trend im Home-Bereich deutlich zu Tablet/Touch geht. Da wollen natürlich alle möglichst am Ball bleiben.

Wie oben gesagt: Möglich. Aber jetzt gerade ist die Mehrzahl an Linuxrechnern genau das, ein Rechner bzw Laptop. Wenn derzeit für Touch optimiert wird, wird von der derzeitigen Nutzerbasis wegoptimiert. Genau das konstantiert der Artikel für GNOME 3.

Vielleicht lohnt es sich in der Zukunft - eine Parallelentwicklung wäre mir lieber. PCs werden so schnell nicht verschwinden.

HoellP am :

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Unity und Touch? Das passt doch überhaupt nicht zusammen. Die großen Icons würde ich viel eher auf die stark gewachsenen Auflösungen, vor allem in der Breite zurückführen.
Der Platz ist da, die (meisten) Icons skalieren, warum nicht nutzen, damit man die Sachen besser sieht?

PS: Es ist irgendwie lästig, dass das Tippfeld hier ständig hin und her wandert, wenn man längere Texte schreibt...

onli am :

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Zum PS: Angenommen, das ist tatsächlich nicht toll.

Michael Thomas am :

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Den Kommentatoren zuvor kann ich bzgl. der Aussage, dass die Geräte mit Touchscreen-Funktion deutlich zunehmen werden, nur beipflichten. Dies wird geschehen, da alle großen Betriebssystemhersteller für den Consumer-Bereich nur noch Oberflächen entwickeln, die eigentlich nur noch mit einem Touchscreen Vorteile bringen.

Das Problem der These sehe ich in einem anderen Punkt: soll die Software erst dann entwickelt werden, wenn die Geräte bezahlbar auf dem Markt sind? Unabhängig von Gnome 3, welches ich nicht verwende und somit kaum etwas sagen kann, wäre es für die zukünftige Entwicklung von Linux fatal, wenn erst dann mit der Entwicklung begonnen wird.

Ubuntu war mit dem Touchscreen vielleicht etwas früh, aber - so wie es aussieht - wird Gnome 3 gerade richtig sein, da die Geräte in ca. einem halben Jahr preislich akzeptabel auf dem Markt sein werden.

Über die Sinnhaftigkeit der generelle Entwicklung, unbedingt Bedienkonzepte des Consumer-Markts auf Desktop-Geräte abbilden zu wollen, die primär zunehmend im beruflichen Umfeld genutzt werden, möchte ich mich aber lieber nicht äußern. Dies ist aber kein Problem von Gnome 3.

onli am :

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Wenn, dann kein alleiniges Problem von GNOME 3.

burli am :

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Hatte die Gnome Shell nicht ursprünglich mal das Ziel der besseren Verwaltung von virtuellen Desktops? Wenn ich mich an die erste Version der Gnome Shell erinnere war da nicht viel Touchfreundlichkeit zu sehen.

tomx3 am :

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Alleine schon die Größe der Fensterbuttons in Adwaita war bereits in der Version 2.9x der GNOME-Shell weitaus touchfreundlicher als es bei Unity bis heute der Fall ist.

Auch das Vorhandensein einer mit dem Finger erreichbaren Scrollbar (im Gegensatz zur overlay-scrollbar, bei der das "erwische ich sie heute oder erwische ich sie nicht?"-Spiel jedes Mal von neuem beginnt) deutete bereits damals auf eine größere Bedienbarkeit bei Touchgeräten hin.

BigMc am :

*

Hast du GNOME 3 mal eine Weile benutzt und auch die wichtigsten Tastenkombinationen verwendet? Das ist wunderbar darauf optimiert, effizient mit Maus und Tastatur bedient zu werden. So weit, dass es erst unter zuhilfename der Tastatur richtig Spaß macht.

Es gibt natürlich ein paar Leute, die an Touch-Features arbeiten, aber das sind wohl die wenigsten.

onli am :

*

Tatsächlich nicht. Ich bin mit meinem Desktop voll versorgt. Das hier ist Ferndiagnose über die Selbstrepräsentation und Zeigen eines Artikels.


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