(Mir hat Serendipity gerade einen ellenlangen Artikel gelöscht, in dem ich das Spiel ausführlicher beschrieb. Ich werde mich darum kümmern, diesen Timeout zu eliminieren.)
Planetside 2 ist teilweise großartig, keine Frage. 2000 Spieler auf einem Kontinent und die dadurch möglichen Massenschlachten sind einzigartig. Dazu verschiedene Klassen, die alle ihre Daseinsberechtigung haben, Rollenspielelemente, mit denen man den eigenen Charakter anpassen und verbessern kann, und eine für die Spieleranzahl überraschend hübsche Grafik. Sowieso, die Technik ist gut, auch wenn die Hardwareanforderungen absurd hoch sind, ruckelt weder das Spiel noch laggen die Server (zumindest der von uns gewählte, Lithcorp).
Dieser Guide gibt einen guten Eindruck:
Leider ist letztendlich alles umsonst, weil das Spiel an elementaren Stellen scheitert. Und das, obwohl noch so viel mehr gut gemacht ist, beispielweise gibt es Squads und Voice-Chat und verschiedene nützliche (und notwendige, angesichts der Kontinentgröße) Fahr- und Flugzeuge. Aber:
- Kämpfe sind entweder kleine Scharmützel oder ein planloses Gewusel. Es gibt Festungen mit Zielen, die Schritt für Schritt erobert bzw verteidigt werden müssen. Weil Planetside diese Ziele nicht klar markiert und die Schlacht nicht inszeniert, z.B. durch dynamische Marker und Einblendungen, entstehen richtige Schlachten nur, wenn zufällig zwei organisierte Teams aufeinander treffen. Mag dadurch verstärkt werden, dass das Folgen des Squad-Leaders nur indirekt belohnt wird.
- Es gibt keinen Endkampf, keine Belohnung für das Erobern des Kontinents. Der Kontinent ist nichtmal ganz eroberbar, weil die Hauptbasen unverwundbar bleiben, anstatt das am Ende ihre Schilde fallen und eine spannende letzte Verteidigungsschlacht um diese entbrennt. Stattdessen kriegt die Siegerfraktion einen minimal kleinen Bonus, aber nur die Fraktion, nicht die einzelnen Spieler. Keine Punkte, keine Auszeichnung, nichts. Letzten Endes kämpft man für nichts.
Mit diesem vergessenen Endkampf ist Planetside die größte verpasste Gelegenheit der Videospielgeschichte. Weil sonst so viel stimmt. Weil es so spannend sein könnte, die letzten Verteidiger zu besiegen und dafür entsprechend belohnt zu werden. So ist Planetside 2 nur ein handwerklich sehr gut gemachter kostenloser Shooter und vielleicht eine Lektion über die Sinnlosigkeit des Krieges. Oder vielleicht kann man eine gewisse Ironie darin entdecken, dass ein MMORPGs nachempfundener MMO-Shooter ihre Eigenart als irgendwann offensichtliche Zeitverschwendung kopiert.
Diese Sinnlosigkeit ist schon vorher sichtbar, bei der elementaren Sektoreroberung. Denn immer ist völlig klar, dass die soeben eroberte Basis wieder verloren werden wird, außer man ist gerade in der absolut dominierenden Fraktion. Das Verteidigen einer einmal eroberten Basis wird nichtmal belohnt. Aber diese Sinnlosigkeit im Kleinen könnte man vielleicht eine Weile überwinden, wenn man mit diesen Sektoreroberungen auf ein großes Ziel, das Erobern des Kontinents, und eine dafür vergebene große Belohnung hinarbeiten würde. Dieses Ziel aber gibt es nicht.
Durch den Verzicht, aus einer persistenten Welt eine gewinnbare zu machen, verliert Planetside 2 seine Funktion als Spiel und wird zur Zeitsenke. Brettspiele machen vor, wie es richtig geht: Schon Mensch ärgere dich nicht hat ein finales Spielziel. Das Würfeln und Ziehen ist die Spielmechanik. Normale Shooter haben die einzelnen Matches, die man gewinnen kann. Bei Rollenspielen ist es die Hauptstory, die durch das Spiel trägt, ergänzt mit Quests und und Schätzen zur Belohnung. Die Spielmechanik sind hier die wie auch immer gestalteten Kämpfe. Planetside hat das alles in Ansätzen, denn die zu erobernden Sektoren sind wie Quests, nur dass diese Quests sich immer wieder wiederholen (Töte nochmal den gleichen Drachen!). Die Spielmechanik ist, wie oben angedeutet, hervorragend. Aber ohne eine gewinnbare Hauptstory oder dem Äquivalent zum Late-Game eines MMORPGs bleibt es nur, diese Mechanik zu bewundern und dann etwas anderes zu spielen.
onli blogging am : Zum Stand von Planetside 2 im Sommer 2013
Vorschau anzeigen