Bitcoin steht bei 500, und ich habs verpasst. Und es ist nicht so, als ob ich nicht den Anfang der Kryptowährung voll mitbekommen hätte und für wenig Geld einige Bitcoins hätte kaufen können. Damals konnte man sogar noch mit gewöhnlichen Grafikkarten welche minen, was ich sogar mal versuchte, aber mit meiner damaligen etwas exotischen Hardware nicht zum Laufen bekam. Zum in den Arsch beißen.
Bitcoins kann man heute nicht mehr mit normaler Hardware vernünftig minen, aber Litecoin, die zweitverbreiteste Kryptowährung (1 LC sind momenten 8$), ist dafür ausgelegt. Ich werde beschreiben, wie man das unter Linux einrichten kann (mein Testsystem ist ein Ubuntu 12.04). Diese Beschreibung ist wahrscheinlich nicht optimal, denn mangels vernünftigem Internet ist meine Recherchefähigkeit derzeit massiv eingeschränkt. Wer ihr trotzdem folgt, und sei es um ein eigenes zukünftiges Bitcoin-Debakel zu verhindern, wird daher hiermit höflichst gebeten, Korrekturen im Kommentarbereich vorzutragen.
0. Grundlagen
Die Anleitung sollte für alle passen, die eine AMD-Grafikkarte besitzen. Grundlegende Erfahrung im Umgang mit dem Terminal und der Kompilierung von Zeug ist empfohlen. Ich habe mir einen Ordner ~/litecoin/ angelegt, in den alles wichtige reinkopiert wurde, und werde die Anleitung der Einfachheit halber entsprechend schreiben.
Es ist nicht zwingend nötig, den PC beim Minen in Ruhe zu lassen - zumindest mir der für meine Grafikkarte bis jetzt optimal erscheinenden Konfiguration ist das System problemlos parallel nutzbar.
1. Litecoin-qt installieren
Litecoin-qt ist die wohl vom Bitcoin-Client geforkte Software, mit der Wallets und Adressen erstellt und Transaktionen durchgeführt werden können. Eine Adresse brauchen wir, um dort die produzierten Litecoins hinzusenden. Es ist ein P2P-Programm und muss nach der Installation erstmal die aktuelle Transaktionsliste durcharbeiten, das kann etwas dauern. Darauf muss aber nicht gewartet werden, alles für uns relevante funktioniert direkt.
Wer den Bitmessage-Client kennt, wird hiermit schnell zurechtkommen.
Der Client findet sich auf litecoin.org. Das tar.xz für Linux ist vorkompiliert und muss nur noch nach ~/litecoin/ entpackt werden. Ein ~/litecoin/litecoin-0.8.5.1-linux/bin/32/litecoin-qt
startet ihn, s/32/64/ wenn ein 64-Bit-Kernel genutzt wird. Im Empfangen-Tab sollte direkt eine Adresse vorhanden sein, diese kann per Knopfdruck ins Clipboard kopiert werden.
Ich habe bei der Gelegenheit meinen Wallet direkt verschlüsselt.
2. Pool auswählen
Ich habe mich für mine-litecoin entschieden. Ich fand die Webseite gut durchschaubar und die dort präsentierte Anleitung sehr hilfreich. Ich baue hier teilweise auf ihr auf. Auf der Webseite (oder einem alternativen Pool) sollte man sich nun registrieren und einen Worker (die Repräsentation und die Zieladresse des PCs) anlegen.
Meinem Verständnis nach kann man auch ohne Pool minen, es ist aber nicht empfehlenswert, weil man alleine nur selten einen Block lösen wird (siehe auch hier).
3. cgminer installieren
cgminer ist nun das Programm, mit der auf der Grafikkarte die Litecoins errechnet werden können. Der Fokus des Entwicklers Con Kolivas (ich wusste gar nicht, dass der wieder aktiv ist) liegt auf Bitcoins. Da diese mit Grafikkarten nicht mehr effizient produziert werden können, hat er aus neuen Versionen die Unterstützung für Grafikkarten entfernt. Die letzte dafür geeignete ist 3.7.2. Diese sollte heruntergeladen und schonmal entpackt werden.
64-Bit-Nutzer können jetzt vielleicht die vorkompilierte Version direkt nutzen, das habe ich nicht getestet.
3.1 Pakete
Zur Kompilierung benötig es ein paar Pakete. In der Readme gelistet werden:
libcurl4-openssl-dev pkg-config libtool
Bei mir war schon alles da.
3.2 ADL SDK
Das ADL-SDK gibt es momentan in Version 6 auf dieser AMD-Seite. Es wird von cgminer benutzt, um den Taktung und die Temperatur der Grafikkarte zu überwachen, ist also unabdingbar.
Das zip herunterladen und entpacken (Hinweis: Es hat keinen Hauptordner, den also vorher anlegen). In dem Archiv befindet sich ein Ordner namens include, dessen Inhalte müssen im entpackten cgminer-Verzeichnis in das Verzeichnis ADL_SDK, also nach ~/litecoin/cgminer-3.7.2/ADL_SDK/.
3.3 AMD APP SDK
Hier wird es ein bisschen unschön. In jeder von mir gefundenen Anleitung, inklusive der Readme von cgminer, steht, dass dieses SDK unbedingt installiert werden muss. Es werde benötigt, um OpenCL zu nutzen, mit dem die Berechnungen auf der GPU durchgeführt werden. In der Bescheibung der aktuellen Version des SDK steht jedoch, dass diese Funktion inzwischen in den Catalyst-Treiber integriert wurde, und das SDK nur noch für Berechnungen auf Prozessoren notwendig sei.
Das sah ich aber erst nach der Installation. Es ist also möglich, dass dieses Accelerated Parallel Programming SDK nicht mehr nötig ist, wenn der fglrx-Treiber in einer aktuellen Version vorliegt. Das wäre momentan fglrx-amdcccle-experimental-13. Und das würde ebenso bedeuten, dass für altere fglrx-Treiber eine Version des SDKs vor 2.9 installiert werden muss.
Meine Empfehlung ist, fglrx-amdcccle-experimental-13 zu installieren und die Kompilierung zu starten. Wenn sie nicht funktioniert, weil das APP-SDK nicht gefunden werden kann, dann kann das SDK immer noch installiert werden.
Das ginge so: Das Archiv herunterladen, entpacken (Hinweis: Es hat wieder keinen Hauptordner) und ein
sudo ./Install-AMD-APP.sh
ausführen. Das SDK wird dadurch nach /opt/AMDAPP/ installiert.
3.4 Kompilierung
Jetzt sollte alles zusammen sein. Wir müssen nur noch in das cgminer-Verzeichnis wechseln und dort das Kompilieren starten:
CFLAGS="-O3 -Wall -march=native" ./configure --enable-opencl --enable-scrypt
make
Wenn es gelingt, sollte eine ~/litecoin/cgminer-3.7.2/cgminer erstellt werden. Ich habe sie dort einfach liegen lassen, alternativ würde ein checkinstall
oder ein make install
sie ins System kopieren.
4. Das Minen starten
Die Litecoin-Adresse ist generiert, der Pool kennt sie und ist eingerichtet, cgminer kompiliert: Es kann losgehen. Dafür starten wir die ~/litecoin/cgminer-3.7.2/cgminer mit dem Befehl, den der Pool sicher empfehlen wird. Bei mine-litecoin steht das wieder auf der Startanleitung. Er lautet:
./cgminer --scrypt -o stratum+tcp://europe.mine-litecoin.com -u YourUsername.WorkerName -p x
Jetzt sollte cgminer nach einer kurzen Verzögerung seine Oberfläche zeichnen und anfangen zu rechnen.
Mit diesem Startbefehl arbeitet cgminer mit minimalen Ressourcenaufwand, es ist nicht die optimale Konfiguration. Hinweise zu guten Konfigurationen stehen auf der Hardware-Vergleichsseite im Litecoin-Wiki. Bei mir trafen sie aber prompt nicht zu, deshalb erkläre ich kurz das Ziel.
Die beiden wichtigen Ausgaben habe ich rot markiert. Beide sollten so hoch wie möglich sein. Die erste ist die Rate der errechneten Hashs (Kh/s). Die zweite ist die Rate der akzeptierten Shares (Work Utility). Ich fand irgendwo die Aussage, dass die beim Litecoin-Minen etwa bei 0.9 * Kh/s
liegen sollte. Und genau das funktionierte mit der hohen Intensität der empfohlenen Konfiguration nicht: Denn während meine Karte locker 300 Kh/s erreichen kann, blieb die WU bei irgendwas um die 110. Wahrscheinlich produzierte sie zu viele Fehler.
Damit kann natürlich wunderbar experimentiert werden. Meine 210 Kh/s sind für die Karte beispielsweise doch verdammt wenig, ich werde sicher bald neue Parameter ausprobieren. Die stärkste Stellschraube scheint aber -I
, also schlicht die Intensität zu sein.
Als Startpunkt zeige ich mein Startskript für meine HD 7850:
#!/bin/sh
export GPU_MAX_ALLOC_PERCENT=100
export GPU_USE_SYNC_OBJECTS=1
~/litecoin/cgminer-3.7.2/cgminer --scrypt -o stratum+tcp://europe.mine-litecoin.com -u Nutzer.Worker -p x --thread-concurrency 4196 -I 12 -g 1
Auch dazu nehme ich natürlich gerne Hinweise entgegen. Bei mir läuft eine wohl etwas gestutzte Version von Club3D, was den Wert der Thread-Concurrency erklären würde, denn der sollte bei dieser Karte eigentlich doppelt so groß sein dürfen.
5. Fertig
Das ist alles. Litecoin-qt herunterladen und starten, einem Pool beitreten, und cgminer zum laufen bringen, was mangels verfügbarem .deb sicher der schwierigste Part ist und am Ende noch etwas Konfigurationsarbeit erfordert. Aber jetzt sollte alles eingerichtet sein und cgminer fröhlich vor sich hin werkeln.
Unter Windows ist es übrigens genau der gleiche Ablauf, nur dass cgminer dort nicht kompiliert werden muss, und das APP-SDK mit einem typischen Windows-Installer kommt - ausnahmsweise eine gute Sache.
Sollte hiermit jemand überraschend reich werden: Meine Litecoin-Adresse ist LcinsJSQ2bfdyFGwjrTsqAHdpYFC2CXeLg
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