Dezentralisierung und Verschlüsselung ist der Grundsatzartikel, in dem ich beschrieb, dass und wie ich meine Daten unter meine Kontrolle bekommen will. Oder sie zumindest nicht mehr so direkt wie zuvor an die Geheimdienste fließen sollen.
Es folgte einige Versuche mit Verschlüsselung, wodurch im Ergebnis der Datenfluss zu Dropbox reduziert wurde, Emails unlesbar gemacht werden können, wenn der Kommunikationspartner mitspielt und der PC etwas sicherer ist, sollte hier mal die Polizei vor der Tür stehen.
Was fehlte war die Trennung von Google. Die ist schwer, denn ich bin sehr an deren Dienste gewöhnt, und finde diese noch dazu ziemlich gut. Immerhin war ich nie bei Google+, und dass sie den Reader von sich aus abgestellt haben, macht mir die Trennung wesentlich einfacher - ich passe wohl sowieso nicht mehr in deren Profil.
Aber da war noch die Gmail-Adresse. onli89@gmail.com ist das Zentrum meiner Internet-Identität. Hier läuft alles zusammen, hierüber bin ich erreichbar, diese Adresse gebe ich an, wenn ich nach einer Email-Adresse gefragt werde (und es nicht hochoffiziell ist). Das ändert sich jetzt.
Meine neue Adresse ist onli@paskuda.biz (die alte bleibt als Weiterleitung bestehen). Die Domain liegt bei hosteurope (oh, ich seh gerade, die Preise sind für manche Namen deutlich teurer) und hatte ich sowieso schon. Der Mailserver wird gestellt von uberspace.
Von uberspace wusste ich, dass einige aus der s9y-Ecke den Hoster ziemlich toll fanden. Dann hat auch noch Dirk ihn empfohlen. Mich hat es schließlich überzeugt, dass ich in einem kostenlosen Probemonat alles in Ruhe austesten konnte (der läuft sogar noch). Den Preis danach darf man selbst festlegen, das Minimum ist 1€ im Monat. Das ist ziemlich nett - ich habe keine Ahnung, was meine paar Mails am Tag an Kosten verursachen, aber die dedizierten Emailanbieter waren nicht günstiger. Und geben nicht die Möglichkeit, noch andere Dinge mit dem Server anzustellen.
Das ist aber erstmal gar nicht nötig, denn das Standardsetup von uberspace für Emails ist ordentlich. Mit einem Konsolenbefehl nach SSH-Login kann die eigene Domain als Endung hinzugefügt werden (das klappte bei mir erst nicht ordentlich, nach Wechsel auf den vmailmgr per Mausklick dann aber überraschend doch). Zusätzliche Adressen können in einem übersichtlichen Webinterface angelegt werden. Zum Abholen gibt es IMAP, natürlich verschlüsselt, und alternativ ein https-gesichertes Webinterface. Das ist ein gewöhnliches roundcube, und roundcube ist nicht so toll wie Gmail, aber da es zumindest deutlich schneller als auf meinem Heimserver ist, reicht es dann doch erstmal.
Vielleicht tue ich dem Webinterface sogar unrecht, wenn ich es als übersichtlich bezeichne. Vielmehr finde ich es bisher sehr sehr gut. Es listet einfach ein paar Tabs auf mit den wesentlichen Punkten, dann sind darin Beschreibungstexte mit Links, die Buttons sein sollten, weil sie Dinge machen, und dazu kommen ein paar Widgets, mit denen man Zeug einstellen kann, z.B. Emailadressen generieren und ihre Weiterleitungen einrichten. Für alles kompliziertere gibt es ssh. Man vergleiche das mit dem KIS von hosteurope…
Meine Grundziele sind damit auch erreicht.
Verschlüsselung ist gegeben: GPG für Mails geht immer noch und die Wege zum Mailserver sind mit SSL/HTTPS gesichert. Auf dem Server sind sie ohne GPG natürlich nicht sicher, aber das wären sie nirgends. Und in der Hinsicht hat uberspace einen weiteren Vorteil: Sie erheben keine Kundendaten. Was wirklich sehr sympathisch ist.
Dezentralität ist erfüllt, weil uberspace auswechselbar ist, da die Domain nicht dort liegt. Sollte irgendwas sehr schief gehen, kann ich die einfach umbiegen. Vielleicht dann zu einem selbstgehosteten Mailserver. Außerdem ist es ein weiterer Anbieter, der nicht Google, nicht Yahoo und auch nicht Microsoft ist - was meine Daten etwas vom Zentrum der NSA-Spionage entfernt.
Uberspace macht einen guten Eindruck und sollte von jedem geprüft werden, der seine Emailadresse von den Freemailanbietern wegbewegen will.
onli blogging am : Whiteout Email indiegogo Kampagne
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