Besser kann eine Supermanverfilmung kaum sein.
Man of Steel schafft es, Superman nicht völlig unverwundbar sein zu lassen. Im Kampf gegen seinesgleichen ist er zwar - natürlich - stärker, aber nicht unbesiegbar. Auch ist er nicht unfehlbar und allmächtig, wie tausende Tote und das fast zerstörte Metropolis zeigen. Und doch ist er auch hier noch ein übergroßer Superheld.
Natürlich ist er keine tiefe Figur, kein Rorschach, nichtmal Batman. Aber das kann Superman konzeptbedingt auch gar nicht sein. Dafür hat er hier endlich eine Hintergrundgeschichte samt Selbstfindung, die einen beachtlichen Teil des Films füllt, ist nicht mit einer vage angedeuteten Alienherkunft einfach nur da, was die Figur schon ein ganzes Stück runder macht. Gleichzeitig wird die altbekannte Clark-Kent-Coverstory ausgeblendet, nur am Ende angeschnitten, was dem Film nur gut tut. Und auch sonst gibt es Modernisierungen, beispielsweise ist die Schwachstelle kein seltsamer Kristall, sondern etwas plausibler.
Ich mochte auch die vielen kleinen Witze und Anspielungen in dem ansonsten absolut kolossalen Actionfilm. Als Lois erklärt, dass das Supermansymbol kein L ist, sondern ein S, und ansetzt Superman zu sagen, nur um bei Su… übertönt zu werden. Die Baustelle und der Lastwagen der Luthercorporation. Das Smallville-Schild im Hintergrund, oder das Schild mit "106 days without accident" mitten in all der Zerstörung, das von Superman umgerissen wird. Russell Crowe mit der Gladiatorinszenierung. Dass die erste Supertat in einem stählernen Konstrukt stattfindet. Und allein Supermans Frisur.
Natürlich sind auch Macken drin. Wenn Lois Lane bei angeblich -40° im Eis herumrennt und sich nichtmal die Mütze überzieht ist es nur ein bisschen ein wtf. Das Nokia-Produktplacement ist nur unwürdig. Aber wenn die Kryptonier plötzlich fast so stark und unverwundbar sind wie Superman, obwohl doch nur er lange auf der Erde gelebt hat, was ein paar Minuten vorher noch als Quelle überdurchschnittlicher Kraft bezeichnet wurde, dann ist das doch wirklich störend. Dass das Militär trotz Angriffsbemühungen nie auch nur in Erwägung zieht, Atomraketen auf das Raumschiff zu schießen, ist auch eher inkonsistent.
Und noch ein bisschen subjektiver als sonst: Amy Adams ist sicher keine schlechte Schauspielerin, in American Hustle mochte ich sie auch. Aber sie passt so gar nicht in mein von Margot Kidder geprägtes Bild der Lois Lane.
Trotzdem, nach der pubertären Peinlichkeit von Smallville ist Man of Steel eine echte Erholung. Angelehnt an die Vorgänger, würdig modernisiert, und vor allem sehr unterhaltsam. Eben auch ein Film, der die durch seine Unbeschränktheit einzigartige Kapazität Supermans für ein Actionspektakel so richtig ausnutzt, ohne bei dem Versuch in Langeweile à la Transformers 2 zu enden.