Gesammelte Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland
Friday, 29. August 2014
Natürlich ist da das Baguette. Gibt es zwar auch in Deutschland, aber hier ist es allgegenwärtig, kostet 0,85€ oder 0,45€ für die Hälfte, steht in der Bäckerei dort wo in Deutschland die Brote liegen. Diese dagegen fehlen, ein normales Brot existiert fast nicht, selbst die angeblich dunklen Brote sind hell. Brötchen fehlen ganz.
Die Bäckereien führen ganz andere Teilchen, bis hin zur pâtisserie, die selbst in der gewöhnlichsten Form in der Kleinstadt deutsche Konditoreien sehr grob aussehen lässt. Dafür fehlt die breite Kuchenauswahl.
Ein Teilchen, ein éclair zum Beispiel, kostet etwa 2,10€.
Kaffee in Deutschland ist eine große Tasse und meist mit Milch. Hier ist es eine kleine Espresso(?)tasse, und wenn mit etwas, dann mit Zucker. Gefällt mir wesentlich besser.
Wasser im Restaurant ist kostenlos, muss erfragt werden, gibt es aber immer (Leitungswasser). Wird dann in einer Karaffe dazugestellt. Gleiches gilt für die Mensa, dort gibt es Wasserspender und große Behälter, um das Wasser damit zum Tisch zu tragen. In manchen Mensen in Deutschland gibt es auch Wasser umsonst, dann aber meist nur im kleinen Glas.
Es gibt hier eine ganz andere Restaurantkultur. Es gibt mehr von ihnen und sie werden häufiger zur normalen Ernährung genutzt. Die plat du jour ist meist in erheblichem Umfang günstiger als die normalen Gerichte, auch gibt es dedizierte Mittagsgerichte. Es ist normaler, sich ein kleines Menü zu bestellen, mindestens Hauptspeise und Vor- oder Nachspeise.
Für Nachspeisen gibt es eine andere Grundauswahl. Ja, man findet auch hier Tiramisu (seltener) und mousse au chocolat, aber dazu kommen tarte au citron, îles flottantes, crème brûlée, und einiges mehr.
Frankreich ist tausendmal bürokratischer, und es erreicht inzwischen absurde Ausmaße. Beispiel: Um sich an der Uni zurückzumelden, muss man alle Unterlagen von der Einschreibung nochmal ausfüllen. Inklusive Kopie des Persos, eines Lichtbildes, also inklusive aller Daten, die sie längst haben. Ich empfinde das als höchst unhöflich, als Beleidigung. So eine ineffiziente Zeitverschwendung Menschen aufzuerlegen, das kenne ich aus Deutschland nur aus Horrorgeschichten des Arbeitsamtes, die damit ihre Opfer zermürben wollen. Hier ist es Alltag.
In Deutschland? Fälligen Betrag an das Konto überweisen.
Versicherungen werden generell ernster genommen. Passend zur Bürokratie gibt es Versicherungen für alles. Manche Vermieter fordern Nachweis einer existierenden Haftpflichtversicherung vor Einzug. Diese Versicherung ist fast immer an die Wohnung gekoppelt, kombiniert mit einer Hausratversicherung.
Krankenversichert ist man scheinbar automatisch, aber sie deckt nicht alles ab, die Zuzahlungen sind höher als in Deutschland (glaube ich). Daher gibt es die mutuelle, eine Zusatzkrankenversicherung, die dann die Zuzahlungen übernimmt.
Hier waren bis vor kurzem Schecks üblich. Es gab wohl eine geeinte Anstrengung, sie aus dem Alltag zu verbannen, es findet sich in jedem Supermarkt Schilder an den Kassen, dass sie nicht mehr angenommen werden. Was natürlich von einigen Alten ignoriert und dies von den Angestellten akzeptiert wird.
Dementsprechend hängen - anders als in Deutschland - öffentliche Institutionen und einige Menschen hinterher (Vermieter und Uni wollten beide einen Scheck von mir, den meine Bank mich aber gar nicht mehr ausstellen lassen würde, da neuer Kontotyp). Und die Infrastruktur für Online-Überweisungen ist lächerlich, nichtmal TAN-Listen, unsichere Pins mit Pseudosicherheit durch sich ändernde Eingabefelder obendrein, das Hinzufügen eines neuen Empfängerkontos zur Liste möglicher Überweisungsziele dauert 24h.
Die Schaffner tragen lila Hemden, die SNCF kommt mir generell freundlicher als die Deutsche Bahn vor. Züge haben als letzten Waggon (manchmal?) einen alten mit Abteilen, daran meine ich höchstens Kindheitserinnerungen zu haben, in Deutschland sind sie längst ausrangiert.
Die Busse sind günstiger, in ihnen wird weniger geredet und telefoniert, auch wenn es nicht ganz so streng zugeht wie das vorher geschildert wurde.
Es gibt ein Äquivalent zu girlfriend, petite-amie, die Doppeldeutigkeit des Wortes Freundin entfällt dadurch etwas. Wobei mon amie immer noch mehr als eine normale Freundin sein kann.
Die Sprache wird generell etwas anders benutzt. Deutsch 1:1 zu übersetzen, selbst wenn korrekt umgestellt, würde schnell als unhöflich empfunden werden. Stattdessen wird manchmal das s'il vous plaît gebraucht, aber mehr noch kompliziertere Strukturen wie je vous remercie de bien vouloir als Einleitung zu einer Aufforderung.
Andererseits werden Emails oft hingeschludert, ohne Anrede und Grußformel. Dürfte natürlich davon abhängen, wer wem schreibt. Könnte aber auch mit einer gewissen generellen Technikferne zu tun haben, die ich mir einbilde wahrzunehmen, aber vielleicht wäre das nicht wirklich ein Unterschied zu Deutschland.
Weiterer Unterschied in der Sprache: Das Englisch ist durchschnittlich schlechter als in Deutschland und viel öfter schlicht nicht vorhanden. Es würde in der Schule sehr schlecht gelehrt, sagen die Franzosen. Und es wird aktiv vermieden, so weigert sich der Französisch-Sprachkurs per Beschluss von oben, vorhandene Englischkenntnisse der Studenten für das Lehren der neuen Sprache zu nutzen, was in Deutschland Standardpraxis ist.
Es gibt natürlich noch andere Unterschiede, aber vieles ist subjektiv oder schwierig zu beschreiben. Häuser sehen anders aus, es finden sich andere Autos auf der Straße, dem Aussehen nach wird auf sie weniger Wert gelegt. Frauen tragen andere Kleidung, Männer geben sich anders, beide Geschlechter folgen anderen Klischees. Es wird mehr geraucht.
Ein paar weitere Unterschiede (und ein paar Doppelungen) finden sich in meinem ersten Artikel zu Frankreich.