Ich habe nicht damit gerechnet, nach meinem Umzug innerhalb Frankreichs direkt Internet zu haben, und tatsächlich funktioniert bisher nur das spieleuntaugliche Wlan des Nachbarn über den Provider-Gastzugang. Für diesen Fall habe ich ein paar Offline-Spiele heruntergeladen, Galactic Civilizations II aus dem letzten Humble Bundle ist eines davon. Es entpuppt sich als gute Wahl.
GalCiv2 ist ein klassisches rundenbasiertes 4x-Weltraumspiel mit moderner Benutzerführung, zumindest im Vergleich zu dem was ich früher in dem Genre gespielt habe, Ascendancy, Master of Orion und Birth of a Federation. Davon ähnelt es wohl am meisten Birth of a Federation, ist aber sicher das beste der vier.
Am Anfang steht Weltraumgenerierung, Rassen- und Bonusauswahl. Mein erster Versuch startete auf einer Karte mittlerer Größe, die ich als eher klein für das Genre empfand, daher dauerte dieses Spiel aber auch nicht zu lange. Man startet mit einem Planet und ein paar Schiffen, dann beginnt das übliche Spiel: Neue Schiffe bauen, Forschen, die Planeten bebauen, das Weltraum erkunden, schließlich Diplomatie mit den anderen Rassen, bis dann irgendwann ein schlagkräftiges Militär aufgebaut werden muss und man dafür geeignete Schiffe per Hand designen kann. Es dauert lange, bis andere Planeten eingenommen werden können, aber dann ändert sich der Charakter des Spiels, es wird agressiver.
Planeten gibt es in unterschiedlichen Größen und Typen, es gibt verschiedene Arten lebensfeindliche Planeten, für deren Kolonisierung jeweils erst eine durchaus teure Technologie erforscht werden muss. Das scheint sich zu lohnen, die so erreichbaren Planeten sind generell eher groß, bieten also viel Platz für Gebäude.
Events und Mega-Events fordern den Spieler oder helfen. Während einem Krieg mit einer militärisch überlegenen Zivilisation, den ich dank der nicht zu intelligenten KI (auf einem der leichteren Schwierigkeitsgrade) in eine Patt-Situation mit leichtem Gewinn für meine Seite geführt hatte, erschien plötzlich ein Fenster und schrieb, dass meine Scouts ein Alien-Schiff gefunden hätten. Dieses war mächtig genug, den Krieg im Alleingang zu gewinnen.
In meinem zweiten Spiel sind dagegen Dread-Lords aufgetaucht, feindliche Aliens mit unfassbar mächtigen Schiffen, die inzwischen versuchen meine Planeten einzunehmen. Also musste ich die Forschung umstellen und habe schließlich einen Dread-Lord-Hunter konstruiert, ein großes teures und gut bewaffnetes Schiff, das mit etwas Glück ihre Schiffe zerstören kann und gerade auf mehreren meiner Planeten produziert wird. Ich kann nur hoffen, dass dieser Plan funktioniert, ich fürchte die Bedrohung zu lange ignoriert zu haben.
Diese Events sind ein zweischneidiges Schwert, denn zwar machen sie das Spiel unvorhersehbarer und damit interessanter, aber sie können auch ziemlich frustrierend sein, wenn durch sie alle Flotten verloren gehen oder vermeintlich loyale Planeten plötzlich zu einer sich per Mega-Event neu gründenden Zivilisation überlaufen.
Natürlich sind sie zu Beginn eines neuen Spieles deaktivierbar.
Alles in allem ist es ein sehr gutes Spiel, wenn man dem Genre etwas abgewinnen kann. Bald soll der dritte Teil der Reihe veröffentlicht werden - wenn der das alte Spiel in neuem Gewand und mit weiteren Verbesserungen ist, wird er mir sicher gefallen. Leider scheint selbst dafür keine Linux-Version geplant zu sein.