Während der freie Treiber für Radeon-Grafikkarten in Spielen einen Riesensprung gemacht hat, hängt alles drumrum weiterhin Windows um Lichtjahre hinterher. Es gibt keine Programme, um komfortabel die Grafikkarte zu übertakten, keine, um die Lüfter zu kontrollieren, keine um auch nur komfortabel die Informationen der Grafikkarten zu beobachten. Dachte ich. Nur stimmt das nicht mehr.
Das Programm radeon-profile kann nicht übertakten, aber es kann die anderen Dinge: Die Grafikkarte beobachten, kontrollieren, und ab Kernel 4 kann es auch die Lüfter steuern.
Auf der ersten Seite kann zwischen den verschiedenen dpm-Profilen umgestellt werden. DPM unterstützt drei Modi: Batterie, Ausgewogen und Leistung, und für jeden Modus dann nochmal, ob je nach Auslastung automatisch zwischen der hohen oder der niedrigen Taktung ausgewählt wird, oder ob man das selbst setzen möchte.
Im zweiten Tab zeigen Graphen den Nutzungsverlauf der Grafikkarte an, wie warm sie war, mit welchem Takt sie lief, und das mit welcher Spannung. Zusammengenommen wird so schnell klar, ob die Karte so läuft wie sie soll.
Die folgende Lüftersteuerung ist das, was Linux so lange gefehlt hat. Es ist nicht radeon-profile, das die Lüftersteuerung ermöglicht, wenn ich das richtig sehe sind es Patches von Oleg Chernovsky von Anfang des Jahres. Dementsprechend war der Reiter bei mir erst aktiv, nachdem ich für mein Ubuntu 14.04 einen neueren Linux-Kernel installiert hatte – ich wählte relativ zufällig 4.0.9 aus Ubuntus Kernel-PPA, wobei von dort das linux-image, der linux-headers*_all und linux-headers-*-generic* installiert werden muss. Aber radeon-profile stellt eine gute Oberfläche bereit, mit welcher der Lüfter entweder manuell auf eine Geschwindigkeit gesetzt oder ihm eine Fankurve vorgegeben werden kann. Es macht die Funktion zugänglich.
Den vierten Reiter Exec dagegen habe ich nicht verstanden.
Nun fehlt noch die Möglichkeit, AMDs Overdrive zu kontrollieren, und später noch Takt und Spannung freier festzulegen. Das ist sicher etwas, was dieses kleine Programm nicht bewerkstelligen kann, sondern müsste jeweils vom Treiber unterstützt werden. Bin gespannt, wann auch das beim freien Linux-Treiber ankommt.
Radeon-Profile ist nicht neu, aber es hat mehr Aufmerksamkeit verdient. Testet es an, und wenn es gefällt, freut sich der Entwickler sicher über einen Github-Stern.