Stargate
Monday, 9. January 2017
Stargate ist mehr als eine Serie. Drei Serien und drei Filme sind in diesem Universum entstanden. Darunter war mit SG1 eine der ersten Serien, die ich für eine Weile relativ regelmäßig im Fernsehen sah – und kürzlich die Lücken füllte. Daher ein Rückblick, was das eigentlich war.
SG1
Was für eine Serie. In Stargate-SG1 steckt viel drin. Vor allem aber ist es viel Historie. SG1 ist im Vergleich zu modernen Serien verdammt angestaubt, es wirkt wie aus einer anderen Zeit – weil es aus einer anderen Zeit ist. In der Serie sind alle Protagonisten Helden und Freunde. Das kritische Bild des Militärs, das im Stargate-Film noch steckte, ist weggespült, ersetzt durch das Feindbild des Staates im Staat. Überall, wo heute das Potential für Konflikt, Drama und Spannung genutzt würde, ist bei SG1 im Stile der 90er noch Friede, Freude, Eierkuchen.
Dass SG1 trotzdem funktioniert liegt genau an dem, was die Serie heute altmodisch macht. Die vier Freunde, die heldenhaft in Abenteuer ziehen – das ist heimelig. Die Schauspieler sind sympathisch und selbst Nebencharaktere bleiben konstant in der Serie und bieten Wiedererkennungswert. Auch sind viele der Kurzgeschichten gut geschrieben. Beste Folge: Wenn O'Neil und Sam in einem Lügendetektortest scheitern, weil die offizielle Geschichte – und die, die der Zuschauer die Folge vorher gesehen hat – auslässt, dass sie aus emotionalen Gründen aufeinander gewartet haben. Aber auch wieder typisch: Diese Liebesgeschichte wird immer mal wieder ausgekramt (Zeitreisen, alternative Universen, Geister, Überlebensstories), bleibt dann aber wieder im Hintergrund, nichtmal nach dem Reboot der Serie und dem Weggang von Richard Dean Anderson wird da ein ordentlicher Schlusspunkt gesetzt.
Auch typisch sind die Antagonisten. Es gibt zwei: Erstmal die Oberbösen, Goa'uld wie Baal und Anubis. Sie sind böse böse böse und wollen das Universum beherrschen, weil sie böse sind. Dann gibt es die internen Antagonisten, gesteuert vom Staat im Staate, die sind dann immer Zerrbilder, weil ihre Motivation noch unverständlicher ist und ihr Handeln aufreibend, nervig. Die werden besonders dann problematisch für die Serie, wenn eine der Figuren später als positiver Charakter genutzt werden soll – dann ist die Verwandlung abrupt und zeigt das vorige Desaster nur noch deutlicher.
SG-1 schrieb sich nach dem Reboot mit teils neuen Schauspielern in eine blöde Ecke. Die Goa'Uld wurden durch die Ori ersetzt, neue, noch mächtigere Überfeinde. Allerdings so mächtig, dass man mehrere Staffeln dabei zugucken durfte, wie die Menschheit und SG1 keine Chance hat, aber natürlich doch gewinnen muss, indem es den heiligen Gral findet. Gleichzeitig die Fortführung des albernsten Storypunktes von SG1, des Aufstiegs in eine Energieform. Vermischt mit Merlin und Mittelaltersagen wirkte die Serie dann nur noch albern, was eine Leistung ist, wenn die vorherige nicht-alberne Prämisse "Pyramiden waren Landeplätze für Aliens" war. So dümpelt die Serie dann aus.
Atlantis
Atlantis ist SG1. Es ist der gleiche Typ Serie mit anderen Schauspielern. Es gibt andere Bösewichte, Ausgangspunkt ist nicht mehr die Erde, aber im Grunde ändert sich nicht viel. Es sind immer noch heroische Freunde, die ohne Verluste unglaubliche Abenteuer bestreiten.
Ein neuer Antagonist kommt hinzu: Der selbstverschuldete Ausgestoßene. Das passiert zweimal und dient dann immer als zusätzliches Futter für die Story bis zum Staffelfinale. Auch ist die Serie etwas düsterer, die CGI-Szenen besser und umfangreicher.
Problematisch ist die Besetzung des Teams: Weil es wie bei SG1 sein muss, können es ja wieder nur vier sein. Diesmal gibt es also Soldat, Wissenschaftler und zwei einheimische menschliche Aliens, wobei Ronon Dex wohl Teal'c ersetzen sollte und Teyla die empathische Seite von Daniel Jackson. Das Problem ist nun, dass immer, wenn es ein technisches Problem gibt (jede zweite Folge) der Wissenschaftler, Dr. Rodney McKay, dieses lösen muss. In SG1 konnte da noch zwischen Daniel und Sam gewechselt werden und die Autoren nutzten Kniffe, um Teal'c oder O'Neil zum Träger der Lösung zu machen. Atlantis macht da zwar später ein paar Witze über sich selbst, aber das hilft dann auch nicht darüber hinweg, dass besonders dieser Aspekt ziemlich eintönig und vorhersehbar wird, und wenn man das über eine Science-Fiction-Serie sagen darf: unglaubwürdig.
Nach SG1 stößt mir in Atlantis das Heldenhafte aber auch wirklich auf. Die letzte Folge ist da wirklich exemplarisch. Sie alle sind bereit, für die gute Sache zu sterben, unternehmen Kamikaze-Missionen, handeln selbstlos. Natürlich passiert ihnen nichts und wenn doch, dann gibt es ein rettendes Deus Ex Machina. Etwas unfair gegen Atlantis, SG1 war da kaum besser, aber nach zehn Staffeln davon reicht es eben.
Nett ist, viele bekannte Scifi-Schauspieler wiederzusehen. Beispielsweise kommt später Jewel Staite dazu, Michael wird von Connor Trinneer gespielt, der später bei Enterprise dabei (und toll) war, und Robert Picardo (der Doktor aus Voyager) bekommt nach dem Antagonisten-Zerrbild in SG1 in Atlantis seine Verwandlung zum Menschen. Amanda Tapping (Sam) wird nach SG1 hier wieder eingesetzt (was der Serie sehr hilft).
Atlantis lief kürzer als SG1, bekommt aber ein etwas würdigeres Ende in der Serie selbst. Dafür gibt es keinen Abschlussfilm.
Universe
Und mit Stargate Universe verlassen wir die Neunziger. Alles, was an Stargate angestaubt und schlecht war, wird in Universe verbessert. Eindimensionale Abziehbilder werden durch komplexe, sich wandelnde Charaktere ersetzt. Aus dem Wissenschaftler als wandelnde Storyrettung wird ein machthungriges, nicht vertrauenswürdiges Sicherheitsrisiko (großartig: Robert Carlyle, samt Akzent). Aus dem vertrauenswürdigen Militär – vertreten durch grundsympathische Großväterchen oder Vaterfiguren – wird Colonel Everett Young, ein Anführer, der im Machtkampf mit dem Wissenschaftler zuerst wie eine Lichtfigur wirkt. Betonung auf zuerst.
Man kann jede Macke in der Schreibe von Stargate hier aufgelöst wiederfinden. Aber auch Kameraführung, Inszenierung, Kostüme und Dekoration sind hier, vier Jahre nach dem Ende Atlantis, eine ganz andere Klasse. Atlantis war die direkte Kopie von SG1, Universe die Modernisierung, mit einer guten Prise Battlestar Galactica darin. Und klar: Als richtig tolle Serie lief Universe nur zwei Staffeln und bekam eines der beschissensten Serienenden seit Firefly und Angel, nämlich wie die: keines.
Zusatz: die Filme
Drei Filme gibt es: Der erste ist Stargate von 1994, auf dessen Konzept die Serie basiert. Kurt Russel ist darin, es ist also nochmal eine andere Liga als die Serie. Dann gibt es zwei Fortführungen: Continuum, mit dem die originale SG1-Geschichte abgeschlossen wird. Es ist gleichzeitig ein okayer Film und einer, der natürlich scheiße ist, so wie alle Filme scheiße sind, deren Geschichte auf Zeitreisen beruhen. Und schließlich Ark of Truth, mit dem die Ori-Geschichte abgeschlossen wird. An sich nicht besser, aber wenigstens keine Zeitreisen, dafür leidet er unter allem, was die Ori-Story schon in der Serie belastet hat.
Fazit
Also: Stargate ist widersprüchlich. Billige Unterhaltung, nette Charaktere, ein riesiges Scifi-Universum mit dem Potential für tolle Geschichten. Dementsprechend mit einigen tollen Folgen, aber auch vielen mittelmäßigen und bei SG1 am Ende gar mit einem grundsätzlich nicht mehr funktionierenden Storyrahmen. Stargate Universe war etwas ganz anderes und viel besser, aber auch die Serie mit dem geringsten Erfolg und ist aufgrund des fehlenden Endes heute unbefriedigend. Ich glaube, dass Stargate (SG1 und Atlantis) so richtig als klassische TV-Serie funktioniert hat und eben auch nur deswegen funktionierte. Die Zuschauer konnten sich mit den Helden anfreunden und wurden dann in den wöchentlichen Folgen regelmäßig ordentlich unterhalten. Nichts schlechtes, aber fast bedeutunglos neben der ideologischen Größe eines Star Trek oder der Spannung von Battlestar Galactica.
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