Mein letzter Test verschlüsselnder Messenger für Android war nicht sehr erfolgreich. Mit Ring und Tox taugten zwei der drei Kandidaten nicht, und Kontalk ist zwar nett, aber ihm fehlen mir wichtige Funktionen wie Telefonie. In den Kommentaren wurde Riot als Alternative vorgeschlagen, das ich mir inzwischen näher angesehen habe.
Riot ist ein Messenger mit Chaträumen. Wer einmal IRC oder hippe Abwandlungen wie Slack benutzt hat wird sich schnell zurechtfinden. In den Chaträumen sitzen die Nutzer und können miteinander reden. Riot baut hierbau auf Matrix auf, und Matrix wiederum ist ein Protokoll, mit dem solche dezentralisierten Internetanwendungen gebaut werden können. Für den Nutzer ist das aber erstmal ziemlich irrelevant, wenn es denn funktioniert.
Und das tut es. Riot ist schlicht ein guter und vor allem kompletter Messenger. Als IRC-Ersatz wirkt es komplett einwandfrei, die Chaträume funktionieren und es gibt Nutzer. Als privater Messenger wird es ein bisschen komplizierter. Die UI versucht diesen Anwendungsfall zu unterstützen, am Ende landen die zwei Nutzer dann aber doch wieder sichtbar in einem Chatraum. Das macht nichts kaputt, ist nur ein bisschen verwirrend, ein UI-Problem. Dafür funktionierte alles: Das Hinzufügen der Nutzer, das Schreiben, das Empfangen von Nachrichten. Sogar Sprach- und Videotelefonie klappte, stabil, wobei die Auflösung des Videos nicht toll war.
Dabei konnte ich keine Trafficexplosion beobachten. Das ist kein Wunder, denn Matrix ist kein P2P-Protokoll für die Nutzer, sondern ein Protokoll in dem jeder Nutzer seinen eigenen Hauptserver hat (siehe FAQ) und die Server miteinander reden lässt. Für einen mobilen Messenger ist das sehr viel besser, denn P2P ist Gift für trafficbeschränkte Mobilfunknetze und die Akkulaufzeit.
Man kann bei Riot tiefer hinabsteigen, und dann wird es für Poweruser richtig interessant. Denn durch Matrix unterstützt Riot Bridges, um Räume in anderen Netzwerken zu spiegeln – ähnlich wie ich das mit Matterbridge für Gitter-IRC gemacht habe. Für IRC wird das viel verwendet, und wer einen der populären Chaträumen in Matrix beitritt bekommt dann schnell eine Nachricht vom IRC-Kontrollsystem. Von meinen früheren Erfahrungen auf dem Desktop mit dem Projekt, als Riot noch Vector hieß, weiß ich auch, dass sowas recht einfach einzurichten war.
Doch Moment: Verschlüsselung, viele Teilnehmer und verschiedene Protokolle? Wie hat Riot die ganzen Probleme damit aufgelöst? Antwort: Haben sie nicht. Riot unterstützt Verschlüsselung, doch erst seit kurzem. Sie muss manuell für jeden einzelnen Raum angemacht werden. Das ist also nicht der gleiche Sicherheitsstandard, den Ring, Tox, Kontalk und ihre Konkurrenz haben. Das ist sogar schlechter als was Whatsapp behauptet zu tun, Backdoor hin oder her. Für mich ist das ein massiver Kritikpunkt.
Doch insgesamt ist Riot ein ordentlicher Messenger. Bis auf die nicht standardmäßig aktivierte Verschlüsselung gibt es nichts dran auszusetzen. Besonders wenn Gruppen miteinander reden sollen ist es sicher eine gute Wahl. Ich persönlich habe mich inzwischen mit Kontalk und seinen Sprachmemos ziemlich arrangiert, werde Riot aber installiert lassen – es wird für uns vielleicht Skype ersetzen können, das ich ja auch nicht regelmäßig benutze.