Saroo ist ein kleiner Junge, der in Indien in ärmsten Verhältnissen lebt. Eines nachts überredet er seinen Bruder, mit ihm zum Arbeiten in die große Stadt zu gehen. Und dort verirrt er sich. Es verschlägt ihn in eine völlig andere Stadt, so weit entfernt, dass die Bewohner größtenteils nichtmal seine Sprache sprechen. Das Zuhause ist verloren.
Heimat, das ist wohl das Kernthema. Die verlorene Heimat nagt an Saroo auch später, als er in wesentlich besseren Verhältnissen lebt. Ohne zu sehr zu spoilern: Der Film hat mehrere Phasen. In der ersten wird sein Leben mit seiner Familie gezeigt. Danach das Verlorensein in Kalkutta, und das ist schrecklich. Die Stadt ist ein furchtbarer Ort voller schrecklicher Menschen; ein Moloch, in dem die Menschen ihn größtenteils in die Sklaverei verkaufen wollen und niemand hilft. Erst recht nicht die Polizei, oder die Heime, die Gefängnisse samt Misshandlungen der Kinder durch die Wärter sind. Doch auch nach der Rettung - in der zweiten Hälfte - ist Saroo nicht gerettet, denn ihm wird bewusst und er leidet daran, dass er seine Familie finden könnte.
Es ist ein trauriger und bewegender Film, der zwar keinen Oskar gewonnen hat, aber es vielleicht verdient gehabt hätte und nicht umsonst nominiert war. Die zweite Hälfte ist arg anders als die vorherige, und die reingemischte Spiritualität empfand ich als aufgesetzt und unnötig, so wie dann nicht mehr jede Handlung und jedes Gespräch nachvollziehbar sind. Doch eigentlich ist das ganz egal, denn das Gefühl des Verlorenseins bleibt präsent.