Und jetzt mal was ganz anderes. Als relativ frischer Katzenhalter bin ich überrascht, wie intelligent und unterschiedlich Katzen sind.
Erstmal Intelligenz: Ich wusste nicht, dass Katzen apportieren können. Und das sogar gerne machen, es war absolut leicht es ihr beizubringen. Und sie mag Rituale: Aus irgendwelchen Gründen hat meine gelernt, nach der Dusche (also, meiner) auf das Waschbecken zuspringen und dort laut zu miauen, bis sie dann auf meine Schulter springen kann. Dann wird sie auf der Schulter durch die Wohnung getragen, bis das Fenster aufgemacht wird, woraufhin sie auf die Fensterbank wechselt. Natürlich ist das Verhalten, das ich ihr ermögliche, aber es war garantiert nicht meine Idee.
Nebenbei, dieses auf der Schulter zu verweilen kam für mich auch unerwartet. Ich dachte, das gibts nur in Zeichentrickfilmen. Aber tatsächlich ist es ihr bevorzugter Transportmodus, mit dem ich sie auch durch die Stadt tragen kann. Mag komisch aussehen, ist mir aber egal, ich lebe eh im Ausland.
Nochmal Intelligenz: Kürzlich kam Familie zu Besuch. Ich bemerkte die Ankunft vor dem Klopfen, weil die Katze es mir verriet. Als unten die nicht abgeschlossene Haustür ging stand sie, vorher auf meinem Schoß verweilend, auf und lief zur Wohnungstür. Das war absolut ungewöhnlich, denn normalerweise hebt sie höchstens den Kopf wenn unten die Tür geht. Sie hatte also entweder die Familienmitglieder erkannt, die sie zuletzt als Jungkatze vor drei Monaten gesehen hat, oder sie bekam durch mein Verhalten mit, dass ich Besuch erwarte, oder sie merkte zumindest, dass da nicht die üblichen Nachbarn auf der Treppe sind. Egal was es war, ich war beeindruckt.
Es bleibt der Charakter. Meine Mitkatzenhalterin ist in der Hinsicht von der neuen Katze etwas enttäuscht. Denn sie ist es aus ihrer Kindheit gewohnt, eine absolut passive Schmusekatze zu haben, die man streicheln und aufheben kann wann immer man will, der man gar Babykleidung anziehen und sie in einen Puppenwagen legen kann. Versuchte man das mit meiner, hätte man eine blutige Hand und zerfetzte Kleiderreste. Diese Heftigkeit überraschte auch mich, denn ich war genauso mehr an altersmilde Schmusekater gewöhnt. Die neue Katze ist sehr wechselhaft: Mit mir verbringt sie viele Stunden vor dem Computer, schnurrend und sich streicheln lassend. Sind aber andere da, wird sie vorsichtig. Berührungen zum falschen Zeitpunkt führen zum Kralleneinsatz, wobei ihr das schon massiv abtrainiert wurde. Das gilt größtenteils für Fremde, aber auch ich kann mir nicht alles erlauben.
Sie schwankt also zwischen dem Dasein einer Schmusekatze und dem Charakter eines wilden Tigers, hat aber trotzdem eine klare Menschenprägung. Auch das ist eine Form von Intelligenz, soziale, und komplizierter als ich erwartet hätte.
Außerdem gibt es Anzeichen für Besitzergreifung. So hat sie eine Stoffkuh, ein Katzenspielzeug, mit dem das eingangs erwähnte Apportieren funktioniert. Diese Kuh trägt sie regelmäßig mit sich herum, legt es z.B. in die Nähe ihrer Schlafstätte. Vorhin lag die Kuh auf meinem Kopfkissen, jetzt ist sie nicht mehr zu sehen. Das könnte sie auch mit anderen Dingen machen, aber das ist eben selten, manchmal bringt sie mir den Schwamm aus dem Waschbecken (worüber ich natürlich hocherfreut bin). Strümpfe, Schlafanzug, Hausschuhe - außer ihrer Kuh wird fast nichts angerührt. Ich denke, sie hat verstanden, dass es ihr eigenes Spielzeug ist. Das kenne ich höchstens von Hunden.
Es gibt noch so viel mehr. Das Jammern, wenn sie vom Küchentresen muss, ist ein ganz anders, als wenn sie vom Esstisch fliegt. Auf dem Küchentresen will ich sie wirklich absolut nicht sehen, viel zu gefährlich (Gasherd), der Esstisch wäre mir fast egal. Den Unterschied merkt sie. Die Begrüßung beim Nachhausekommen ist auch so etwas, wo sie bei etwas längerem Alleinsein klar ihre Freude zeigt, sich Hochheben lässt und nur noch mehr gestreichelt werden will. Sie mag die Ikeatüte, sie mag Kartons, aber warum sie den Karton in die Ikeatüte schob bevor sie sich in ihn setzte, das weiß auch nur sie:
Im Video passiert sonst übrigens nichts besonderes. So wie es für die Bilder in diesem Artikel keinen anderen Grund gibt, als dass wenn man schon Katzencontent bringt, man auch Katzenbilder zeigen kann.
In kurz: Ich mag Katzen, schon immer. Aber jetzt mit einer lebend wird mir klar, dass die Viecher nochmal intelligenter und sozialer sind als ich ahnte. Die Katze als antisozialer Alleingänger ist ein Ammenmärchen, wir könnten sie ohne weiteres wie Hunde betrachten und halten.