Die Kobo-Bücherhalde
Wednesday, 4. April 2018
Mein Kobo wurde in letzter Zeit wieder mehr benutzt, der Pendelei und einigen Reisen sei Dank. Dabei durfte ich feststellen, dass in den Humble Bundles, mit denen ich ihn hauptsächlich befüllt hatte, doch neben einigen interessanten Büchern auch ziemlicher Mist dabei war. Daneben waren auf dem Kobo noch einige epubs aus anderen Quellen, teils bessere, aber auch da mochte ich einiges nicht. Da ich schon lange keine Besprechungen mehr gepostet habe verpacke ich nun alle fehlenden in Kurzreviews: Ich werde durch die Liste im Kobo gehen und jedes Buch kurz beschreiben. Sammlungen von Kurzgeschichten lasse ich aus (wobei da manche echt toll waren, die Robotergeschichten von Isaac Asimov beispielsweise).
Ein Schlußstrich, um danach bessere Bücher wieder richtig in den Blog zu packen.
Roger Zelazny: Damnation Alley
Hell Tanner soll Medikamente von der Ostküste nach Westen bringen. Das Problem: Die Welt ist weitestgehend zerstört, auf dem Weg lauern Monster und Menschen. Tanner geht auch nicht freiwillig, er wird gezwungen. Das Buch war kein Mist, sondern eine schön dystopische Roadstory, vielleicht etwas grob.
Alfred Bester: The Deceivers
Alfred Bester hat einen Hang zu Trash-Science-Fiction, Pulp vielleicht schon. Baute aber schon in "The Stars my Destination" ein tolles Universum auf. The Deceivers wirkt weniger roh, aber ist mehr noch komplett absurd - trotzdem nett zu lesen.
Donna Tart: Der Distelfink
Ein 800-Seitenroman, der viel zu lang ist. Theo verliert seine Mutter und stiehlt gleichzeitig ein Gemälde, das ihn dann wohl Dorian Gray mäßig negativ beeinflusst, nur ohne Magie. Unterteilt in mehrere Abschnitte, wovon mindestens einer (der in Kalifornien) ziemlich unterträglich verhunzt ist. Seltsame Auflösung, chaotisches Ende. Ich mochte es nicht besonders.
Bryon Preiss: Dragonworld
Weil böse Mächte intrigieren stehen zwei Länder am Rande eines Krieges. Eine verstoßene Hobbit-Figur aus dem zurückgebliebenen der beiden Länder muss den Krieg verhindern. Daher gibt es Intrigen, Magie, Erzfeinde und Helden. Sehr sehr simpel, sogar für das Genre - aber als Kind hätte es mir gefallen.
Christian Kracht: Imperium
Schwierig. Irgendwas mit deutscher Kolonialgeschichte, einem geistige verwirrten Leprakranken und Kokosnüssen. Stellenweise unerträglich eklig. Sicher literarisch wertvoll, irgendwo, wenn man will.
Kate Elliott: Jaran
Eine Zukunftsfrau verschlägt es auf einem fernen Planeten unter Wilden. Dort muss sie überleben, Emanzipation verbreiten, sich durch den Stamm vögeln um einen edlen wilden Dschingis Khan zu erobern, bzw. natürlich nicht, sondern um von ihm erobert zu werden. Nicht viel mehr als eine Sexfantasy für Teenagermädchen, allerdings mit einem an sich interessantem Scifi-Universum drumherum. Dafür gibt es eine Zielgruppe?
Ken Bruen: Kaliber
Ein Krimi in England. Aber nicht Sherlock Holmes, sondern kriminelle Polizisten und ein Manieren einfordernder Serienmörder. Gut! Auch wenn ich es übertrieben und etwas künstlich fand. Aber moderne Krimis scheinen nunmal so zu sein.
Liza Cody: Lady Bag
Eine Obdachlose rafft sich nochmal auf, um es ihrem Ex heimzuzahlen, der sie ausgenutzt hatte. Man muss es als Beobachtung der Obdachlosenwelt lesen wollen, aber gleichzeitig die völlig absurde Geschichte verkraften. War nicht völlig verkehrt, aber an dem Spagat muss jeder Leser scheitern.
Ken Bruen: London Boulevard
Eine etwas übertriebene Geschichte um einen Kriminellen in London. Ja, ähnlich wie Kaliber. Aber hier folgt man einem gerade aus der Haft entlassenen Grobian, der daraufhin durch die kriminelle Unterwelt wandelt und seltsamen Personen begegnet. Auch wieder nicht wirklich schlecht.
Gerbrand Bakker: Oben ist es still
Ein alter schwuler Bauer muss sich von seinem sterbenden Vater verabschieden, den er hasst. In Retrospektiven erzählt er von seinem Leben. Das eigentliche Thema ist wohl Einsamkeit. Oder Bauern.
Octavia E. Butler: Parable of the Sower & Parable of the Talents
Dystopie, mal wieder. Die USA versinkt in Chaos und Anarchie. Lauren Oya lebt in einem Zusammenschluss ("gated community"), der im Chaos drumherum natürlich nicht bestehen kann. Daher erschafft sie ihre eigene Religion. Gerichtet an Preppers, also an die teils leicht verwirrten, die das Ende der Zivilisation kommen sehen. Beachtenswert für die Menschenbeschreibung im Chaos, die sind nämlich mehr Zombies als Menschen, wohl nötig fürs Szenario, aber auch ziemlich daneben. Zuviel Leiden, zu vorhersehbar, nicht durchlesbar. Bleibt aber im Kopf.
Diana Pharao Francis: Path of Fate
Götter, Magie, eine Heldin und ein überschaubarer Plot: Wieder eine Intrige, die zwei Länder in den Krieg führen soll. Ein bisschen viel Aufleveln der Heldin im kurzen Verlauf der Geschichte. Weniger simpel als Dragonworld, aber auch nicht mehr als Pfützentief.
Roger Zelazny: Chaos and Amber & The Dawn of Amber & To Rule in Amber & Shadows of Amber
Das ist ja so etwas, womit ich keine Erfahrung habe: Science-Fiction als mittelklassige Serie. Gibt es sowas bei den Amis öfter? Hier ist der Inhalt mit sehr viel absurdem in einem sehr abgehobenen, aber auch originellen Universum in nie ganz komplette Geschichten verpackt, was wohl zum Weiterlesen animieren sollen. Funktioniert auch, man fühlt sich aber beim Lesen nie richtig gut.
Robin McKinley: Sunshine
Was besonderes. Die Autorin deckt hier Schritt für Schritt SciFi- und Fantasy-Element ihrer Welt auf, die anfangs so wirkt als sei es die unsere und es ginge um des Leben einer Bäckerin. Zeigt das Talent der Autorin. Aber dabei verwandelt sich die Geschichte in eine Vampirgeschichte, in der es um die auf dessen Penis fixierten Erotikträume der Protagonistin geht. Schade, hätte was sein können, wäre es nicht Schrott geworden.
Julian Barnes: Vom Ende einer Geschichte
Das Buch habe ich zweimal gelesen, das beim zweiten mal aber erst gegen Ende bemerkt. Das ist kein Kompliment. Der Protagonist erinnert sich an eine Liebesaffäre und an Personen aus seiner Jugend. Diese Erinnerung kollidiert dann mit der Realität. Guter Roman um zu zeigen, dass man Erzählern nicht blind trauen darf. Schlechter Roman um ihn zu lesen, denn die Geschichte ist im Grunde ein Idiot Plot - sowohl die Frau als auch der Protagonist sind zu doof um miteinander zu reden. Der Protagonist ist debil, die Frau eine Furie. Die intendierte Botschaft zieht nicht, aus dem Irren des Protagonisten entsteht keine wertvolle Neubetrachtung der eigenen Erinnerungswelt. Stattdessen ist es nervig, beide male.
Gerard Donovan: Winter in Maine
Richtig toll! Ein als Erzähler sympathischer Mann lebt etwas vereinsamt im Wald. Man erfährt von seinem Leben, seinem Vater, der Liebe zu Büchern und Shakespeare. Dann tötet jemand seinen Hund. Ich will nicht zu viel spoilern, aber der Kniff ist, dass man als Leser vor sich selbst erschrickt. Ganz groß.
Elizabeth Hand: Wylding Hall
Beachtenswert vor allem für die Form. Die Geschichte wird nämlich in Interviews erzählt, welche die Charakter nacheinander, sich wiederholend und sich auf vorherige Aussagen beziehend abliefern. So baut sich dann eine Gruselgeschichte um eine Folk-Band auf, das für eine lange Albumaufnahme in einem großen Anwesen eines abgelegenen Dorfes gewohnt hat. Die eigentliche Geschichte ist dann langweilig und wird schnell vorhersehbar.
Ein Problem wird sein, dass ich schon ziemlich viel gelesen habe. Aber das was in diesen Humbles Bundles verpackt wurde kommt aus einer anderen Welt, und kollidiert ziemlich mit meinen Ansprüchen. Andererseits waren diese klassischen Science-Fiction-Geschichten von Bester, Zelazny und Asimov im ersten Bundle schon toll, und reguläre Literatur wie "Oben ist es Still" habe ich etwas über. Aber gut, mit Büchern aus beiden Lagern bin ich jetzt erstmal durch.
In Zukunft will ich bewusster auswählen - ich will Louis Begley auf der einen und Dune auf der anderen, gute Literatur und gute Science-Fiction oder Fantasy, keinen mittelmäßigen Quatsch. Selbst wenn der unterwegs besser ist als nichts.
onli blogging am : Mein Ärger mit dem Kobo Glo HD
Vorschau anzeigen