Mexiko als immer weiter in Gewalt und Korruption versinkender gescheiterter Staat erlebt natürlich auch Momente der Hoffnung. Derzeit ist Wahlkampf, es geht um das höchste Amt: Der Präsident wird neu gewählt. Das ist natürlich hochbrisant in einem Land, in dem ganze Landteile von kriminellen Banden (den Narcos) kontrolliert werden, die aber vor allem auch seit Jahren in die Politik drängen und wohl inzwischen das politische System, die Polizei und das Militär soweit unterwandert haben, dass im Grunde sie ganz Mexiko kontrollieren - zusammen mit der Geldelite und den verbliebenen korrupten Teilen der Regierung, die nicht direkt Narcos sind.
Andrés Manuel López Obrador ist ein linker Kandidat, der diesen Wahlkampf derzeit zu gewinnen scheint. Das ist höchst erstaunlich: Mexiko hat keine linke Mehrheit, nichtmal (mehr) eine linke Partei. Dazu hat Obrador schon früher kandidiert, und verloren - wobei mindestens einmal ziemlich sicher Wahlfälschung im Spiel war. Diesmal kandidiert er mit einer neuen Partei, ähnlich wie das Macron in Frankreich tat. Seine Führung im Wahlkampf bei einem endlich mal anderen Wahlprogramm, als dem mit dem die konservativen Parteien das Land in die Katastrohpe geführt haben, ist derzeit Mexikos großer Moment der Hoffnung.
Doch was ist in Amerika ein großes Trauma? Das vermeintliche Hoffnungsträger für ihr Land verheerend wirken. Chavez im Süden, Trump im Norden, aber warum nicht auch Kubas Castro dazuzählen? Populismus ist daher ein politisches Schimpfwort, wie auch hierzulande, so absurd das in einer Demokratie auch ist.
Und was macht Netflix in dieser Situation? Veröffentlicht in Mexiko eine Serie über Populisten. In der es zwar nicht um Andrés Manuel López Obrador direkt geht. Aber druckt dann Werbeposter mit seinem Konterfei neben Hugo Chavez (via). Hier im Video zu sehen:
Es ist die eine Sache, wenn sich Netflix eine politische Position zumaßt. Es ist eine andere, wenn diese Position eine Fortsetzung der US-amerikanischen Tradition ist, zugunsten von Diktatoren und Mördern gegen linke Kandidaten vorzugehen.
Mexiko ist für viele hier weit weg. Netflix ist es nicht. Netflix politisches Verhalten dort kann ein Vorläufer für baldige Manipulation in Deutschland sein. Zusammen mit Facebook haben wir dann gleich zwei demokratisch problematische, von fremder Hand gesteuerte und schon jetzt sehr mächtige Medien auch im deutschen Wahlkampf.