Bemerkenswert:
Trevor Noah, schwarzer Moderator einer US-amerikanischen Late-Night-Show, hatte einen Witz über die afrikastämmigkeit der französischen Nationalspieler gemacht: Dass Afrika Frankreich die WM geschenkt habe. Worauf der französische Botschafter empört einen Brief schreibt: Die Spieler seien Franzosen, keine Afrikaner.
Dabei sind sie natürlich beides. Frankreich profitiert auch in ihrer Nationalmannschaft massiv von seiner Kolonialzeit und seinen immer noch bestehenden Kolonien (doch wehe dem, der in Frankreich die damaligen Greueltaten erwähnt, oder die départements et territoires d'outre-mer als Kolonien bezeichnet). Die gemeinten Spieler sind Franzosen, denn so wie Deutschsein nicht vom Blut abhängt ist das in Frankreich, und noch dazu sind sie wirklich in Frankreich geboren und trainiert worden. Und doch haben sie afrikanische Wurzeln und sind daher auch Afrikaner, was nicht verschwiegen werden muss, sondern wodurch der afrikanische Kontinent auf ihre Leistung stolz sein darf.
Die Reaktion des Botschafters ist nur über den Kontext des französischen Naziproblems erklärbar: Aus der rechten Ecke bedeutet ein solcher Witz etwas anders, dort ist der Verweis auf die Afrikastämmigkeit der Spieler als Beleidigung gemeint, als "das sind keine echten Franzosen". Diese Haltung hat der Botschafter wohl verinnerlicht, wenn er einen anderen Kontext nicht mehr sehen kann. Oder aber es ist wirklich das: Dass auch für ihn ein Franzose nicht gleichzeitig Afrikaner sein kann, mit der französischen Staatsbürgerschaft alle afrikanischen Wurzeln ausgetilgt sind. Das würde gut passen: Zum gestörten französischen Verhältnis zur eigenen Kolonialherrschaft, der damaligen wie der heutigen, aber auch zum typisch französischen Verständnis der absoluten Überlegenheit der französischen Kultur, die in ihrem Einflussgebiet alles andere überlagern muss, was als Konsequenz bedeutet dass in den Augen der Franzosen die Kolonisierung ein Geschenk war. Denn nichts anderes könne das Annehmen der französischen Kultur sein als ein Aufstieg.