Ich bin günstig über den Intel Core i5-5675C und ein Z97-Motherboard gestolpert. Eigentlich wollte ich gar keinen neuen Prozessor für mich, sondern dem Spiele-PC der Mitspielerin ein Upgrade verpassen. Der i5 ging dann aber doch an mich, dafür überließ ich ihr meinen AMD FX-8320E.
Doch die Frage war: Wieviel bringt uns das überhaupt? Und wie gut ist der i5-5675C?
Der Broadwell-Prozessor ist fast schon ein Kuriosum, auch deshalb reizte mich der Kauf. Intel hat ihn damals wenige Monate vor der neuen Prozessorgeneration Skylake veröffentlicht und kaum beworben. Seine integrierte Grafik ist stärker selbst als Intels aktuelle integrierte Grafiklösung und durch den ungewöhnlichen 128MB großen L4-Cache erreichte er in vielen Spielen eine besonders gute Leistung. Als AMD dann Ryzen veröffentlichte war der 5675C immer noch schneller als der neue Ryzen 5 1600, obwohl der 2 Kerne und 8 Threads mehr hat und anders als bei den alten FX-Prozessoren diese Kerne auch gar nicht schwach sind. Und er war auch schneller als sein eigener Nachfolger.
Windows allerdings konnte mit dem Prozessor zumindest anfangs nicht besonders gut umgehen, einige Spiele und Anwendungen starteten mit ihm einfach nicht.
Auf der anderen Seite hatte die Mitspielerin bereits einen Phenom II X6 1090T. Diese Phenom-Prozessoren waren bei der Single-Core-Performance kaum schlechter als die Jahre später veröffentlichten FX-Prozessoren in ihrer letzten und besten Iteration. Ich habe mir den FX damals nur geholt, weil ich für Funtoo soviel Zeug kompilierte, da ist er dann eben doch schneller. Aber ich habe nie gemessen wie groß der Unterschied in Spielen ist. Und müssten nicht modernere Spiele mittlerweile den FX-Prozessor mit seinen zwei Kernen mehr doch besser unterstützen?
Also habe ich mich hingesetzt und meine kleine Sammlung AM3(+)-Prozessoren durch ein paar Spielebenchmarks geschickt, bevor ich zum Intel Core i5-5675C wechselte und dort die Benchmarks wiederholte. Grafikkarte war meine Radeon RX 580, die Einstellungen standen in allen Spielen auf Low, es lief die in void Linux zum Testzeitpunkt aktuelle Version des Mesa-Treibers 18.3.3 und das System hatte 20GB Ram. Hier ist das Ergebnis:
Es ist ein erschreckend großer Sieg für den i5-5675C.
Kleine Einschränkung: Shadow of Mordor war bei den AMD-Prozessoren auf 60 FPS beschränkt, der Vergleich mit dem Intel-Prozessor ist invalid (ich hatte vergessen, vblank_mode=0
als Startparameter zu setzen und das erst beim letzten Prozessor angesichts seiner höheren Leistung bemerkt). Aber der Vergleich zwischen dem Phenom II X6 und dem FX-8320E ist interessant, denn der FX ist langsamer. Da der Phenom II X4 965 fast das gleiche Ergebnis erreicht wird hier deutlich, dass dieses Spiel vor allem einen hohen Takt einzelner Kerne braucht.
Ähnlich ist das bei Skylines. Dort erreichten alle AMD-Prozessoren in meiner mittelgroßen Teststadt mit sechzigtausend Einwohnern richtig schlechte FPS, der i5-5675C schlägt sich hier viel besser. Immerhin ist Skylines auch mit einer geringen Bildwiederholrate gut spielbar und der FX schlägt sich besser als seine Vorgänger, auch bei den hier nicht gezeigten minimalen FPS. Der kleine Athlon aber ist offensichtlich bei dieser Stadtgröße und genutzten Mods schon an seiner Grenze.
Im per Photon (3.16-7-beta) laufendem Witcher 3 ist der Athlon II X3 450 dann endgültig überfordert. Ich fand den kleinen Prozessor immer überraschend stark, selbst jetzt noch schlägt er sich wacker, der war damals sogar neu super günstig. Aber Witcher 3 ist wirklich zu anspruchsvoll für ihn. Der FX-8320E dagegen ist hier ziemlich klasse, der Unterschied zu den Phenoms ist relevant, der i5 nicht viel schneller. Ich vermute aber, dass die RX 580 selbst auf diesen niedrigen Grafikeinstellungen mindestens den Intel-Prozessor ausbremst. Klar, das kann sich durch Grafiktreiberverbesserungen ganz schnell ändern.
Ich hätte gerne noch wirklich moderne Spiele getestet, aber ich besitze keine. Die modernsten wie Deus Ex: Mankind Divided und Tomb Raider starten momentan nicht auf meinem System, schuld sind die auf nicht-Ubuntu-Distributionen üblichen openssl-Abhängigkeitsprobleme der Feral-Ports. Und zumindest Deus Ex würde auf den Phenom-Prozessoren sowieso nicht starten, da die benötigte SSE-Erweiterung fehlt.
Mein Fazit soweit ist, dass der Intel Core i5-5675C kein schlechter Kauf war. Bei älteren Spielen ist er den FX-Prozessoren haushoch überlegen. Im Benchmark auf pc-kombo ist er bei Windowsspielen auf dem Niveau des Ryzen 5 1600, daher wird er für moderne Spiele wahrscheinlich so lange ausreichen, bis diese mehr als 4 Kerne/Threads voraussetzen. Die Kompatibilitätsprobleme von Windows erwarte ich unter Linux nicht.
Bei den älteren AMD-Prozessoren fand ich es interessant, ihre schlechte Leistung in Spielen einmal selbst zu messen. Es ist genau wie unter Windows: Wenn Spiele auf wenige Threads setzen sind Phenom- und FX-Prozessoren den kontemporären Intel-Prozessoren komplett unterlegen. Der FX-8320E ist ja die letzte Iteration dieser Serie gewesen, mit allen Verbesserungen seit dem Start mit der Bulldozer-Architektur, wodurch die Single-Thread-Performance mit dem Phenom mithalten kann. Trotzdem sollte der 8320E wohl etwas übertaktet werden um den Vorgänger in jeder Situation zu schlagen. In modernen Spielen ist er dann etwas deutlicher besser, aber ein richtig großer Sprung ist er im Vergleich zum viel älteren Phenom II X6 nicht. Linux als Betriebssystem ändert daran wohl nichts.
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