Mir war vorher nicht klar, wie viele Leute auftauchen würden. Letzten Endes waren es zwischen 8000 (Polizeischätzung) und 15000 (Veranstalterschätzung) Demonstranten, die sich am Samstag in Köln am Neumarkt getroffen haben und dann Richtung Dom gezogen sind. Dort gab es noch eine Abschlussveranstaltung, von der ich aber nur die erste Rede (die gut war) mitbekommen habe.
Viele Plakate, viele junge Menschen, sehr viele Smartphones und Kameras. Es fühlte sich nach etwas Eingewöhnung erstaunlich gut an, mit meiner kleinen Gruppe in der Menge mitzulaufen. Sie war laut, aber nicht aggressiv, hatte gute Parolen und zeigte auf den Plakaten viel Witz. Der Vergleich zu früher mit den "Freiheit statt Angst"-Demos in Frankfurt drängte sich bei dem Thema eigentlich auf, aber die Unterschiede sind dann doch sehr groß. Es ist halt eine neue Generation, die diesmal "Wir wollen keinen Artikel 13" skandiert. Und dabei auf ganz eigene Art eine tolle Demo produziert.
Es gab keinen schwarzen Block und fast keine sichtbare Polizei. Lob dafür – egal, ob das so war weil weniger Demonstranten erwartet wurden oder die Friedlichkeit der Demo richtig erkannt worden war. Es war genau richtig, es brauchte hier kein großes Polizeiaufgebot.
Wie geht es weiter? Keine Ahnung. Ob die Abgeordneten sich beeindrucken lassen? Axel Voss immerhin hat sich genötigt gesehen der Zeit ein Interview zu geben, in dem er über sein hartes Los jammert und gleichzeitig selbstentlarvend zugibt, die Auswirkungen seiner Reform selbst nicht zu überblicken:
Ist das [Teilen eines Artikels] zum Privatgebrauch, dann ist das Hochladen auf den Plattformen autorisiert. ... Ich kann Ihnen als Jurist heute nicht pauschal sagen: Natürlich ist das frei. Solche Beispiele sind schwierig zu beantworten.
Ich glaube, dass durch die Demonstrationen schon sehr deutlich wurde, wie stark sich die junge Generation von diesen Politikern verarscht fühlt und wie unmöglich es ihnen erscheint, dass Leute ohne Ahnung immer noch das Internet kaputtregulieren wollen. So viele sind dagegen – die Politik kann es sich nun entweder mit einer neuen Generation verscherzen und weiterhin von Lobbyisten der Verleger Gesetze diktieren lassen, oder sie kann die Kritiker und Experten endlich ernstnehmen und gleichzeitig auf ihre Wähler hören.
Es gibt nur eine richtige Wahl. Auch wenn Verlage mächtig sind: Seit dem Internet sichern sie nicht mehr die Wiederwahl.
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