Path of Exile
Tuesday, 14. May 2019
Path of Exile (PoE) ist ein kostenloses Hack'n Slay. Es ähnelt Diablo 2 sehr, greift an manchen Stellen gar explizit auf Storyelemente der Genregröße zurück, es hat aber auch viele Eigenständigkeiten.
Erstmal gibt es natürlich wieder Unmengen an Gegner. Die sind in einer Spielwelt verteilt, die regelmäßig neu generiert wird. Portale verbinden diese mit der Stadt und speichern so den Spielfortschritt, in der Stadt gibt es Questgeber und Händler sowie die Truhe für Gegenstände zu schade zum Verkaufen. Aber zuerst muss ein Charakter gewählt werden. Zur Auswahl stehen nicht ganz die üblichen Archetypen, sondern leichte Abwandlungen davon, ironischerweise ist genau das mittlerweile typisch. Ich entschied mich für die oben zu sehende Jägerin (im Spiel Ranger genannt). Ein großes Böse lauert irgendwo, verseucht die Welt und verursacht die Monsterhorde – das ist der reguläre Plot, aber es fehlen die Blizzard-typischen Renderfilme, die aus der ebenso platten Handlung von Diablo 2 etwas mitreißendes gemacht haben.
Aber nun zu den Besonderheiten. Fähigkeiten wie Zaubersprüche und Spezialangriffe beispielsweise werden nicht mit Skillpunkten gelernt. Sie werden gefunden, fallen als Juwelen von toten Gegnern, liegen in Truhen oder sind Questbelohnungen. Um sie zu nutzen müssen sie in die farblich passenden Sockel der angelegten Ausrüstungsgegenstände gelegt werden.
Haben diese mehrere Sockel und sind diese verbunden, können dann zusätzlich Unterstützungsjuwelen eingesetzt werden. Bei meinem Charakter war das sehr wichtig: Die Hauptattacke ist Pfeilregen, der eine ganze Fläche beharkt, verbunden ist er mit einem Schattenklon, der die gleiche Attacke mehrfach nochmal ausführt und sich selbständig seine Ziele aussucht. So konnte ich mich besonders bequem durch die Spielwelt schnetzeln. Trägt man diese Fähigkeiten mit sich herum werden sie im Laufe der Zeit stärker.
Die zweite Besonderheit ist der riesige Fähigkeitsbaum:
Dort werden passive Fähigkeiten gelernt. Es gibt da simple wie erhöhter Schaden und bessere Attributswerte, aber auch seltenere mit großen Vor- und Nachteilen: Beispielsweise erlernte meine Jägerin eine, die ihre Ausweichfähigkeit um 30% erhöht, Energieschild und Rüstung aber ensprechend verringert. Das beeinflusst dann welche Ausrüstung sie nutzen sollte. Die Auswahl erschlägt natürlich, aber es macht schon Spaß einen Pfad auszuwählen und in eine Richtung zu optimieren.
Desweiteren ist das Konzept besonders. Es ist Free2Play ohne Gängelungen, was besonders in Kontrast zu Diablo 2 auffällt, das als Vollpreisspiel ja keine Gängelungen nötig hatte. Und doch waren damals (historisch begründete?) direkt fühlbare Einschränkungen wie beim Platz in der Schatztruhe vorhanden. PoE hat diese nicht im gleichen Umfang und macht die Truhe dann gleich noch allen Charakteren zugänglich, sodass man einfach Gegenstände tauschen kann. Stattdessen ist das Konzept, mit optionalen Mikrotransaktionen Geld zu verdienen. Da sind dann auch Komfortverbesserungen dabei, aber der Großteil ist wohl Kosmetik. Das funktioniert nur wenn Spieler das Spiel mögen und lange spielen, daher wird versucht das Spiel durch regelmäßige Verbesserungen unendlich lange spielbar zu machen. Auf der GDC gab es dazu einen Vortrag:
Wegen dieses Vortrags habe ich das Spiel jetzt überhaupt nochmal angeschaut, vor Jahren war es schon einmal installiert. Zum einen weiß ich von League of Legends (das ich mittlerweile vor Jahren mehrere Jahre gespielt hatte), dass so etwas gut funktionieren kann und sehr spielerfreundlich ist. Es macht Spaß, ein Spiel wachsen zu sehen. Zum anderen hatte ich PoE damals ausprobiert und zwar nett gefunden, aber nicht richtig toll und trotz des Fähigkeitsbaums etwas simpel. Ich war gespannt zu sehen wie es sich seitdem entwickelt hatte.
Tatsächlich erkenne ich nur wenig wieder, zu kurz war die Spielzeit damals. Es fällt aber schon auf wie viele Mechaniken über dem regulären Spiel drüberzuliegen scheinen. Da gibt es hier Portale eines vergesslichen Geistes zu Mini-Dungeons, in denen Stabilisatoren Erinnerungsfetzen freischalten, die dann in einem Nexus auf einer Karte zu einem Pfad zusammenkombiniert werden können, um andere Dungeons mit dem Potential für besonders gute Items zu erreichen. Dann ist im zweiten Akt ein Jäger, der als Begleiter bestimmte Gegner besiegen hilft und sie dann für eine Arena einfängt. Später gibt es dann eine Spielerbehausung, in der Items magische Effekte bekommen können (und mehr? Ich habe mich mit der nicht stark beschäftigt) und eine Mine, die bestimmte Ressourcen braucht um in die Tiefe zu gelangen (=mehr Items). Und das ist noch lange nicht alles.
All das ist sichtbar gewachsen und macht das Spiel schon tiefer, aber es überlagert auch die Hauptstory. Ich habe dazu den Eindruck, dass die vielen Zusatzinhalte das Balancing zerstören. Lange Zeit zumindest ist das Spiel schlicht zu einfach, was auch an den vielen Erfahrungspunkten und besseren Ausrüstungsgegenständen dieser Zusatzbeschäftigungen liegen könnte. Später kommen dann schwierigere Inhalte, aber teilweise unvermittelt. Dass der Trial of Ascendancy schwieriger ist als die vorherige Spielwelt was angesichts des Namens und der Optionalität noch nachvollziehbar. Aber nicht okay fand ich die Unmöglichkeit, bei einem der ersten Bosse des vierten Akts nicht zu sterben, da dort zufällig verteile Feuerbälle auf die Arena niederregnen und meiner Jägerin einfach zu viel Schaden zufügten. Da konnte ich mich durchsterben, aber mit meinem Build (ohne besonders viel Leben oder Elementarschutz) konnte kein Skill der Welt das überstehen. Da war alles zuvor fairer, ein Tod immer meine eigene Schuld in der konkreten Situation.
Vielleicht wird hier langsam auch für mich spürbar, dass es unter Linux mit Proton in diesem Spiel doch noch Einschränkungen gibt. Viele Spielstunden lang lief das Spiel hervorragend. Aber erfahrene Spieler berichten, dass es später rucklig wird. Das Problem sind wohl die Shader: PoE benutzt wohl gerade später davon Unmengen, sie müssen unter Proton aber bei Bedarf gebaut werden, was zu Rucklern führe. Ruckler aber könne man sich später nicht leisten. Immerhin speichert DXVK/Proton sie auf der Festplatte zwischen, leider reicht das bei den vielen Effektskombinationen später wohl nicht mehr. Und tatsächlich bin ich jetzt trotz DXVK_USE_PIPECOMPILER=1
, was etwas zu helfen schien, zuletzt nur wegen eines doofen Rucklers gestorben.
Das ist durchaus schade, denn bis ungefähr Akt 4 lief es fast immer butterweich. Und PoE hebt sich von den anderen modernen Genrevertretern ab, die ich bisher gespielt habe. Victor Vran setzte mehr auf Skillchallenges in der düsteren Spielwelt, was zwar auch Wiederspielwert, aber ein deutlich kleineres Spiel bot. The Incredible Adventures of Van Helsing hatte eine ganze Prise mehr Charme, aber viel weniger Wiederspielwert. Ähnlich Torchlight, das zwar nett ist und gute Spielelemente hat, mich dann aber irgendwann nicht mehr fesseln konnte. Hier wäre noch ein Vergleich mit Tochlight 2 und Diablo 3 interessant, vielleicht in den Kommentaren?
Für meinen Teil bin ich jetzt wohl wieder an dem Punkt angelangt, an dem das Spiel erstmal weiterreifen muss – diesmal bräuchte es keine Spielinhalte, sondern eine innovative Lösung auf Seiten von wine/DXVK/Proton (bis jetzt heißt es allerdings, das Problem sei unlösbar) oder eine native Linuxversion.
onli blogging am : Steam verbessert Shader-Performance durch Pre-Cache unter Proton
Vorschau anzeigen