Und warum das Spiel trotzdem Spaß macht.
Ich mag eigentlich keine bewusst schwierigen Spiele. Es darf herausfordernd sein, aber all die Spiele, die ihren Schwierigkeitsgrad in den Fokus stellen, fand ich bisher Mist. Entsprechend hat mich Dark Souls nie gereizt. Doch dann sah ich vor ein paar Jahren das Let's Play von Jörg Langer und stellte fest, dass mir das Spiel doch gefallen könnte. Und dann läuft der zweite Teil auch noch gut unter Linux und war günstig im Angebot (so wie auch gerade wieder).
Man sieht den Unterschied gut im Vergleich zur Zelda-Reihe. Wer in Ocarina of Time durch die Landschaft lief und einem Gegner begegnet war dem immer überlegen. Der Spielercharakter Link ist:
1. Schneller
2. Hat eine bessere Reichweite
3. Er hält mehr aus
4. Und er reagiert direkt auf die Spielereingaben
Nur für Bossgegner gilt das nicht. Gut zu sehen ist das in dieser Sequenz:
Mit einem Treffer ist der Wolf besiegt, Link hat viel Zeit auf seine Angriffe zu reagieren, vorher läuft der Gegner sinnlos um ihn herum, Links Schwert schlägt fast instantan zu.
Okay, in Breath of the Wild, dem aktuellen Serienteil auf der Switch, sind die Gegner durchaus herausfordernder und erfordern mehr Timing. Aber fast immer gelten die vier Vorteile für Link auch dort.
Doch keiner davon gilt automatisch in Dark Souls.
Hier ist das gut zu sehen:
Der Spielercharakter hält deutlich weniger aus als der Gegner. Der auch noch eine höhere Schlagreichweite hat. Achte zudem darauf, wie das aussieht wenn der Spieler schlägt: Da vergeht Zeit, er holt erst aus, schwingt, bewegt sich dabei nach vorne. Und seine Ausdauer erlaubt es nicht oft zu schlagen, sondern er kann nur wenige Schläge hintereinander absetzen. Entsprechend verliert er diese Begegnung und muss erstmal fliehen, denn er wird von einem(!) Schwung getroffen. Und dabei ist er vorher schon sehr geschickt ausgewichen, der Spieler ist eindeutig kein Anfänger.
Und Thema Anfänger: Das ist nicht das Ende des Spiels. Wer am Anfang die falsche Richtung einschlägt ist in der ersten Spielstunde hier, mit der Anfangsausrüstung und fast ohne jegliche Kampferfahrung.
In dieser späteren Begegnung reicht es für den Youtuber trotz seiner vorhandenen Erfahrung nicht:
In drei Schlägen ist er tot. Was man dabei schwer sieht: Er hat durchaus versucht zu reagieren, konnte es aber nach dem zweiten Schlag nicht. Denn Treffer haben manchmal mehr Auswirkungen, als nur Schaden zu verursachen. Sie können eigene Angriffe unterbrechen, den Charakter zurückwerfen, oder ihn staggern, das heißt zum Wanken bringen und so einen Moment bewegungsunfähig machen. Zusammen mit der knappen, für Schläge und Rollen benötigten Ausdauer werden die Kämpfe so recht komplex.
Wie komplex hängt dabei durchaus vom Gegnertyp ab. Es gibt einige zombieähnliche Gegner, die mit etwas Konzentration problemlos zu besiegen sind, nur in Masse gefährlich werden oder wenn sie von hinten angreifen. Der Ritter hier war besonders stark.
Doch warum macht das trotzdem Spaß? Weil es erlernbar und bewältigbar ist.
Gegner greifen nicht einfach wahllos an. Sie haben ein bestimmtes Bewegungsmuster, das du dir merken kannst. Der schwarze Ritter mit der Keule zum Beispiel ist besonders schwer zu lesen, aber seine Variante mit dem Schwert macht meist einfach drei Schwerthiebe hintereinander. Danach verharrt er. Wer dann schnell die Lücke schließt, zweimal schlägt und wieder wegspringt kann den Kampf gewinnen. Obwohl der Ritter mehr Schaden macht und auch mehr aushält als der Spielercharakter.
Genau das macht nebenbei den kleineren grauen Ritter (Heideritter) so schwierig, denn seine erste Attacke kommt fast ohne Ankündigung, auch seine zweite ist schwer zu lesen und ihr folgt immer direkt ein zweiter kaum zu parierender Schlag. Und du hast ja gesehen, wie schnell du in dem Spiel stirbst.
Doch genau da liegt der Reiz. Dieses Erlernen der Bewegungsmuster geht gar nicht so langsam wie man glaubt. Sondern du machst recht schnell Fortschritte. Wenn dann langsam doch ein paar Seelen von erschlagenen Gegnern zusammenkommen (sie gehen beim eigenen Tod verloren, aber nach dem ersten Tod hat man noch eine Chance sie wieder einzusammeln) und so der Charakter aufgelevelt werden kann, bessere Ausrüstung gefunden wird, sodass dann auch eigene Angriffe Gegner zum Wanken bringen (besonders wichtig ist auch ein Ring, der auch im untoten Zustand nach vielen Toden die maximal verfügbare Lebensenergie fast auf den Maximalwert setzt) sind dann auf einmal Abschnitte beherrschbar, die anfangs unmöglich schienen.
Es gibt noch ein paar Mechanismen mehr, mit denen Dark Souls 2 ein sehr gutes Fortschrittgefühl vermittelt. Dass man Abschnitte immer wieder versuchen kann, dabei durch das Seelensammeln sogar ohne direkten Fortschritt stärker wird und es also irgendwann schaffen wird. Dass die Bosskämpfe meist ähnlich fair wie normale Gegner sind. Die in der Spielwelt verteilten NPCs, die Gespräche führen und immer wieder auftauchen, oder auch in das Startdorf wandern. Oder die vielen Gebiete, die erst später z.B. durch einen gefundenen Schlüssel freischaltbar sind, Geheimnisse nahezu.
Mit ein kleines bisschen Ehrgeiz, um den durchaus harten Einstieg zu überstehen, belohnt das Spiel den Spieler dann sehr. Und das macht dann nochmal mehr Spaß.
onli blogging am : Dark Souls 2
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