Wenn Witcher 3 richtig toll ist: Die Schlacht von Kaer Morhen
Tuesday, 6. August 2019
Witcher 3 spiele ich derzeit wieder, um die Erweiterungen zu erleben. Das ist gar nicht so einfach: Es ist schon ein extrem zeitaufwändiges Spiel. Umso besser dann, wenn das Spiel wenigstens gut ist. Und in der Quest Die Schlacht von Kaer Morhen ist es das. Es ist einer der besten Spielemomente überhaupt. Daher sei sie hier näher beschrieben.
Spoilerwarnung: Ich werde den Quest und damit entscheidende Elemente der Geschichte komplett spoilern. Nicht weiterlesen, wenn du Witcher 3 noch nicht gespielt hast und noch spielen willst.
Die Schlacht ist schon von der Handlung ein zentrales Elemente des Spiels. Endlich ist Ciri gefunden, nach vielen Stunden Spielzeit! Sie wird nach Kaer Morhen gebracht, um sie dort vor der sie jagenden Wild Hunt beschützen zu können. Man sollte erwarten, dass dies das Finale des Spiels ist – aber dem ist nicht so. Es ist nur ein Höhepunkt, das echte Finale noch viele Stunden entfernt.
Das tolle ist: Wer in Kaer Morhen an der Seite der gesetzten Figuren kämpft hängt von den Entscheidungen des Spielers ab. Wurde beispielsweise den Crach-Kindern geholfen, kommt der Sohn vorbei. Ist Keira Metz noch am Leben und dem Witcher Geralt wohlgesonnen, wird die Zauberin helfen. Aber das sind alles Nebenquests. Zwar wird der Spieler durch die Hauptquests aktiv auf sie gestoßen, aber es steht ihm völlig frei sie zu ignorieren. Dann kann er sie nur jetzt nicht mehr rekrutieren. Besser wäre nur noch gewesen, wenn es im Stil von Witcher 1 und 2 alternative Mitstreiter gegeben hätte, die sich gegenseitig ausschließen.
Aber das ist vorher. Auch nach der Ankunft Ciris sind in den Gesprächen noch Entscheidungen zu treffen. Sollen lieber Wände repariert oder Waffen ausgegraben werden? Fallen aufgestellt oder Tränke gebraut? Diese Entscheidungen haben einen klaren Einfluss auf die spätere Schlacht. Das versöhnt damit, dass das Spiel beim grundsätzlichen Handlungsverlauf keine Alternative gibt.
Die Inszenierung ist erstklassig. Wenn in der Zwischensequenz der Atem sichtbar wird, weil die Eiseskälte angekommen ist, der aufgehängte Holzbalken im Wind weht, dann ist das richtig spannend. Weil klar wird: Jetzt gibt es endlich die Schlacht, auf die so lange hingearbeitet wurde. Die vorher eher langsam vor sich hinplätschernde Story nimmt endlich an Fahrt auf.
Wichtig dabei, dass die spielbaren Abschnitte nicht weniger spannend sind. Erst vor der Burg, dann in der Burg müssen Gruppen von Feinden ausgeschaltet und Portale geschlossen werden, als Geralt und dann auch als Ciri. Die sich ja durchaus etwas anders steuern. Die Engine zeigt dabei was sie kann: Es sind deutlich mehr Gegner als sonst üblich auf dem Bildschirm, dazu kommen die Begleiter. Sicher, da wurde getrickst um den Effekt zu verstärken ohne an die technischen Grenzen zu kommen – es sind dann doch mehr viele kleinere Gruppen – aber es funktioniert, der Eindruck einer großen Schlacht kommt voll rüber.
Eine Schlacht, die verloren wird. Zu viele Gegner kommen an, die Begleiter sind in Bedrängnis, die Gruppe zieht sich in den Innenhof zurück.
Und dann stirbt Vesemir.
Der alte Mann war in Witcher 1, er begleitet den Spieler am Anfang von Witcher 3, er ist ein wichtiger Aspekt der Bücher. Seine enge Bindung zu Geralt und Ciri wird in der Story klar vermittelt und er ist zu dem Zeitpunkt sicher auch dem Spieler wichtig geworden. Und doch ist er es, der Ciri beschützend im Kampf umkommt.
Das ist emotional einfach schwierig. Und genau deswegen passt es so gut in dieses Spiel. Die Spielereihe wollte immer Konsequenzen zeigen und erwachsene Geschichten erzählen (was sich mit dem Teenager-Fantasiecharakter von Geralt ziemlich beißt). Und hier hatte das Spiel gewarnt: Was die Gruppe diesmal versucht ist wirklich gefährlich. Die Charaktere sind aufgeregt, angespannt, an vielen Stellen wird vor dem Risiko gewarnt. Nun hatte der Spieler selbst keine Wahl. Er konnte die Quest möglichst gut vorbereiten, das ist alles. Aber das reicht eben nicht, um diese Konsequenz der Handlung zu vermeiden. Und damit Motivation für den folgenden Spielverlauf zu geben, in dem die Dynamik der Story umgedreht wird und die Protagonisten in die Initiative gehen.
Spielerisch ist das alles nicht die große Offenbarung. Es gibt Kämpfe und Entscheidungen, während der Schlacht sogar nur noch eine Abfolge von Kämpfen. Aber wie es inszeniert ist, wie es in die Gesamthandlung eingebunden wurde und wie vorherige Handlungen im Spiel hier Auswirkungen haben, all das macht Die Schlacht von Kaer Morhen zu einem ganz großen Moment.
Und es zeigt überdeutlich, wie das Ende von Mass Effect 3 hätte inszeniert sein müssen und wie beschissen es wirklich war.
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