Sully ist eine wunderbar gelungene Verfilmung der Landung auf dem Hudson. Tom Hanks spielt den Piloten Sullenberger, der damals nach dem Ausfall beider Triebwerke in wenigen Sekunden entscheiden musste wie zu reagieren ist. Clint Eastwood war der Regisseur, was hier vor allem wegen der überraschenden Qualität des Films extra erwähnt gehört. Ich vermute, dass er nicht nur wegen Tom Hanks Leistung und dem Drehbuch so gut funktionierte, sondern auch wegen Eastwood.
Fokus der Handlung ist nicht die Landung selbst, sondern die direkt danach stattfandende Untersuchung. Schnell wird klar, dass die ungewöhnliche Wasserlandung von der Behörde nicht als Heldenleistung verstanden wird, sondern als unnötig riskantes Manöver außerhalb jeglicher Richtlinien. Warum nicht einfach zum nächsten Flughafen zurückgleiten?
Mehr will ich nicht spoilern, aber das ist der Handlungsrahmen. Sullenberger hadert mit sich, gerade anfangs: Hat er es wirklich richtig gemacht? Und das ist das tolle: Der Zuschauer weiß es ja auch nicht wirklich. Klar hat man damals von der Landung gelesen, dass er als heldenhafte Figur gepriesen wurde auch. Aber so ist es ja auch anfangs im Film, doch war das tatsächlich so? Hat die Behörde recht, oder zerstört sie seine Existenz auch im Unrecht? In Rückblenden wird erst Sullenbergers Hintergrund gezeichnet, um erst dann die Landung in voller Länge zu zeigen. Was ja aber auch nicht alles beantwortet. Das kommt dann erst im Finale.
Zwischendurch gibt es Hotel, Pub und New York zu sehen, in ihrer ganzen beschränkten Hübschheit. Was den Film trägt ist weniger das drumherum als Hanks Inszenierung des Heldentums: Sullenbergers Anspannung, seine Zweifel, sein Verhalten während des Flugs, bei und nach der Landung. Ein schlechterer Regisseur oder Schauspieler hätte das mit amerikanischem Pathos vollgeballert. Das macht Sully aber nicht. Der Film lässt die Taten und überlegten Worte des Piloten für sich selbst sprechen, das höchste überzeichnende Element ist ein verknappter Kommentar über den Glücksfall, die Wasserlandung in einer Stadt durchgeführt zu haben, in der Rettungskräfte so schnell reagieren konnten.
Vielleicht kippt das ein bisschen am Ende, darüber ließe sich diskutieren. Ich denke, da fehlte die Zeit. Doch insgesamt fand ich diese Inszenierung sehr gelungen und überraschend bewegend. Wenn amerikanische Heldenverklärung, dann doch bitte so.