Orwell ist ein Indie-Spiel mit wenig Spielmechanik, das trotzdem gut funktioniert.
Ihr werdet von einem autoritären Regime angeheuert, eine Rolle in einem Überwachungssystem zu spielen. Es ist an euch, Informationen zu markieren – und an eurer Kontaktperson, aus nur den markierten Informationen Schlüsse zu ziehen. Die Kontaktperson ist kein anderer Spieler, sondern das Spiel. Informationen sind vordefinierte Textstellen auf im Spielinterface angezeigten Webseiten, z.B. das Profil auf einem Facebook-Äquivalent, in dem der Wohnort steht, oder wo eine der überwachten Personen gegen die Regierung gewettert hat (Motiv!). Oder Chats, die dann im Spiel gerade ablaufen.
Teils widersprechen die Informationen sich: Dann muss entschieden werden, was geglaubt wird, die übermittelte Version der Geschehnisse kann keine Konflikte haben. Oft genug kannst du Informationen auch verschweigen, aber nicht immer: Manchmal geht das Spiel nicht weiter, bis eine Kerninformation dann doch übermittelt wird.
Mit diesem Grundgerüst wird eine Geschichte um eine Terrorzelle erzählt, deren Bombenanschläge verhindert werden sollen (wenn man das denn will) und bei der es herauszufinden gilt, wer ihr angehört.
Orwell lag sicher mal einem Humble Bundle bei oder wurde dort verschenkt, es war schon lange ungespielt in meiner Spielesammlung auf Steam. Ich habe nicht bereut es endlich angespielt zu haben. Denn die Geschichte wird gut erzählt, die eigenen Entscheidungen scheinen Auswirkungen zu haben, und ja, auch wichtig: Es vermittelt gut die Überwachungsstaatsproblematik, wobei es im Grunde ja nur leicht das System dystopiert, in dem wir bereits leben.