Enslaved: Odyssey to the West
Monday, 18. May 2020
Enslaved ist ein Action-Adventure. In einer apokalyptischen Zukunft steuert der Spieler Monkey. Direkt in der Einleitung entkommt er seinen Entführern und trifft auf die junge Trip, die mit ihm einen Flugzeugabsturz übersteht. Danach aber nutzt sie einen Moment der Bewusstlosigkeit, um mit einem Halsband der Sklaventreiber Monkey zu versklaven. Er soll ihr helfen, ihre Heimat zu erreichen – fernab im Westen. Ob er will oder nicht.
Monkey kann ihr helfen, denn er kann kämpfen und klettern. Kämpfe gibt es zuhauf gegen die Mechs der Sklaventreiber, die in der ganzen zerstörten Welt stationiert zu sein scheinen. Und nur Klettern bahnt einen Weg durch die alten Ruinen. New York, wo das Flugzeug abstürzte, ist menschenleer und mehr Dschungel als Stadt.
Mit einzusammelnden Orbs können Monkeys Kampffähigkeiten verbessert werden, neue Angriffe, mehr Leben. Die Upgrades sind hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig, auch können die Orbs kaum verpasst werden, so zahlreich sind sie.
Die Kämpfe funktionieren dabei ganz gut. Anfangs reichen die Standardangriffe, später muss man auf den Zustand des Gegners achten, ein Schild erst mit dem Betäubungsangriff deaktivieren, stärkere Angriffskombinationen gegen mehrere Gegner einsetzen. Dazu kommen Fernkampfangriffe, gegen die entfernteren Mechs oder um Kämpfe einfacher zu machen. Ich bin schon ein paarmal gestorben, aber das beschränkte sich auf einzelne schwierigere Stellen, der Großteil der Kämpfe war einfach.
Die Kletterpassagen sind die andere Hälfte des Spiels, aber sie sind ziemlich witzlos. Anders als in Prince of Persia kann man sich nicht vertun und ins Leere springen, sondern es gibt immer genau eine Möglichkeit weiterzumachen. Sie sind also praktisch nur Zierde. Erst spät kommt dann bei manchen Passagen Timing hinzu, dass z.B. eine Flamme manchmal ausgeht und man nur dann zum nächsten Punkt springen sollte.
Enslaved ist von 2010. Ich erinnere mich an die Reviews von damals, die das Spiel sehr gut, aber nicht perfekt fanden. GamersGlobal z.B. vergab eine 8.5. Ich fand es auch gut, aber schlechter als mich die Reviews von damals glauben machten. Die Dynamik zwischen Trip und Monkey ist simpel – sie ist jung, hübsch und braucht Hilfe, Monkey ist kein Monster. Die Spannung, die aus der Zwangssituation hätte entstehen können, wird dadurch nicht genutzt. Die Geschichte steuert auf ein anderes Finale um eine Pyramide zu, das aber zu unvermittelt kommt, sie ist nicht bis zum Ende gut strukturiert. Bis dahin motiviert sie aber doch, die Rettungsgeschichte am Anfang, die Versuche ein Verhältnis zwischen den beiden zu entwickeln, die Weltentdeckung, auch dass die Gespräche super vertont sind und so die Charaktere einem sympathisch werden hilft. Aber leider ist die Grafik der alten Konsolengeneration heutzutage ziemlich schlecht. Sie ist nicht direkt hässlich. Es gibt ein paar coole Umgebungen, in Farben und Design sieht man die Arbeit guter Grafiker. Aber technisch ist das Spiel angestaubt, die Texturen und Objekte detailarm, die Charaktermodelle klar aus einem älteren Videospiel.
Die Begleitersituation lädt zum Vergleich mit Bioshock Infinite ein. Und ich muss mich korrigieren: Infinite war nicht das erste Spiel, in dem das Problem der nervigen Begleiter gelöst wurde. Auch Enslaved schafft das, indem Trip fast nie direkt in Gefahr ist, auch nicht blöd herumläuft, sondern vorsichtig vom Spieldesign geführt und in Sicherheit gebracht wird. Das funktioniert, aber Trip hat nicht den direkten Einfluß, nicht den Charakter, den Elizabeth in Infinite im Spiel selbst entwickelt. Es fehlen die Animationen, die Kommentare, die zufällige Unterstützung im Kampf. Ein großer Fehler sind die wenigen Momente, in denen sie eben doch wie in alten Spielen sterben kann und dadurch dem Spieler nervig werden könnte. Dazu die ganze Kontrollgeschichte – nein, zu Infinite war es noch ein weiter Weg. Und doch: Nicht alleine durch die Spielwelt zu laufen, sondern mit jemandem, durch den Begleiter die Story getragen zu haben und die vielen Möglichkeiten für Gespräche, das funktioniert auch hier wieder. Ein erstaunlich mächtiges Instrument für Spiele, überraschend oft ungenutzt.
Ich habe Enslaved: Odyssey to the West zwar gerne gespielt und sogar durchgespielt, aber es ist nicht gut gealtert und hat bei Grafik, Story, Kämpfen und vor allem den Kletterpassagen viele Schwachstellen. Es sollte mit einem Controller gespielt werden und lief gut unter Proton. Einen Blick wert, aber wer es damals verpasste muss es heute nicht unbedingt nachholen.
onli blogging am : Tomb Raider (2013)
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