Während zum Día de Muertos im Wohnzimmer die Kerzen auf dem Ahnenaltar brannten spielte ich passenderweise Guacamelee!. Das Metroidvania bedient sich frei aus dem mexikanischen Totenkult und anderen Kulturelementen wie den Luchadores, Wrestlern, die in alten mexikanischen Fernsehserien als Superhelden gehandelt wurden.
Als solcher hinabgestürzt ins Totenreich muss der Spieler in einer etwa siebenstündigen Geschichte die Welt retten. Denn ein Oberskelett will mit einem Ritual die Welt der Toten und der Lebenden verschmelzen und dann beide beherrschen. Das klingt Ernst, ist es aber keinen Moment, denn die Geschichte und ihre Inszenierung ist komplett überdreht. Da spricht man mit einem Hahn der eventuell Satan ist, der Lehrmeister ist gleichzeitig eine Ziege, ein Zwischenboss ist eine zu einem Großskelett verschmolzene Mariachi-Band – und das alles untermalt durch den eigentümlichen, leicht abstrakten Grafikstil.
Jetzt habe ich dieses Jahr bereits Hollow Knight durchgespielt, was meinen Blick auf Guacamelee stark beeinflusste. Zum einen sind die beiden Spiele nunmal im gleichen Genre und ähneln sich entsprechend deutlich. Sprungpassagen, Kämpfe, Bosskämpfe, Sammelquests – es ist die gleiche Art Spielinhalt. Sie haben sogar viele der gleichen Upgrades, wie eine Flugfunktion.
Andererseits sind die Spiele auch sehr anders. Hollow Knight ist hübscher, viel länger, baut mit seiner Dark-Souls-artigen Unbestimmtheit eine melancholischere und deutlich dichtere Atmosphäre auf. Länger zu sein ist wirklich schon beim Spielen ein großer Unterschied, denn man merkt es stark an der Kürze von einzelnen Abschnitten Guacamelees. So fordert das Spiel auch weniger Durchhaltevermögen, wenn Kämpfe und Sprungpassagen zwar durchaus mal schwierig werden, aber nie so lange schwierig und ohne Zwischenspeicherpunkte aufgebaut sind, dass sie die Konzentrationsspanne überschreiten. Insgesamt war Hollow Knight sehr viel schwieriger, was mir nach der Umgewöhnung auf die leicht andere Tastenbelegung Guacamelee! abgesehen von einzelnen kniffligen Passagen recht einfach machte. Das gilt auch und gerade bei den Kämpfen, bei denen Guacamelee viel fehlertoleranter ist.
Anders betrachtet ist das auch ein Vorteil. Guacamelee frustriert viel seltener, eben weil die schwierigen Passagen und Kämpfe kürzer sind. Das passt gut zu der kurzweiligen Geschichte mit all den offenen und verstecken Witzen. Wo sonst ist es ein passendes Upgrade, sich in ein Huhn zu verwandeln! Und dann taucht Manny Calaveras Totenschädel auf einem Plakat auf. Wenn dann noch Zutaten für Enchiladas gesammelt werden sollen und generell jede Ecke (ein absurdes) Mexiko atmet, dann hat das was. So wie auch die mit gesammelten Münzen kaufbaren Kostüme nett sind, die Auswirkungen aufs Spiel haben. Der Satansanzug zum Beispiel verringert die maximale Lebensenergie, füllt sie dafür aber schon bei gelandeten eigenen Nahkampfangriffen wieder auf und nicht erst, wenn ein Gegner besiegt wurde.
Guacamelee! ist schon nett. Aber es nur ein Häppchen, eine nette kleine Abwechslung, die als solche nicht die Klasse anderer Metroidvanias wie Hollow Knight erreicht. Immerhin ist es ebenfalls kein teures Spiel und seinen Preis schon wert, besonders wenn es reduziert ist.