Ein erster Online-Supermarkteinkauf mit myEnso
Tuesday, 22. December 2020
Besondere Zeiten, besondere Maßnahmen. Vor einem Jahr war es mir noch absurd und verschwenderisch erschienen, Essen online einzukaufen. Nach neun Monaten Kontaktbeschränkung sieht das anders aus. Andererseits wohne ich in der Provinz, die Möglichkeiten hier für sowas neumodisches sind sehr begrenzt. So war auch dieser erste Test auf haltbare Produkte beschränkt – frische Produkte liefert myEnso nur in Bremen. Ist es trotzdem hilfreich genug, um den Vorratsschrank aufzufüllen?
Um es ausprobieren zu können muss man sich erstmal auf der Webseite registrieren. Vorher wird nichtmal angezeigt, was verfügbar ist. Äußerst ungewöhnlich für einen Onlineshop und es erscheint wie ein Schnitt ins eigene Fleisch.
Einkauf bei der gutgemachten Webseite
Doch nach der Registrierung ist die Webseite selbst echt gut. Ja, es ist ein bisschen arg atypisch. Aber die wohl an Apps und Spiele angelehnte Oberfläche wirkt sehr durchdacht.
Zum Beispiel ist das hierarchische Hauptmenü bildschirmfüllend, was das Anwählen der Elemente sehr einfach macht. Und wenn man etwas suchen will, reicht es, den Namen einzutippen ohne ein Suchfeld auswählen zu müssen (etwas, was ich bei music-streamer ausprobiert hatte und was gar nicht so einfach gut umsetzbar ist). Die Ladezeiten der Seiten waren schnell, die Beschreibungen der Produkte gut genug.
Mir nicht gleich klar wurde dieser Kreis, der bei allen Produkten dabei ist. Es ist ein Kontextknopf. Man kann damit zum Beispiel auswählen: Zeige mir alle Bioprodukte der Kategorie dieses Produkts, also in einer Liste von Süßigkeiten bei einer Schokolade dann alle anderen Bioschokoladentafeln. Klasse! Da schwierig in einem regulären Interface umzusetzen.
Man vergleiche das mit mytime.de, was ich als Alternative im Blick hatte.
Dort ging das Cookie-Popup auf jeder Seite wieder auf, egal ob es verweigert oder angenommen wurde, was schnell unbeschreiblich nervig wurde. Und das lag an nicht zu harten Einstellungen in meinem Firefox, bei Chromium passierte das gleiche. Dazu ist alles kleinteiliger, das Interface weniger elegant, die Seite sieht einfach nicht so gut aus. Im direkten Vergleich damit steht die Seite von myEnso sehr gut da, aber auch im Vergleich mit all den anderen Webshops die ich kenne finde ich deren Ansatz stark.
Aber die Nutzbarkeit der Seite ist nur ein Faktor, das vorhandene Sortiment ist auch wichtig. Durch die Beschränkung auf haltbare Lebensmittel ist es hier stark eingeschränkt. Gut wirkt die Auswahl an besseren Produkten – sie haben insbesondere als Foodpioniere gekennzeichnete experimentelle Produkte verfügbar. Und auch Biosachen, das passt ja auch dazu. Günstige Nudeln dagegen? Da fand ich genau eine Packung zur Auswahl, und die ließ sich nicht hinzufügen. Der Einkauf war insgesamt nicht überteuert – und das Katzenfutter hatte sogar den Niedrigpreis, den man nicht überall bekommt – aber einen Discounter würde man hiermit wohl kaum ersetzen können.
Insgesamt fand ich alles, was wir haben wollten, minus frischen Lebensmitteln. Und damit ist nicht nur Kühlware gemeint, auch Obst und Gemüse ist keine Option.
Lieferung
Ausgewählt und bestellt am Montag kam die Lieferung dann am Samstag an, 5-6 Tage war angekündigt. Das ist okay, aber ersetzt so keinesfalls den Supermarkteinkauf, wenn gerade die Vorräte leergehen und eine Quarantäne diesen unmöglich macht...
Im Paket ist nichts kaputtgegangen. Es war gut gepackt, die Gläser waren zusätzlich mit sich festziehendem rundem Verpackungsmaterial geschützt. Ich durfte auf Rechnung zahlen. Die kam per Email an als das Paket noch nicht hier war, aber mit genug Frist um auf die Ankunft zu warten.
Also, taugt das? Ich finde schon. Wenn man in einem Ballungsgebiet lebt und sie dort frische Lebensmittel versenden könnte ein Dienst wie myEnso einige Supermarktbesuche ersetzen. Besonders für den, der wie ich von Zuhause aus arbeitet. Bei diesem Online-Supermarkt jetzt darf man allerdings nicht super preissensibel sein.
Und weil wir eben nicht in Bremen wohnen ist es kein kompletter Ersatz, weil wir nichtmal in einem anderen Ballungsgebiet wohnen gibt es aber auch sonst kaum Alternativen. Und was angeblich hier liefern würde, wie mytime, macht technisch einen miserablen Eindruck.
Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, jetzt öfter mal mit myEnso Vorräte zu kaufen. Wird sich zeigen, ob es eine Ausnahme bleibt oder etwas regelmäßiges wird.