Battle Brothers steht sich selbst im Weg
Monday, 4. January 2021
Battle Brothers ist ein RPG mit Rundentaktikkämpfen des Hamburger Studios Overhype Studio. Es gibt keine Linuxversion, aber das Spiel läuft einwandfrei mit Proton.
Der Spieler führt eine kleine Söldnertruppe in einer Fantasy-Mittelalterwelt an. In der zufallsgenerierten Welt gibt es drei Fraktionen mit jeweils mehreren Dörfern und Städten. In diesen Siedlungen gibt es Aufträge mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, die man annehmen kann. So kommt man an Geld, kann damit mehr Söldner anheuern, neue Ausrüstung oder auch nur Proviant kaufen.
Es gibt verschiedene Arten von Aufträgen, aber praktisch alle involvieren einen Kampf gegen eine feindliche Truppe. Dann hat z.B. eine Räuberbande etwas gestohlen, die Fußspuren sind auf der Karte sichtbar, der Spieler muss ihnen folgen, die Gegner besiegen und dann zurück zum Auftraggeber laufen. Wird die Söldnergruppe bekannter, werden irgendwann auch Aufträge der adeligen Herrscher verfügbar, die dann generell schwieriger sind und beispielsweise das Ausheben eines Goblinlagers erfordern.
Anfangs ist der Grafikstil in diesen Kämpfen noch irritierend, die großen Köpfe. Aber mit der Weile gewöhnt man sich dran. Tatsächlich wird es später toll, die ganzen Ausrüstungsgegenstände zu sehen, lässt sich die Ausrüstung der Gegner erkennen und so ihre Stärke einschätzen, sind verletzte Söldner auch grafisch ramponiert.
Aber diese Erfahrung zu sammeln, da muss man erstmal hinkommen, denn Battle Brothers ist gerade am Anfang nicht einfach. Das Geld ist schlicht zu knapp, um genug Söldner anzuheuern und sie ordentlich auszustatten. Aber ohne genug gut ausgestattete Söldner werden die Kämpfe verlustreich, sodass dann wieder Geld für neue unerfahrene Söldner draufgeht. Das Spiel empfiehlt immerhin, am Anfang auf einfach und nicht im Ironman-Modus zu spielen, in dem Neuladen nach einem gescheiterten Kampf unmöglich ist. Es scheint aber anders auch sehr schwer, überhaupt Spaß zu haben. Denn wenn Verluste nicht durch Neuladen minimiert werden können, die Kämpfe aber immer wieder sehr schwer werden und eigentlich nur mit Glück ohne Verluste bewältigbar, dann ist es schwer verlässlich via den schwierigeren Missionen Fortschritte zu erzielen. So krebst man dann nur herum und verdient gerade so genug Geld für den Proviant.
Mir hätte es besser gefallen, wenn der Fokus weniger auf den Ironman-Modus und das immer wieder Neuanfangen liegen würde. Oder wenn es wenigstens irgendeinen permanenten Bonus gäbe, der wie bei manchen Roguelikes von einer Partie auf die nächste übergeht. So hätte mehr Energie in das Mid- und Lategame fließen können.
Trotzdem funktioniert Battle Brothers, weil die Kämpfe klasse sind. Auf den kleinen Karten die Gegner zu besiegen ist normalerweise machbar, erfordert aber die richtige Taktik und die richtige Ausrüstung. So sind die ansonsten sehr harten Nachzehrer durchaus besiegbar, wenn man einmal darauf kommt sich auf die Leichen zu stellen, die sie sonst essen und dadurch sehr viel stärker werden. Und dann die vielen menschlichen Gegner, bei denen Schildwälle eingesetzt werden müssen, währen die Bogenschützen den Schaden anrichten, aber je nach Zusammenstellung der eigenen und der gegnerischen Truppe auch ganz andere Vorgehensweisen möglich sind.
Außerdem macht es Spaß, die Söldnertruppe wachsen zu sehen und die einzelnen Söldner aufzuleveln sowie zu spezialisieren. Die Gruppe beginnt mit drei Söldnern, alle Stufe 1. Es können später 20 Söldner sein, wobei maximal 12 auf dem Schlachtfeld stehen können, der Rest bleibt in Reserve. Mit jedem Kampf gewinnen die Männer Erfahrung. Bei einem Levelaufstieg können drei Eigenschaften gesteigert werden, zum Beispiel Nahkampfangriff oder die Anzahl der Lebenspunkte, und ein Perk muss ausgewählt werden. Und da sind tolle Sachen dabei die Rollen vorgeben, zum Beispiel weniger Ausdauer durch schwere Rüstung zu verlieren oder durch Angriffe weniger Leben zu verlieren, wenn die Rüstung schwer genug wird. Ein Söldner mit solchen Perks wird dann ein Tank, während Bogenschützen ganz andere Perks kriegen sollten.
Battle Brothers hat einige DLCs, ich kann mir gut vorstellen, dass sie das Spiel nochmal aufwerten. Verschiedene Startbedingungen zum Beispiel oder mehr Ausrüstung würden es deutlich auflockern.
Aber auch ohne die DLCs ist es spielenswert. Es gibt ja nicht so viele gute Spiele mit Rundentaktikkämpfen, die dann auch noch fordernd sind ohne schnell unfair zu werden. Gleichzeitig hat Battle Brothers viele Kanten. Gerade mit dem ganzen Ironman-Modus und Permadeath betont es seinen Schwierigkeitsgrad und positioniert sich als Hardcore-Strategiespiel. Das hat seinen Reiz, aber macht es auch stellenweise frustrierend und abschreckend. Für mich hätte es gerne etwas massenkompatibler sein dürfen, besonders wenn das zu weiteren Inhalten im Spiel geführt hätte.