In meinem Artikel zu myEnso schrieb ich noch, dass es sehr wenige Möglichkeiten für Essenslieferungen an meinem Wohnort geben würde. Eine bekannte Variante hatte ich da nicht auf dem Schirm: HelloFresh. Die liefern frisches Essen sogar hierher. Aber nicht beliebiges wie ein Supermarkt, sondern passgenau die Zutaten für vorher ausgesuchte Rezepte. Wir haben das letzte Woche getestet und diese Woche weiterlaufen lassen.
Bestellung und Lieferung
Gedacht ist das als Abomodell. Zu Beginn wählst du aus, für wieviele Tage und Personen Essen bei dir ankommen soll. Wann es ankommt ist auch auswählbar, wobei manche Tage günstiger sind als andere. Bleibt die Frage, was genau ankommt. Das ändert sich jede Woche. Ein paar generelle Vorlieben steuern die Standardauswahl an Rezepten, aber die können ausgewechselt werden.
Und tatsächlich: Mitte der Woche stand ein Paket vor der Tür. In dem Paket für jedes Rezept eine Papiertüte, dazu eine Kühltüte (mit Eis) für zu kühlendes, wie beispielsweise Sahne. Schließlich die ausgedruckten Rezepte sowie ein paar Lockangebote für andere Produkte.
Dieses Liefermodell ist wegen dem Verpackungsmüll nicht ideal. Einiges Gemüse in den Plastiktüten ist nochmal mit Plastik verpackt, die kleinen rezeptabgemessenen Plastikverpackungen für z.B. die Sahne sind verschwenderisch. Andererseits hätten die Kühltüten auch aus isoliertem Plastik sein können und sind stattdessen aus recyceltem Papier, auch die papiernen Rezepttüten hätten schlimmer kommen können. Da sind echte Bemühungen zu sehen. Es dürfte nicht schlimmer sein als ein gewöhnlicher Supermarkteinkauf, aber eben auch nicht so gut wie ein Einkauf bei dem man stark drauf achtet Verpackungsmüll zu vermeiden.
Kochen
Verpackt oder nicht, jetzt muss das Essen noch gekocht werden. Alle unsere Rezepte brauchten 30 bis 45 Minuten Zubereitungszeit, das ist mit Schnibbeln und Kochen oder Backen. Sie waren alle eher simpel, wobei die beigelegten Rezepte sehr strukturiert durch die Zubereitung führen. Trotzdem ist es echtes Kochen, wer nichtmal Nudeln hinkriegt wäre hier überfordert. Aber wer schonmal erfolgreich Rezepte nachgekocht und die Grundausstattung an Kochutensilien hat, der wird zurechtkommen.
Dabei wird nicht alles mitgeliefert, Grundlagen wie Öl, Salz und Pfeffer sollte man zuhause haben. Das finde ich okay, wer generell kocht hat sowas da und es vermeidet Müll. Weniger schön: Von bis jetzt 6 Rezepten hatten drei kleinere Unstimmigkeiten. Das erste forderte am Anfang dazu auf eine mitgelieferte rote Chili zu schneiden, vergaß dann aber im weiteren Verlauf zu erwähnen wann sie in den Kochtopf soll. Das zweite kam mit grünen Bohnen, die aber nach den veranschlagten ~8 Minuten Kochzeit natürlich noch roh waren – und zudem passte die zu kleine Reismenge nicht ansatzweise zur großen Menge an Soße. Und das dritte wollte eine Knoblauchzehe verarbeitet haben, die in der Tüte fehlte. Knoblauch hatte unsere kleine Vorratskammer zum Glück noch.
Nichts davon zerstörte das Essen, aber wenn das Versprechen (teuer erkaufter) Komfort ist sollten solche Rezeptfehler eigentlich nicht passieren.
Das soll nicht täuschen: Mein Eindruck von den Rezepten ist positiv. Die Beschreibungen waren immer klar, bis auf die eine Ausnahme passten die Kochzeiten. Wie die Rezepte aufgebaut sind folgt eindeutig einem überlegtem Konzept, das bis jetzt insgesamt immer gut funktionierte. Der Aufwand beim Kochen war völlig angemessen.
Das Essen
Wie ist das Ergebnis des Ganzen? Wir waren bis jetzt beide zufrieden, einzelne Rezepte haben wir uns sogar für später beiseitegelegt.
Eines fanden wir beide nicht toll, ein zweites kam bei der Mitköchin nicht an, aber der Rest passte. Für mich hat es etwas von Essen, das ein Bistro oder eine gute(!) Kantine servieren würde. Da sind kleinere Kniffe eingebaut, die beim eigenen Kochen nicht immer drin sind – das frische Thymian statt dem gefriergetrockneten zum Beispiel, oder rotes Pesto mit dem Käse ins Risotto zu mischen. So wird viel Wert darauf gelegt, dass das Essen auf keinen Fall zu wenig Geschmack hat. Selbst ein Salat würde daher nie nur mit normalem Öl und Essig angemacht werden werden, irgendwas was bisher immer extra.
Das mag auch daran liegen, dass wir uns – wie ja auch sonst – an die vegetarischen Rezepte gehalten haben. Fleischgerichte wären auch möglich und wären vielleicht etwas anders ausgelegt.
Komfortabler als selbst einzukaufen und ohne Spezialanleitung zu kochen? Klar. Und gut aufgezogen ist es auch, ich wurde positiv überrascht. Es rechnet sich sogar für den, der stattdessen in der Kantine essen würde und so mehr Auswahl mit besserem Essen hat, oder wer sich sonst von teurem Fastfood oder regulärem Lieferservices ernähren würde. Aber richtig selbst kochen, vegetarisch noch dazu, ist doch nochmal gerade beim Preis ein großer Unterschied, zumindest wenn man Vorräte kombinieren und so größere Zutatenmengen einkaufen kann.
Daher ist es mir etwas zu unnötiger Luxus, auch wenn der Komfort des Nicht-Einkaufen-Müssens wirklich angenehm ist. Und das wiegt in der Pandemie zehnfach: Um an Orten ohne vernünftigen Online-Supermarkt mit frischen Lebensmitteln besser durch die Pandemie zu kommen und sich reguläre Supermarkteinkäufe zu sparen ist HelloFresh richtig super. Dass wir das Abo jetzt lange einfach so weiterlaufen lassen halte ich für unwahrscheinlich, aber dass wir es nicht bei Bedarf nochmal aktivieren würde mich noch mehr überraschen.