Dass ich mir mal ein als DAC beworbenes Gerät kaufen würde hätte ich auch nicht gedacht. Aber der Sharkoon DAC Pro S V2 dient bei mir weit abseits von audiophilen Phantasien schlicht als Alternative zum defekten Kopfhöreranschluss meines PC-Gehäuses, aus dem Ton nur noch einseitig herauskam.
Das ist in der Box
Es ist wirklich nur ein USB-Stick mit Kopfhörereingang:
Wobei von wegen Kopfhörereingang, tatsächlich kann dort wie bei Telefonen auch ein kombiniertes Mikrofon mit angeschlossen werden. Zusätzlich gibt es an der Seite drei Leuchten für die gerade genutzte Abtastrate, 44.1, 48 und 96 kHz. Es lag noch eine kleine Anleitung unter dem schwarzen Einsatz.
Installation
Im laufenden Betrieb angeschlossen wurde der Stick sofort erkannt:
onli@fallout:~$ cat /proc/asound/cards 0 [HDMI ]: HDA-Intel - HDA Intel HDMI HDA Intel HDMI at 0xf7114000 irq 33 1 [PCH ]: HDA-Intel - HDA Intel PCH HDA Intel PCH at 0xf7110000 irq 34 2 [Device ]: USB-Audio - USB Audio Device UC Mic USB Audio Device at usb-0000:00:14.0-5.1, full speed 3 [S ]: USB-Audio - Sharkoon Gaming DAC Pro S
Bei einem normalen Linuxsystem müsste dann nur er in der grafischen Konfiguration als Ausgabegerät gewählt werden. Weil ich pures ALSA benutze musste ich stattdessen meine ~/.asoundrc editieren und das dmix-Device anpassen. Von:
pcm.dmixer { type dmix ipc_key 1024 slave { pcm "hw:PCH" buffer_size 16384 period_time 0 period_size 1024 } }
zu:
pcm.dmixer { type dmix ipc_key 1024 slave { pcm "hw:S" buffer_size 16384 period_time 0 period_size 1024 } }
Firefox neustarten und der Ton erschien sofort, ein Reboot war nicht nötig.
Klangqualität
Eine naheliegende Frage wäre: Und, klingt es besser? Die Antwort: Vielleicht? Ich habe mit Tempel von Colour Haze mein Lieblingsalbum angehört. Klang gut. Klang aber auch vorher schon gut. Es fällt auf, wie laut die Musik jetzt sein kann, ich muss mit meinen Kopfhörern die Lautstärkeregelung auf 10 von 100 setzen (db Gain: -35) um in etwa das vorherige Niveau zu erreichen, das bei 31 von 100 lag. Und im Zweifel bedeutet lauter bei Musik ja besser, so ist kein Vergleich möglich. Allerdings: Meine Logitech-Kopfhörer haben eine Boost-Funktion, die ich anfangs verschmäht habe und später dann doch akzeptierte (bei solchen geschlossenen Kopfhörern mit starker Isolierung sei sie angemessen las ich, und musste dann zustimmen). Da meine ich deutlich wahrzunehmen, dass der Unterschied zwischen Boost an und aus geringer geworden ist. Mag Einbildung sein, vielleicht hängt auch das nur an der leicht anderen Lautstärke, vielleicht passte die Funktion auch einfach nie für dieses Album und meine initiale Abneigung kam hierher.
Wer fundiertes über die Qualität lesen will sollte den Test samt den Messungen von Igor ansehen. Er schrieb:
Stichwort Zielgruppe. Jeder Gamer, der ein ordentliches Headset hat, kann den Onboard-Sound genüsslich abhaken. Wir haben hier nämlich weder die Einflüsse der Grafikkarte noch ein zu hohes Grundrauschen. Und ordentlich Verstärkerleistung gibt es sogar für hochohmige Headsets noch genug. Der Frequenzgang ist linear und sauber und genau das wird die Liebhaber des differenzierten Hörens und des räumlichen Tiefgangs begeistern. Die Protagonisten der Badewannen-Fraktion, die mit ihren Spaßkopfhörern noch den ultimativen Bass-Booster für die gepflegte Gehirnmassage suchen, werden allerdings herb enttäuscht.
Gut, dedizierte Grafikkarte habe ich derzeit nicht, auch schon als eine im System war weder Einflüsse von ihr bemerkt noch irgendein Grundrauschen. Aber immerhin liest sich das so als ob der Sharkoon-Stick zumindest nichts falsch macht.
Update September 2024: Mittlerweile habe ich den DAC-Stick mit mehreren Kopfhörern getestet und muss die obige vorsichtige Empfehlung weiter einschränken. Tatsächlich funktionierte er für mich wunderbar mit hochohmigeren Kopfhörern, wie den 60 Ohm des unscheinbaren Koss KSC 75. Bei Kopfhörern mit weniger Impedanz fügt der Sharkoon DAC bei mir aber ein Brummen hinzu. Das ist nur bei Stille wirklich wahrnehmbar und daher eine Weile ignorierbar, aber inzwischen nervt es mich trotzdem so sehr, dass ich ihn z.B. mit meinen ATH-M50x (38 Ohm) nicht mehr benutze. Allerdings, wie immer die Einschränkung: Zwar passt die beschriebene Situation zu der Spezifikation des DAC Pro S V2 und ich fand auch Erklärungen, dass er sich aufgrund der Ausgangsleistung so verhalten müsse – aber ich kann natürlich nicht ausschließen, dass das Brummen nicht direkt vom DAC kommt, sondern von einer anderen Stelle in meinem System.
Letzten Endes eine direkt linuxkompatible USB-Soundkarte mit Kopfhörerverstärker, der auch einen Kopfhörer mit Bedarf für ein wesentlich lauteres Signal als die meinen brauchen versorgen könnte. Wer das sucht, für den könnte der Sharkoon-Stick passen. Und als Lösung für den defekten Kopfhöreranschluss des Gehäuses taugt er auch. Ich habe ihn bei equippr für 30€ plus Versand gekauft. Pfeilschneller Verstand - spätabends bestellt, einen Tag gewartet, am nächsten war er schon da.
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