Die Woche der integrierten Grafik
Wednesday, 14. April 2021
Ich hatte gleich zwei Gründe, mich mit den in Prozessoren integrierten Grafikeinheiten (iGPUs) auseinanderzusetzen: Zuerst die generelle Nichtverfügbarkeit von Grafikkarten, wodurch mein PC-Hardwareempfehler derzeit nur Prozessoren mit integrierter Grafik empfiehlt. Und zweitens, dass meine eigene RX 580 sich verabschiedet hat und auch ich bis zur Preisnormalisierung ohne Grafikkarte auskommen will.
Daher sollte der Meta-Benchmark die integrierten Grafikchips anzeigen und mehr Daten zur Verfügung haben, um sie richtig einzuordnen. Was nicht einfach ist, denn da iGPUs relativ lahm sind wurde über sie nur selten geschrieben. Und noch seltener versucht, sie mit Grafikkarten zu vergleichen. Beides aber braucht mein System um sie richtig platzieren zu können. Ich wühlte mich also diese Woche lange durchs Internet um passende Veröffentlichungen zu finden.
Doch zuerst: Welche integrierten Grafikeinheiten gibt es überhaupt? Bei Prozessoren, die regulär im Handel für Normalkunden verkauft wurden.
iGPUs von Intel und AMD
Intel rüstet seine Prozessoren seit vielen Jahren mit integrierter Grafik aus. Nur die neueren F-Modelle verzichten auf sie und sind dann manchmal etwas günstiger. Soweit ich nachvollziehen konnte pflegte Intel da zwei Serien: Die superschwache Intel (U)HD, die in Desktopprozessoren eingebaut wurde und bis vor kurzem gerade so für den Desktopbetrieb samt Youtube ausreichte, sowie die stärkere Intel Iris, die aber mit einer Ausnahme ausschließlich bei Laptopprozessoren eingebaut wurde. Insbesondere wären da:
Intel UHD 750
Die ganz neue Grafikeinheit der genauso neuen Rocket-Lake-Prozessoren, z.B. eines Core i5-11600K. Das erste mal in Jahren, dass sich bei Intel die Grafikleistung deutlich verbessert hat.
Intel UHD 630
Die vorherige Grafikeinheit wurde von der 10000er-Serie bis zur 8000er-Serie benutzt.
Intel UHD 610
In den billigen Pentium- und Celeron-Prozessoren wurde in der Zeit aber die schwächere UHD 610 eingesetzt.
Intel HD 630
Und davor gab es die HD 630 in den 7000er-Prozessoren, die nur etwas langsamer als die UHD 630 getaktet war.
Intel HD 610
Die HD 630 hatte wieder eine schwächere Variante für Pentium/Celeron, die im äußerst beliebten Pentium G4560 drin war.
Intel Iris Pro 6200
Und das hier war der große Ausreißer. Die Grafikeinheit der Broadwell-Prozessoren, also i5-5675C und i7-5775C, war wesentlich besser als was davor und lange auch als was danach kam.
Intel HD 4600
Und mit der Grafikeinheit der 4000er-Prozessoren beende ich diese Liste.
Es gab dann noch mehr und frühere Varianten, Intel macht das schon eine Weile, aber die müssen ja nicht alle hier stehen.
AMD dagegen hat seine Grafikeinheit nie generell in alle Prozessoren eingebaut. Stattdessen versuchten sie nach dem Kauf von ATI Prozessoren mit stärkerer Grafikeinheit als APUs zu verkaufen, als eine Alternative zu ihren damals schwächelnden regulären Prozessoren. Mittlerweile wurde der Name aufgegeben, aber die regulären Ryzenprozessoren haben immer noch keine integrierte Grafik. Nur die spezielle G-Reihe. Aber im Detail gab und gibt es:
Vega 11 und Vega 8
Die Vega-Architektur gab es auch mit Vega 56 und Vega 64 als echte Grafikkarte, die integrierte Variante steckt in Ryzen 3 2200G/3200G sowie Ryzen 5 2400G/3400G.
Vega 3
Ähnlich wie bei Intel haben die billigeren Prozessoren schlechtere Grafikeinheiten, hier trifft das die Athlon-Reihe, also Athlon 200G/220G/240G und 3000G.
Radeon R7
Das war ein Sammelbegriff für unterschiedlich starke Grafikeinheiten, die von AMD in mehrere APU-Generationen der Bulldozer-Ära gesteckt wurden, vom A8-7650K bis zum A12-9800.
Radeon HD 8670D
Vor der Radeon R7 jedoch waren die Grafikeinheiten klar benannt. Die 8670D war im A10-6790K und wenigen ähnlich starken APUs. Es gab dann mehrere schwächere Varianten wie eine 8570D, und davor eine HD 7660D mit wieder schwächeren Varianten, usw. usf.
Relevant ist heute davon im Grund noch alles, was in benutzbar starken Prozessoren steckt. Denn für den Bürobetrieb zum Beispiel reichen sie alle. Das wären alle genannten Intel-Einheiten, vielleicht mit Ausnahme der älteren Intel/Celeron-Varianten. Bei AMD wird es eigentlich erst ab Vega interessant, die Prozessoren davor sind heute nicht sehr reizvoll.
Doch was taugen die Grafikeinheiten im Vergleich untereinander und im Vergleich mit echten Grafikkarten?
Die Rangfolge
Der Meta-Benchmark funktioniert so: Ich füttere ihn mit Benchmarkergebnissen und er baut aus vielen verschiedenen Benchmarks eine Abfolge, indem er auch die Verbindungen zwischen den Grafikkarten berücksichtigt die nie direkt miteinander verglichen wurden. Um gut zu funktionieren braucht es viele Daten, die auch immer mal wieder zwischen den Generationen vergleichen. Bei den iGPUs ist das noch seltener als bei regulären Grafikkarten. Klar, weil sie weniger interessant sind, aber bestimmt auch weil sie so schwierig im Benchmark zu vergleichen sind. Der Prozessor wechselt ja mit, und je nach Prozessor ist eine gleich benannte integrierte Grafikeinheit unterschiedlich stark. Mein Meta-Benchmarkergebnis kann also nur eine Annäherung an die echte Leistung und Rangfolge sein.
Aber immerhin, eine so umfangreiche Annäherung so vieler GPU- und iGPU-Generationen anhand echter Spieleleistung findet sich sonst nirgends. Aus der Analyse der Benchmarks kam heraus:
Ein paar Erkenntnisse:
- Alle iGPUs sind immer noch schwächer als die bereits enttäuschend schwache GT 1030, und schwächer als eine Uralt-Grafikkarte wie die GTX 750 Ti.
- Mit der UHD 750 hat sich Intel deutlich verbessert - aber auch das gilt nur, wenn man die Iris Pro 6200 vergisst, die nur knapp geschlagen wurde.
- Die GT 710 und 730 sind gute Vergleichskarten, sie markieren mit der 710 das untere Ende der iGPU-Leistung und mit der 730 die Stufe zwischen den besseren Vega-APUs und den anderen Grafikeinheiten.
Ob aber Vega 3 wirklich stärker ist als die Intel Iris Pro 6200 wage ich zu bezweifeln, da fehlt nämlich ein direkter Vergleich, was bei diesen direkten Nachbarn hilfreich wäre. Dass sie aber in etwas gleich stark sind, das geben die Daten mit indirekten Vergleichen wohl her.
Zusatzfrage: Kann man mit den besseren iGPUs eigentlich spielen? Tatsächlich geht das. Mit der Intel Iris Pro 6200 meines 5675C habe ich noch nicht allzuviel ausprobiert, aber schon Stellaris und Age of Empires 2 DE am Laufen gehabt. Beide funktionierten von der Leistung recht gut, AoE2 aber war im Multiplayer nicht stabil genug.
Ich empfehle aber mal die Einzelbenchmarks anzuschauen, besonders die der Intel UHD 750 und die der Vega 8. An ihnen lässt sich gut ablesen, welche Spiele mit welchen FPS laufen würden. Wobei man da auch einen Blick auf die jeweils genutzten Einstellungen werfen sollte.
Ich ziehe daraus, dass die Intel Iris Pro 6200 eine gute Wahl war, und man bei einem Neukauf mit der Intel UHD 750 eines i5-11500 den Grafikkartenwinter ganz gut überstehen könnte. Die AMD-APUs wären noch besser, sind aber derzeit ähnlich rar und überteuert wie Grafikkarten.