Thea: The Awakening steckt voll HoMM, Gwent, Crafting und anderen guten Ideen
Tuesday, 15. June 2021
MuHa Games zeigt mit Thea: The Awakening, dass es für ein gutes Spiel nicht viel braucht. Es braucht nur eine gute Idee, viele gute Spielmechaniken, eine ansehnliche Grafik, eine interessante Story und die Fähigkeit, das sauber zu programmieren sowie voller Inhalt zu füllen. Nichts leichter als das, oder?
Das oben ist natürlich ein Witz, ein gutes Spiel zu erschaffen ist schwer. Aber tatsächlich fand ich Thea wirklich gut gelungen, und wenn MuHa Games auf der Webseite nicht die Größe ihres Spielestudios mit 5 Leuten angeben würden hätte ich ein größeres Studio dahinter erwartet.
Erkunden wie in HoMM
Das Spiel ist eine Mischung aus einigen Spieleelementen. Ähnlich wie in Heroes of Might & Magic startet ihr mit einer Siedlung und könnt eine Gruppe Einheiten aussenden, um die Karte zu erkunden. Die Siedlung kann auch ausgebaut werden, es braucht dafür Ressourcen. Doch anders als in HoMM braucht auch die Expedition Ressourcen, nämlich Nahrung und Brennmaterial, um in der Wildnis zu bestehen. Die Einheiten werden, ein weiterer Unterschied, nicht produziert, sondern sie sind die Dorfbewohner mit ihren Werten, Klassen und Ausrüstung. Im Dorf gelassen bauen sie Gebäude, sammeln Rohstoffe oder stellen Gegenstände her. In einer Expedition handeln sie in den verschiedenen Ereignissen oder Kämpfen.
In unregelmäßigen Abständen zufällig oder wenn die Expedition andere Einheiten oder besondere Orte findet gilt es Entscheidungen zu treffen. Teilweise sind das einfach Multiple-Choice-Entscheidungen, deren Ausgang je nach gewählter Entscheidung berechnet wird, wobei die Fähigkeiten und der Hintergrund der Expedition Optionen freischalten kann. Schon die fand ich gut geschrieben und unterhaltsam.
Kämpfe, angelehnt an Gwent
Andere male kommt es zu Kämpfen, wobei Kämpfe nicht gleich Kämpfe sind. In erster Linie sind die Kämpfe Kartenlegespiele wie Gwent oder Magic, bei denen nach einer Legephase in einer Kampfrunde Schaden verteilt wird. Aber nur wenn der Kampf ein echter Kampf ist gefährdet das die Lebenspunkte. Ist der Wettstreit dagegen z.B. eine Redeprobe sieht alles gleich aus, aber die Karten haben andere Werte und bei einem Scheitern ist das Leben der Expeditionsteilnehmer normalerweise nicht gefährdet. Thea benutzt das meist, um den Spieler eine Risikoabwägung machen zu lassen: Lohnt sich hier ein echter Kampf, um dadurch den gesamten Schatz zu ergattern? Oder reicht ein Kampf der Taktikwerte, der sicherer ist, aber bei dem manche Gegner samt der Beute entkommen werden?
Die jeweils benutzten Karten sind dabei immer die reisenden Dorfbewohner mit ihren jeweiligen Fähigkeiten.
Viel hängt dabei von der Ausrüstung ab, gerade in echten Kämpfen. Die wird gefunden oder im Dorf hergestellt. Die Qualität der selbstgebauten Ausrüstung hängt an den genutzten Ressource, die es in verschiedenen Güteklassen gibt – z.B. normales Holz, Elfenholz und Dunkelholz. Aber sowohl der Abbau besserer Ressourcen als auch die stärkeren Rezepte sowie weitere Gebäude müssen erst mit jeder Runde eintreffenden Forschungspunkten freigeschaltet werden.
Schwachstellen in einem motivierenden Spiel
Im Laufe der Runden entpuppen sich auch die Schwachstellen des Spiels. Denn doch einiges könnten besser sein. Manche der Ereignisse wiederholen sich zu häufig. Bei Spielende beklagte das Outro, ich habe eine Bedrohung der Giganten nicht aufgehalten, obwohl von der im Spiel nichts zu sehen war – ich vermute, dass der sie enthaltende Gratis-DLC nicht richtig installiert war. Der Inventarverwaltung fehlen Komfortfunktionen. Ich sah erst spät, dass im Forschungsmenü mehr als nur Ressourcen freigeschaltet werden können, dass die anderen Bereiche wie im Dorfmenü in Tabs versteckt sind. Das wiederum entlarvte, dass Forschung kaum nötig ist um das Spiel zu gewinnen. Und dass die verschiedenen Kämpfe identisch funktionieren ist an sich ein bisschen billig.
Doch das alles schadet kaum der Motivation, die sich durch Spielmechanik und Story ergibt. Im Laufe der Zeit, durch Forschung, Ausrüstung und den Wertesteigerungen wird die Gruppe immer stärker werden. Und ist dann besser gewappnet, die Story aufzulösen. In Thea war die Sonne verschwunden, die Dunkelheit folgte einem Kampf der Menschen gegen Götter und Magie, fast alles Leben wurde zerstört. Ihr wählt anfangs einen Gott und sollt in seinem Namen die Welt retten, nun da die Sonne wiedergekehrt ist. Es ist also eine Position der Schwäche am Anfang, was wunderbar zu den Survivalelementen passt. Denn anfangs sind die Ressourcen knapp, die Monster stark und die Welt wirkt durchaus bedrohlich, wenn nichtmal genug Nahrung für ein mittelweit entferntes Expeditionsziel da ist.
Diese Story wird dann ergänzt durch die vielen Zufallsereignisse, aber auch durch die Ereignisse der Hauptstory selbst. Denn auch für sie gibt es auf der Weltkarte Orte zu entdecken und Aufgaben zu lösen. Es motiviert sehr, so die langsam stärker und zahlreicher werdende Gruppe einem konkreten Ziel widmen zu können.
Thea: The Awakening kombiniert interessante Spielemechaniken zu einem gelungenen Ganzen, packt es in eine ausreichend motivierende Story und hat mit seinen vielen Ereignissen genug Spielinhalt, um mich nahezu zu begeistern. Ich war zumindest beeindruckt, wie gut das alles funktioniert – wobei mir viele der Spielinhalte auch liegen. So mag ich generell Textentscheidungen in Spielen, wie bei Knights of San Francisco selbst wenn es der Kern des Spiels ist; auch Kartenkämpfe mochte ich schon als Kind mit Magic, in weniger ferner Vergangenheit in Witcher oder kürzlich in Slay the Spire.
Dass dieser Mix an sich nicht übermäßig kompliziert ist, darauf bezog sich die Einleitung, aber das ist egal. Er wurde hier einfach sehr gut umgesetzt.
Obwohl es die Steamseite verschweigt – wohl weil sie die Unterstützung nicht offiziell machen wollten – läuft das Spiel nativ unter Linux. Das fehlende Bekenntnis zu dieser Version will ich einem kleinen Studio wirklich nicht ankreiden. So war sie einfach eine schöne Überraschung. Wie auch das Spiel selbst.
onli blogging am : Was mich nicht begeisterte: The Long Journey Home, Aragami, The Planet Crafter, Thea 2
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