Impfzentrum, circa Juni 2021
Monday, 28. June 2021
Die in Deutschland aufgebauten Impfzentren sind Ausdruck unbedingten Impfwillens. Dort durchgeschleust zu werden fühlt sich an, als sei man ein Produkt auf einem Fließband. Gleichzeitig ist das schnell, effizient und relativ unbürokratisch – genau was gebraucht wurde.
Die Schlange wartet
Ankommen zum vergebenem Termin mit dem vorausgefüllten Aufklärungs- und Anamnesebogen in der einen Hand, dem Telefon mit dem QR-Code der Terminbestätigunge in der anderen. Es fehlt die dritte und vierte, um sich problemlos wie vorgeschrieben die Hände zu desinfizieren – bei dem folgenden Herumbalancieren sind sicher schon viele Telefonbildschirme zerstört worden. Die Frau vor uns, über 60, meint sie habe keinen QR-Code erhalten (er steht immer in der Terminbestätigung). Aber sie weiß auch nicht was das ist. Unser wird überhaupt nicht gescannt, der Ausweis ist aus gerade klargewordenem Grund wohl doch genug.
Weiter zur Anmeldung. Nett: Wir werden zusammengestellt, obwohl jeder seinen eigenen Termin hat, das macht alles einfacher. Vor dem Strich warten, dann setzen. Die Empfangsdame schaut auf die Dokumente, gibt meiner Begleiterin einen neuen Impfpass. Weiter zum Wartebereich.
Ob der QR-Code schon gescannt wurde? Nein. Aber eingecheckt seien wir. Also geht es trotzdem mit Papierwartenummer in der Hand – statt dem nicht mehr nötigen Telefon – in den Wartebereich. Der ist ziemlich voll.
In NRW wurden am Tag der Impfung die Impfzentren für alle freigegeben. Das war später als ich erwartet hatte, deutlich nach der offiziellen (wohl nur Möglichkeit der) Freigabe zu Beginn des Monats. Es hatte dazu geführt, dass ich uns doch bei Ärzten auf Wartelisten habe setzen lassen, auch wenn das so aussichtslos schien wie es dann auch ergebnislos war. Jetzt aber war das Impfzentrum für uns nicht nur offiziell freigegeben, sondern auch direkt greifbar, weil frühmorgens vor der offiziellen Freischaltung das Online-Buchungssystem schon funktionierte. Und dort gab es sogar Termine für den jetzigen Tag.
Entsprechend viele sitzen hier, wobei das Wort Zweitimpfung oft fällt und der Großteil älter ist als wir. Man muss dem Zentrum zugute halten, dass es überhaupt keine Probleme mit uns gibt – fällt doch der Impfberechtigungsnachweis weg und sind wir damit so ziemlich die ersten. Aber die Leute sind vorbereitet.
Das Nummern-Aufrufen ist etwas chaotisch. Die vorher noch Wartenden brauchen einen Moment um zu verstehen, wohin sie bei Aufruf der Nummer gehen sollen. Und dann fehlen manche Nummern einfach, sind die Impflinge verschwunden. Vielleicht waren es Begleiter, wobei wir zwei eine gemeinsame Nummer bekommen haben. Leichtem Chaos zum Trotz geht es schnell, nach wenigen Minuten sind wir in einer Kabine.
Ärmel hochkrempeln. Der Arzt schaut in die Mappe. Noch Fragen? Eigentlich nein, ein kurzes Detail wird noch von mir erwähnt, aber es passt nicht ins Schema, er zuckt die Schultern. Kleiner Pieks, Stempel ins Dokument, fertig!
Fertigstellung
Nicht ganz, es gibt noch den Wartebereich. Der scheint entgegen der offiziellen Beschreibung inzwischen optional geworden zu sein, wir werden freundlich gebeten doch bitte erstmal zu warten, weil die Schlange so lang sei. Angesichts der super-seltenen Nebenwirkungen ist das verständlich, aber gleichzeitig sind die für uns Grund genug sowieso auch warten zu wollen. Man weiß ja nie.
Beim Warten schätzt meine Begleitung den Durchsatz des Zentrums. 2 pro Minute sind es wohl, was auch genau mit unserer Wartenummer und Terminzeit zusammenpasst. Es ist bestimmt eines der kleineren Zentren.
Bei der Abmeldung wird nochmal auf die Dokumente geschaut. Dem Nachbar neben uns wird mit Händen, Füßen und etwas Englisch erklärt, dass er nochmal wiederkommen muss für die Zweitimpfung. Uns, dass ein weiterer QR-Code für den digitalen Impfausweis per Post ankommen wird. Auch wir sollen die Zweitimpfung nicht vergessen. Als ob wir die nicht schon begierig erwarten. Und jetzt hocherleichtert den Parkplatz erreichen.
Die Impfzentren müssen bleiben
Die Impfzentren sind eine gute Einrichtung und sie sollten unbedingt bis zum vollständigen Ende der Pandemie erhalten bleiben. Das ist keineswegs sicher, sie kosten ja Geld, die Finanzierung steht bis September. Anlass für Laschets NRW-Querdenker-CDU, pro-Corona zu wirken. Dass es Mutationen und weitere Impfungen geben wird wollen solche wohl ignorieren – so wie die CSU-Spinner jetzt schon wieder Lockdowns ausschließen. Immerhin fordert Söder mal wieder genau das richtige: Einen Erhalt der Impfzentren. Man kommt nicht umhin, dem Mann und seinen Positionen Respekt zu zollen.
Denn die Impfzentren viel besser geeignet als Hausärzte, fair und schnell viele Menschen zu impfen. Gerade solche wie uns, die weder Wurzeln noch einen Hausarzt in der Region haben wo sie wohnen. Die Praxen können die Impfrate erhöhen, indem sie ihre Stammkundschaft abdecken, aber sie haben nie im Leben die Kapazität und die Organisationsfähigkeit, so viele Menschen wie die Zentren effizient zu behandeln. Nichtmal, wenn alle Praxen mit einem gemeinsamen Buchungssystem arbeiten würden, wovon es sowieso keine Spur gibt. Unser Besuch und dass wir überhaupt einen Termin bekommen haben hat das nur zu deutlich gezeigt. Es braucht diese Fließbänder, keine verstaubten Warteräume mit Spielecke für die Kinder.
onli blogging am : Wichtiger Hinweis: Boosterimpfungen ab jetzt (regional?) ohne Frist
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