Während ich das hier schreibe höre ich Musik mit meinem neuen Kopfhörer: Dem ATH-M50x der japanischen Firma Audio-Technica. Es ist ein netter Kopfhörer, der gut klingt und trotz seiner flexiblen Plastikkonstruktion relativ stabil wirkt.
Die Entscheidung
Meine Auswahl wurde zum Ausschlussprozess, es kamen keine neuen Argumente hinzu. Nur den modularen aiaiai TMA-2 musste ich noch einordnen, aber hätte den Meze 99 Classics ihm vorgezogen. Der Meze 99 wäre generell mein Favorit gewesen und ich hätte ihn genommen, wenn der Anbieter Ersatzteile anbieten würde oder die Seite vernünftig erklärt hätte, wie nach der Minimalgarantie eine Reparatur praktisch ablaufen würde. So hätte ich mich bei einem Defekt veräppelt gefühlt. Den beyerdynamic DT 770 Pro disqualifizierte sein nicht auswechselbares Kabel. Da erstmal einen Adapter einlöten zu müssen hätte mich zu wahrscheinlich überfordert. Beim Superlux HD-669 erschien es mir zu wahrscheinlich, dass er nicht lange hält – und dass ich mich irgendwann gefragt hätte, ob ein anderes Modell nicht doch wahrnehmbar besser klingen würde.
So blieb der ATH-M50x. Auch er hatte im Vorhinein erkennbare Nachteile, aber auf sie fand ich Antworten: Wenn die Ohrmuscheln zu klein sind merk ich das direkt und er geht zurück; Ein Plastikmechanismus beim Gelenk der Ohrmuscheln kann zügig kaputtgehen, aber man kann da mit einem 3D-Druckteil gegenwirken; Für das proprietäre Kabel gibt es günstige Adapter. Wie schlug er sich nun genau?
Mein Eindruck des M50x
Ich beäugte den M50x erstmal kritisch. Seine Beweglichkeit macht ihn auch ungewohnt. Zuerst kann das Kopfband verlängert werden, das ist noch normal. Dann aber können die Ohrmuscheln nicht nur nach links und rechts gedreht werden, sondern nach innen geklappt und schließlich um 180° rotiert werden. Letzteres eine Funktion für andere Menschen die mit dem Kopfhörer reisen, aber insgesamt passt der Kopfhörer mit so viel Beweglichkeit natürlich gut auf viele Köpfe. Er passte dann auch bei mir, er sitzt fest ohne stark zu drücken.
Von wegen passen: Bei der Größe der Ohrmuscheln hätte ich mir keine Sorgen machen müssen. Sie umschließen meine Ohren, ohne dass die gequetscht werden, und wirken gar nicht arg zu klein. Berechtigter war da schon die zu hörende Kritik am Material: Tatsächlich empfinde ich den M50x als deutlich weniger bequem als meine alten Logitech-Kopfhörer, dem UE 6000, was eigentlich nur am Unterschied zwischen dem Kunstleder samt Füllung und dem Memory-Schaum liegen kann.
Alternativen dafür waren nicht in der Packung, stattdessen lagen als Zubehör neben einem Transportbeutel drei Kabel bei. Ein langes gerades, ein kurzes gerades, ein Spiralkabel. Die Kabel wirken gut, dicker als was ich sonst habe – wobei mir bewusst ist, dass die Dicke der Ummantelung nicht viel heißen muss. Zwei aber haben nicht die richtige Länge für meinen Arbeitsplatz: Mit 3m und 1,20m habe ich die Wahl zwischen etwas zu kurz und deutlich zu lang. Zuerst konnte ich mich mit dem zu langen arrangieren. Vorhin fiel mir auf, dass das Spiralkabel perfekt passt, und da es elastisch ist müsste es bei allen Computerarbeitsplätzen die richtige Wahl sein.
Das drumherum machte also einen okayen Eindruck. Gleich drei Kabel zur Auswahl zu haben ist nett und wiegt den nötigen Adapter für reguläre Kabel etwas auf. Beim Komfort hapert es etwas. Bleibt der Klang.
Klang und Isolation
Auch hier war der Ersteindruck nicht komplett überzeugend. Denn erstmal setzte ich den Kopfhörer ohne Musik abzuspielen auf. Dass ich da noch ziemlich viel hörte fand ich nicht toll – das meint den Umgebungslärm. Als geschlossener Kopfhörer isoliert der M50x schon etwas, aber er isoliert weniger als mein alter Logitech UE 6000. Dass seine Isolation weniger gut ist als beim DT 770 Pro war ein Kritikpunkt im RTINGS-Review, aber ich wusste nicht wo der Logitech sich einordnet und hatte daher Hoffnung auf mehr passive Lärmunterdrückung.
Wenn aber Musik spielt, dann reicht die Isolierung. Mit vernünftiger Lautstärke wird der Großteil des Außenlärms ausgeblendet, ohne dass ich völlig abgeschnitten bin. Insgesamt erfüllt er in dieser Kategorie seine Funktion.
Es war dann auch an der Zeit endlich Musik abzuspielen. Direkter erster und immer noch gültiger Eindruck: Der M50x klingt einfach gut. Wie erwähnt habe ich keine audiophilen Ansprüche, aber mit meinen alten und anderen Kopfhörern subjektiv zu vergleichen macht man dann ja doch.
Im Vergleich zum UE 6000 fällt auf, dass der M50x viel weniger dumpf ist, zumindest solange beim Logitech-Gerät nicht der aktive Modus an ist. Bei dem werden Höhen und Bass verstärkt und die aktive Lärmfilterung aktiviert. Sowas braucht der M50x gar nicht, sein immer-passiver Modus gleicht der Dynamik von Logitechs aktivem. Und während beim Logitech-Kopfhörer in diesem der Bass mir überbetont schien, ist der des M50x mir bisher nie zu aufdringlich gewesen.
Das heißt nicht, dass ich sofort dachte "Der klingt ja perfekt!". Tatsächlich fand ich ihn von Anfang an klarer, aber das eben auch anstrengender. Wenn die einzelnen Instrumente besser herauskommen und das Ohr daran gar nicht gewöhnt ist, mag das qualitativ besser sein, aber erstmal ist das nicht sofort angenehm. Immerhin gilt das nicht für alle Lieder die ich höre – und es ist eben nicht so, dass er zu schrill oder zu tiefenbetont sei. Deswegen hielt ich das direkt für eine Gewöhnungssache.
Genau diese Klarheit beim Klang gab dann auch den Ausschlag. Die Heimbüronachbarin hat einen – ich glaube – Jabra Evolve2 85. Der habe laut verschiedenen Tests einen hervorragenden Klang. Ich wechselte also einem Moment zu ihm, primär um die Isolierung zu vergleichen, höre am Kabel meine Musik – und ja, klingt gut, sitzt gut, nettes Ding. Ich wechselte zurück zum M50x – und merkte sofort, dass dieses Rasselinstrument vorher nicht so gut zu hören war.
Gut, sowas mag immer Wunschdenken sein. Eine etwaig höhere Lautstärke hätte den gleichen Effekt, eine andere Abstimmung ist nicht automatisch besser. Aber so oder so: Letzten Endes gefiel mir der Klang des M50x sehr gut. Deswegen durfte er bleiben.
Fazit
Der M50x könnte ein bisschen bequemer sein. Der Klang überzeugte mich allerdings. Drei Kabel und ein Transportbeutel als Zubehör sind nett. Ich habe von der Konstruktion einen besseren Eindruck als beim Logitech UE 6000, hoffe daher, dass der ATH-M50x mir etwas länger hält – er war aber auch viermal so teuer (wobei günstiger als dessen ursprüngliche Preisempfehlung, das sei nicht vergessen). Gekauft habe ich ihn bei Thomann – und ärgere mich gerade, die B-Ware vorher nicht gesehen zu haben. Der Versand war schnell und der Laden gibt drei Jahre Garantie, was absurderweise dann mehr ist als ich beim fast dreimal so teuren Meze-Kopfhörer gehabt hätte (den Thomann nicht führt). Erstmal bin ich vorsichtig zufrieden.
Der Rest wird sich zeigen, z.B. ob mich die Ohrpolster irgendwann gewinnen oder ob ich sie auswechsle. Derzeit scheint es nicht nötig, immerhin. Auch wird sich zeigen, ob sich das proprietäre Kabel als Problem erweist oder ob es vom Adapter (falls ich den dann kaufe) entschärft wird.
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