Review zu Murdered: Soul Suspect
Monday, 20. September 2021
Murdered: Soul Suspect beginnt, als eigentlich alles schon vorbei ist. Der Serienmörder wirft den Polizisten Ronan, den ihr spielen werdet, durch ein Fenster und erschießt ihn. Doch er steht wieder auf – als Geist, gefangen auf der Erde im Ort Salem. Um ihr zu entfliehen muss erst der verbliebene Fall gelöst werden.
Rätseln…
Das versucht ihr dann also in den nächsten Stunden. Siebeneinhalb beschäftigte mich das Spiel, bis es komplett zu Ende war. Spielerisch gibt es dabei gar nicht so viele Elemente.
Zum einen gibt es Tatorte zu untersuchen. Es wird angezeigt wie viele Indizien es zu finden gibt, das sind dann zum Beispiel die Glassplitter des durchbrochenen Fensters oder gar die Mordwaffe, aber auch phantastischere Elemente wie verbliebene Hologramme, die ihr interpretieren müsst. Sind genug oder alle gefunden müssen in einem kleinen Puzzle die relevanten Fakten ausgewählt werden, wobei die Fragestellung dazu eingeblendet wird. Das ähnelt L.A. Noire, nur mit abschließender Faktenauswahl statt Verhören.
Als Geist sind eure Möglichkeiten abseits und während dieser Aufgaben beschränkt. Ihr könnt in Menschen hineinfliegen und ihre Gedanken lesen, an vorgegebenen Stellen durch Auswahl von vorher gefundenen Indizien ihre Gedanken beeinflussen, oder selten durch ihre Augen Indizien sehen. Katzen könnt ihr ganz steuern, das ermöglicht das Erreichen von versteckten Orten. Manchmal können Geisterweltelement eingeblendet oder entfernt werden, sodass dann neue Bereiche zugänglich werden. Und schließlich kann als Polstergeist noch Technik gestört werden, was dann z.B. Wachen ablenkt und euren Verbündeten an ihnen vorbeischleichen lässt.
Denn ganz alleine seid ihr nicht: Neben anderen Geistern können auch Medien euch sehen, Ronan wird im Laufe der Handlung mit einem Medium zusammenarbeiten. Die Gespräche zwischen den beiden sind ganz nett gemacht. Auch Ronans Hintergrundgeschichte wird im Laufe der Zeit weiter ausgebreitet, sie ist nicht umwerfend originell, aber ausreichend um das Spiel etwas auszuschmücken. Gleiches gilt auch für die Haupthandlung – den Serienmord mit seinen natürlich okkulten Elementen aufzudecken überrascht selten und ist auch nicht besonders spannend erzählt, ist aber gerade ausreichend motivierend.
…und Dämonen vermeiden
Gefahr drohte in den oben beschriebenen Spielmechaniken nicht, nur Rätsel nicht beantworten zu können wird nach drei Fehlversuchen zum Problem. Das wäre arg gemächlich, dachten sich wohl die Entwickler, und bauten noch Dämonen ein. An wenigen Stellen fliegen die auf festen Routen durch die Gegend. Ronan kann sie von hinten erwischen und dann mit einem Quicktimevent exorzieren. Verkackt ihr den oder sehen die Dämonen euch davor, muss man sich in festen Geistersilhouetten verstecken, zwischen ihnen hin- und herwechseln wenn die Gegner diese prüfen und dann abwarten, bis die Dämonen die Suche aufgeben. Scheitert das Verstecken geht es zum letzten Checkpoint.
Quicktimeevents gibt es auch wenn ihr auf einen Höllenschlund tritt. Bei einem Scheitern geht es hier direkt zurück zum letzten Checkpoint, der zum Glück meist sehr nah ist.
Diese Mechaniken empfand ich eher als nervig denn als spannend, vor allem die Dämonen. Einmal erwischt dann schon wieder warten zu müssen ist einfach nicht spaßig. Gleichzeitig sind die Quicktimeevents im Grunde zu einfach. Entweder hätte es da ein anderes Kampfsystem geben sollen, oder gar keins (ein Entdecken den direkten Tod bedeuten), oder die Dämonen einfach nicht im Spiel sein sollen.
Fazit
Das Rumwarten bei den Dämonen wird nervig, aber der Rest des Spiels nicht. Dafür ist es zu kurz und größtenteils zu kompetent gemacht, sodass es ein unterhaltsames Spiel bleibt. Nur selten funktionieren die Rätsel einfach nicht, dann ist der eine fehlende Hinweis nur durch Zufall zu entdecken. Beispielsweise muss einmal nach Entdecken von anderen Hinweisen die Gedanken eines Zeugen gelesen werden, dessen Gedanken man aber schon vorher lesen konnte und der da nur belangloses von sich gab. Darauf konnte man nicht kommen. Auch bei den in den Leveln verteilten (und belanglosen) Sammelobjekten haben die Entwickler danebengegriffen – fast in jedem Level war genau eines unauffindbar.
Die Grafik ist nicht beeindruckend, und wohl thematisch passend sind die Szenen sowieso leider immer dunkel. Dafür läuft das Spiel auch mit schwacher Hardware stabil und gut, und hässlich sieht es nun auch nicht aus.
Insgesamt wirkt Murdered: Soul Suspect (das von 2014 ist) wie eines dieser selten gewordenen Mid-Budget-Spiele. Nicht Indie, nicht AAA; nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. Ist es per Bundle schon in der Spielesammlung ist es durchaus spielenswert, mehr noch wenn man Lust auf ein Detektivspiel hat, dann darf man sogar bei einem Sale zugreifen. Nur zu hohe Erwartungen sollte man dabei nicht haben.