Deus Ex Mankind Divided: A Criminal Past
Monday, 20. June 2022
A Criminal Past ist der letzte DLC zu Mankind Divided. Es ist auch klar der beste.
Eingebuchtet undercover
Wieder ist der DLC keine Erweiterung des Hauptspiels, aber diesmal ist es auch kein dem Hauptspiel künstlich entfernter Bestandteil. A Criminal Past spielt vor dem Geschehen in Prag und hat damit auch keinen direkten Bezug. Stattdessen ist Jensen hier auf einer Undercovermission für Interpol unterwegs. Er soll einen zweiten Agenten erreichen, der in einem Hochsicherheitsgefängnis für Augmentierte einsitzt.
Adam bzw der Spieler müssen sich in dieser Umgebung erstmal orientieren. Von der Zelle aus geht es auf den Hof, wo ein paar der Mitgefangenen sich vorstellen. Darunter ein Jensen hassender Häftling, der ihn aus Detroit kennt. Das ist Klischee, aber die Gefahr scheint ansonsten nicht von den Häftlingen auszugehen, sondern von den Wachen. Die würden nämlich regelmäßig Häftlinge ermorden, was in der faschistischen Dystopie ganz legal sei. Gerade erst wurde jemand von einem Geschützturm erschossen, aber im anderen Zellenblock, in dem auch Jensens Kontaktperson sitzen soll. Doch wie dorthin kommen?
Auf Wunsch unaugmentiertes Entdecken
Das Handeln im Gefängnis wird durch die deaktivierten Augmentierungen verkompliziert. Hier passt dieses Rücksetzen der Fähigkeiten mal wirklich zur Handlung, im Intro wird ein Blockierchip eingesetzt. Klar, dass da im Spielverlauf Lösungen für gefunden werden können. Aber da dies ein DX ist auch klar: Unbedingt gebraucht werden sie nicht. Fürs Durchspielen ohne Augmentierungen winkt sogar ein Achievement. Einfach aber ist das nicht, da ja sogar die Hackenfunktion über ein Implantat funktioniert und daher dann deaktiviert bleibt.
A Criminal Past setzt ganz besonders stark auf die für diese Varianten nötigen diversen Lösungsmöglichkeiten. Es ist gerade zu Beginn ein großes Rätselspiel: Wie der Beobachtung der Wachen entfliehen und den Nachbarblock erreichen? Ein Haufen unterschiedlicher Wege sind möglich, müssen aber erstmal gefunden werden. Das Spiel bietet einen bestimmten relativ direkt an, bei dem dann aber unklare Entscheidungen getroffen werden müssen, die im weiteren Verlauf tatsächlich fühlbare Auswirkungen haben werden.
Denn die Situation wird sich etwas verändern. Schritt für Schritt wird dadurch das Handlungsgebiet größer. Neue Gebiete werden zugänglich, neue Missionen müssen erfüllt werden. Für sie muss man teilweise Gebiete mehrfach durchwandern – was ich positiv sehe, das Gefängnis ist eben kein so linearer Korridorbau wie viele andere DX-Missionsgebiete. Wie Levelrecycling wirkt das nie.
Ein Spiel mit Klasse und Alternativen
Man merkt nicht nur an diesem Leveldesign, dass A Criminal Past eine andere Klasse als die Vorgänger-DLCs erreicht. Hier ist nichts mit Schmalspurumgebungen oder Minimalhandlungen. Die Erweiterung erzählt mit allem Pomp der DX-Reboots eine vollständige Handlung, mit mehreren kompletten und interessanten Charakteren. Es gibt mehrere Ebenen von Entscheidungen, mit echten Auswirkungen und nicht ganz vorhersehbaren Wendungen.
Das ganze hat sogar eine Meta-Ebene: Jensen erzählt was passierte der aus dem Hauptspiel bekannten Psychologin Delara. Zwischendurch kommentieren die beiden das Geschehen, besonders hinterfragt sie die Entscheidungen des Spielers oder erklären beide neue Entdeckungen. Stirbt der Spieler, korrigiert sie ihn, weil das ja nicht geschehen sein kann. Es ist eine nette Ergänzung, die gut zu Mankind Divided passt.
Fazit
A Criminal Past ist eine richtig gute Erweiterung. Die hier erlebte Mission muss sich in keiner Hinsicht vor dem Hauptspiel verstecken. Im Gegenteil: Wäre das ganze Spiel so gut gewesen, es hätte es noch weiter aufgewertet. Schrieb ich schon bei den anderen DLCs von dem willkommenen Happen Deus Ex, den sie bieten, gilt das hier nur noch mehr. Desperate Measures und System Rift hatten beide den Abzock-Gestank von DLCs, die besser in die Haupthandlung gepasst hätten oder relativ schnell zusammengeklobert wirkten. Nicht so A Criminal Past, das vielmehr den Wunsch erweckt die Entwickler hätten noch mehr Missionen solchen Kalibers an DXMD angehängt. Selbst der inhärente Blödsinn, der die Augmentierungs-Rassismusparabel im Kern ist, funktioniert bei dieser Handlung besser als in der üblichen Geschichte.
Bedenkt man dann noch, dass beide Kauf-DLCs gleich viel kosten, steht dieser letzte DLC noch besser da.
Für Fans der Reihe ein Pflichkauf im nächsten Sale.