Dass die Netflixserie die Addams-Familie wieder aufgreift hat wohl einen Nerv getroffen, ich hörte sie oft erwähnt. An die Filme erinnerte ich mich nur vage, aber positiv, vor allem an Szenen aus einem Sommercamp (das ist wohl aus dem 1993er-Film).
Doch die Serie jetzt ist anders – und seltsam. Sie spricht vom Ansatz Jugendliche an, als Harry-Potter-Verschnitt mit Wednesday als Emo-Protagonistin. Während aber die alten Addams-Filme mit den Monster- und Todesmotiven nur gespielt haben und der Ton eher lustig war, schafft das die Serie nicht. Sie nimmt sich ernst. Und ist dabei verdammt brutal – während anfangs ihre Sprüche noch amüsant wirken, rennt gegen Ende gerade Wednesday in moralische Abgründe.
Das sagt etwas über unsere Zeit aus, glaube ich. Wenn Verhalten wie Mord und Folter positiv gewertet wird, wenn die dedizierten Sympathieträger sich absolut widerlich verhalten können und trotzdem vermeintliche Helden bleiben. Vom sarkastischen Wednesday-Mädchen von damals ist nur noch die Fassade über. Was wieder eine ansprechende Fassade ist – das völlige Ausbrechen aus den sozialen Normen spricht ja wohl jeden mal an – aber es ist eben keine augenzwinkernde Kulturkritik mehr, sondern ein viel schwergewichtigeres Konstrukt
Die Serie selbst ist dann eine größtenteils nicht langweilige Mördergeschichte, bei der neben etwas Beziehungsdrama, Actionszenen und Querverweisen (z.B. auf Carrie) vor allem das vorzeitige Erraten der Handlungsauflösung reizen soll. Qualitativ wahrscheinlich besser als die Filme es je waren, aber gerade im Rückblick fehlt mir der Charme.