Wie im Blog beschrieben war ich auf der Suche nach einem kleinen und leichten Laptop (oder Netbook, oder möglichen Alternativen) für Reisen, um damit unterwegs arbeiten zu können. Meine Wahl fiel auf den ungewöhnlichen Panasonic Let's Note SZ6-CF – letztendlich musste ich dieses Gerät einfach testen, nachdem ich bei meiner Recherche zufällig darüber gestolpert war.
Der Laptop wurde wohl regulär von Panasonic nur in Japan vertrieben, kann aber für wenig Geld gebraucht gekauft und nach Deutschland importiert werden. Ich zahlte dafür etwa 100€ beim Ebayhändler Love of Japan, inklusive einem netten kleinen Ladegerät (mit zum Glück abnehmbaren Kabel auf der Steckdosenseite). In Deutschland ist die Reihe ziemlich unbekannt, es gab aber vom SZ6 einen ausführlichen Vorstellungsthread im Thinkpadforum und einen Test von Notebookcheck eines verwandten Panasonic Toughbooks.
Spezifikationen
Der Laptop ist mit seinem altmodischen Design absolut nicht schmal und auch nicht im modernen Sinne hübsch. Aber er ist mit einem nur 12" großen Bildschirm relativ klein und dem Aussehen zum Trotz überraschend leicht. Überraschend ist dabei ernstgemeint, man erwartet beim ersten Hochheben viel mehr Gewicht, als der SZ6 mit seiner (laut Forenthread) Magnesium-Legierung auf die Waage bringt.
Im Inneren ist bei meiner Variante ein i5-7300U verbaut, dessen integrierte Grafikeinheit auch genutzt wird – natürlich, eine dedizierte Grafikkarte wäre schwerer und im Büroalltag unnötig. Der Prozessor erklärt teilweise schon alleine den geringen Gebrauchtpreis: Windows 11 wird offiziell erst ab der nächsten Prozessorgeneration unterstützt. Und die war auch noch sowieso ein großes Upgrade, mit vier statt nur zwei Kernen (plus Hyperthreading) beim i5. Daneben stecken 8 GB Arbeitsspeicher im Gerät, leider fest verlötet – was angesichts der Bauweise völlig unverständlich ist, Platz genug für wechselbaren Ram wäre ja absolut gewesen. Wenigstens ist die SSD wechselbar, meiner kam mit für mich erstmal ausreichenden 250GB.
Den Bildschirm würde ich ebenfalls als ausreichend bezeichnen. 1920x1200 ist für die Größe eine großzügige Auflösung, es ist glücklicherweise ein IPS-Panel und damit blickwinkelstabil, zudem ist er matt beschichtet. Die Farben sind aber auch relativ blass. Die Helligkeit geht für drinnen klar, wird zum Arbeiten draußen in der Sonne aber ungenügend sein. So wirkt der Bildschirm wesentlich weniger beeindruckend als der des Razer Blade Stealth der Hausphysikerin (was aber auch der beste Bildschirm im Haushalt ist), fällt aber auch nicht groß negativ auf.
Kommen wir nun zu allem, was sehr wohl auffällt. Zuerst fällt das kleine runde Touchpad ins Auge. Mit ihm kann man nicht nur mit der üblichen Zweifingergeste scrollen, sondern auch indem man am äußeren Rand entlangfährt, also kreisförmig. So zu scrollen wirkt erstmal gut, ob ich mich dran gewöhne bleibt aber abzuwarten, außerdem hat das Kreisscrollen bisher nur unter Windows funktioniert, nicht unter Linux – ich muss noch schauen, ob ich es hier aktivieren kann. Die linke und rechte Maustaste sind separat unten, so sind sie einfach zu treffen. Es fehlt aber eine mittlere Maustaste, und der obere äußere Ring scheint Zierde zu sein. Das wäre schade, denn so verschluckt er unnötig Platz, was das Hauptmanko des Touchpads ist: Es ist absehbar deutlich zu klein um es länger komfortabel zu benutzen.
Als nächstes wandert der Blick vielleicht zu den vielen Anschlüssen.
Rechts ist da dreimal USB-A, einmal HDMI, ein Klappschalter um das Wlan zu deaktivieren (allerdings nur als Softwaresignal) und der runde Ladeslot.
Links ist ein Netzwerkanschluss und ein VGA-Ausgang – letzterer war damals für ältere Projektoren noch hilfreich, habe ich in so manchen Konferenzräumen um die Zeit rum selbst erlebt, aber das Verbleiben von VGA müsste sich inzwischen wirklich erledigt haben. Vorne ist der Anschalter, ein SD-Kartenleser und der Kopfhörer- und Mikrofonanschluss. Und, zu allem Überfluss, ein bei mir nicht befüllter Platz für ein optisches Laufwerk. Ein bisschen schade: Ein DVD- oder Bluray-Laufwerk hätte dem Laptop einen zusätzlichen Einsatzzweck gegeben. Andererseits ist er ohne leichter und damit besser für seinen Hauptrolle Reisebegleiter geeignet.
Es ist übrigens gut, dass der Kopfhöranschluss da ist: Der einzelne kleine Lautsprecher oben links taugt nicht viel. Höhere Töne werden klar ausgegeben, aber da ist null Bass.
Schließlich landen wir bei der Tastatur. Bei der ist das japanische Layout hierzulande natürlich herausstechend. Glücklicherweise ist es nicht weit weg vom amerikanischen. Dass Capslock und Tab geschrumpft wurden fällt noch auf, aber das ist bei der Nutzung kein Problem. Rechts oben Backspace so klein zu haben ist da schon eher problematisch, denn das kollidiert ziemlich mit meinen Tippgewohnheiten.
Beim Tippen fällt noch was auf: Die Tastatur wirkt ziemlich gut! Die Tasten sind nicht zu dünn, sodass man mit ihnen ordentlich schreiben können sollte. Mein alter Thinkpad hat einen noch besseren, definierteren Druckpunkt und natürlich ist die mechanische Tastatur meines PCs eine andere Liga, aber ich glaube, mit der Tastatur des Panasonics kann man sich gut arrangieren. Aber auch das wird sich erst später zeigen.
Nutzungseindrücke
Denn derzeit habe ich mit dem CF-SZ6 noch zu wenig gemacht, um ihn umfassend zu bewerten. Aber einen ersten Eindruck habe ich natürlich. Der kam anfangs vom vorinstallierten Windows 10, mit dem ich nicht nur wegen der eingestellten japanischen Sprache allerdings wenig anfangen konnte. Dann testete ich Haiku, besonders die mittlerweile vorhandene Firefoxvariante. Für die Installation musste aber die Festplatte umpartitioniert und ein Bootloader installiert werden, wofür ich auf antiX zurückgriff, was ich dann auch gleich zuerst auf eine Partition installierte.
Von der Leistungsfähigkeit wirkt der Laptop, also im Kern der i5-7300U, auf mich ausreichend. Damit zu programmieren sollte gar kein Problem sein, wenn man nichts allzu schwergewichtiges Kompilieren muss oder VMs braucht, was schon am dafür zu kleinen Arbeitsspeicher scheitern würde. Websurfen geht sowieso. YouTubevideos wurden unter Linux im ersten Test auch mit einer 4K-Auflösung abgespielt, unter Haiku war schon bei 1080p Schluss, beides okay. Die Wlanverbindung war bisher bei beiden Systemen stabil.
Im Leerlauf bleibt der Lüfter angenehmerweise lautlos, stattdessen meine ich ein leichtes Spulenfiepen zu hören, aber wirklich dezent. Landet etwas Last auf dem Prozessor geht dann bald der Lüfter an, auch wird dann schnell spürbar, dass das Gerät wärmer wird. Den hochgeregelten Lüfter hört man, aber es ist bisher bei einem gut verkraftbaren sauberen Luftrauschen geblieben, es gab kein Aufheulen wie bei manch anderen Laptops.
Die Hardwareunterstützung durch Linux und Haiku scheint gut. Das war bei der Prozessorgeneration eigentlich auch zu erwarten, aber es hätte ja im Detail sonstwas verbaut sein können. Gerade die Wlankarten machten früher doch gerne mal Probleme; diesmal aber nicht, klappte sofort. Primär die Kreisgeste zum Scrollen habe ich bisher als mögliche Lücke in der Unterstützung auf dem Schirm. Und dass der Wlan-Deaktivierungsschalter nur unter Windows eine Wirkung hatte. Dafür funktionierte erfreulicherweise die Regelung der Bildschirmhelligkeit, die Audioausgabe und die Tastatur wie Touchpad – alles Dinge, die beim als Alternative betrachteten Chuwi Minbook X Reviews zufolge nicht garantiert gewesen wären.
Gefreut habe ich mich auch über das Menü des BIOS. Denn das hatte ein paar nette Optionen. So war die Einstellung für Secureboot samt der Keyverwaltung zugänglich und könnten auch Hardwarekomponenten deaktiviert werden. Vor allem aber war dort FN und STRG tauschbar, FN wäre sonst die linke äußerste Taste unten gewesen und von mir regelmäßig aus Versehen gedrückt worden. Es war zuerst japanisch, aber Französisch und Englisch wurden im ersten Menüpunkt als Alternativen angeboten, sinnvollerweise mit westlichen Schriftzeichen präsentiert.
Am relativ ausgebauten BIOS merkt man den Businesshintergrund der Laptopreihe.
Das Innere
Ich habe den kleinen Laptop dann noch aufmachen wollen. Zusammengehalten wird er, wenn ich richtig zählte, von 18 kleinen Kreuzschlitzschrauben, teils unterschiedlich lange. Zum Wechseln des Akkus wäre das Öffnen übrigens nicht nötig: Der kommt hinten in das Gehäuse und ist ohne Werkzeug herauslösbar, wie bei alten Thinkpads. Super.
Nicht so super, dass bei meinem Gerät da irgendetwas blockierte und der Rücken nicht abwollte. Da wollte ich so früh nichts riskieren. Daher verweise ich stattdessen auf dieses Video:
Weitere Bilder gibt es im von Thinkpadforumthread verlinkten japanischen Review.
Das war kein Reinfall. Der CF-SZ6 dürfte sich völlig dafür eignen, um unterwegs mal einen Server neuzustarten, ein paar Zeilen zu programmieren oder auch nur Emails zu beantworten sowie Videos zu schauen, was auch immer anfällt. Er ist angenehm leicht und vernünftig klein, könnte aber dünner sein. Andererseits habe ich durch die massiver wirkende Form weniger Anlass, mir Sorgen um seine Haltbarkeit zu machen.
Der in den Kommentaren des letzten Artikels vorgeschlagene Thinkpad X280 hätte es aber sicher auch getan, auch wenn er etwas schwerer ist. Und der ist derzeit nur etwas teurer, selbst mit der nächsten Prozessorgeneration, sowie unkompliziert von deutschen Verkäufern beziehbar. Auch gäbe es andere Panasonicmodelle, wie den neueren CF-SV7 oder den kleineren CF-RZ6, um nur Modelle aus der gleichen Preisregion zu erwähnen. Gerade die kleinere Variante ist verlockend, denn nun mit dem 12"-Laptop vor mir denke ich, dass 10" auch ausreichen würden. Statt von ebay könnte man für eine breitere Auswahl (und besseren Preis?) auch via buyee kaufen, oder einem anderen dieser auf Japan ausgerichteten Shops. Und Zweifel sollte auch der Arbeitsspeicher auslösen, nur verlötete 8GB zu haben ist ein fetter Negativpunkt.
Meine Beschreibung hier ist also keine direkte Empfehlung, es mir gleichzutun. Aber ich schreibe die Negativpunkte mehr aus, um die Balance zu wahren. Denn mir gefällt der kleine Laptop bisher wirklich gut und ich war mit dem vom Ebayhändler gelieferten Zustand zufrieden. So freue ich mich jetzt erstmal, eine günstige Lösung (sogar unter der Zollgrenze) gefunden zu haben. Dass es auch noch eine ungewöhnliche war macht sie mir dazu noch etwas attraktiver.