Ich denke, man muss das umdrehen: Warum sollte man überhaupt aufhören zu bloggen? Das wird gleichzeitig ein kleiner Blick hinter die Kulissen.
Ein Text der Blogwochen
Wieviel Aufwand Bloggen macht
Finanziell kostet ein Blog sehr wenig, sogar (bzw gerade?) wenn man es richtig macht. Der Server kostet etwas, und die Domain auch. Dabei sind beide optional.
Dieser Blog als Beispiel mit seiner .de-Domain läuft inzwischen auf einem Server über Manitu via dem kleinsten Webhostingpaket dort, das die ersten sechs Monate 1€ monatlich gekostet hat, danach 2,50€ als regulären Preis einfordert. Da ist die Domain also sogar mit dabei.
Es gibt aber auch andere Optionen, beispielsweise eine statische Seite bei Github zu hosten (keinerlei Serverkosten). Ich schrieb darüber schonmal. Und während Wordpress.com derzeit keine empfehlbare Option ist, gibt es immer noch kostenlose Blogplattformen wie Substack, Medium oder Neocities. Man bekäme die Kosten also sogar auf Null, verzichtet man auf die eigene Domain.
Doch die finanziellen Kosten sind nicht der einzige Aufwand. Relativ gravierender ist schlicht die Zeit für das Schreiben der Blogartikel. Wieviel Zeit ein Artikel in Anspruch nimmt ist dabei schwer zu messen, denn es variiert stark. Manches ist in fünf Minuten runtergeschrieben, andere Artikel brauchen Stunden alleine für das Formulieren und das wiederholte Korrekturlesen. Je nachdem wie und worüber man bloggt ist das zusätzlich zu der Recherchezeit, dem Anfertigen von Bildern usw. Die meisten Blogger wollen außerdem noch ihren Blog anpassen, vom Anpassen der Farben zum Schreiben eigener Themes und Plugins bis zum Programmieren der ganzen Blogengine ist da viel Spielraum. Das alles frisst Zeit.
Den Blog aufzugeben brächte also potentiell viel freie Zeit, die in andere Dinge gehen könnte. Dem Scrollen von endlosen Social-Media-Feeds oder dem Schauen von Netflixvideos zum Beispiel.
Der Nutzen
Nein, natürlich könnte die freie Zeit auch in sinnvolleres fließen. Bei mir warten zum Beispiel zwei Webseiten und mehrere FOSS-Projekte immer auf mehr investierbare freie Zeit. Aber der Blog hat ja auch seinen Wert.
Dazu gehört, dass sich hinzusetzen und sich die Zeit zum Niederschreiben zu nehmen oft hilft, Klarheit zu Themen zu erlangen. Wer etwas erklären kann hat es verstanden, das ist der eine Effekt. Der andere ist das Faktensammeln und Präsentieren an sich. Beispielsweise war meine Liste von netbookartigen Geräten für Reisen auch für mich selbst erhellend. Zusätzlich bekam der Artikel auch noch hilfreiche Kommentare, insbesondere die Empfehlung für einen Thinkpad den ich übersehen hatte. Sowas hat einen ganz klaren praktischen Wert, den zu erlangen der Blog einen anhält.
Auch ein Nutzen im Job ist nicht abwegig. Wieder über zwei Wege. Der leichtere, wenn man etwas relevantes geschrieben hat kann man es später schnell wiederfinden, was vll mal bei einer Aufgabe hilft. Der zweite ist, dass ein guter Blog, fokussiert auf ein Thema, in diesem direkt zu einem Job führt. Letzteres habe ich noch nicht selbst erlebt, aber man liest manchmal darüber wie es anderen passierte. Was ich schon hatte: Dass im Bewerbungsgespräch der Interviewpartner anmerkte, über den Blog geflogen zu sein und daher einen guten Eindruck zu haben, was dann mir das ganze Gespräch merklich vereinfachte.
Mir passierte auch schon, dass jemand meinen Blog kannte. Das ist meist recht nett. Es beeindruckte z.B. einen Gastgeber auf einer Grillfeier, als einem der anderen anwesenden Gäste mein Blog ein Begriff war. Das war natürlich in meinem Fall ein irreführender Eindruck von Internetprominenz, aber solche Szenen machten mir nachvollziehbar warum solche Bekanntheit in echt gelegentlich durchaus reizvoll sein könnte.
Aber auch abseits von solchen Nutzwertgeschichten: Zu Schreiben und sich im Internet seinen eigenen Platz zu schaffen macht schlicht Spaß. Das gelegentliche Verbinden mit anderen und der Aufbau von etwas eigenem, das hat seinen Reiz. Warum sollte man das aufgeben, gerade wenn man doch gar nicht garantieren kann, die gesparte Zeit woanders besser verwenden zu können?
Es gibt also einen Haufen intrinsischer und extrinisischer Motivationsfaktoren, einen Blog zu betreiben. Gleichzeitig gibt es kaum Gründe aufzuhören, vll außer man landet in einem Shitstorm oder rennt in die juristischen Hürden; letztere etwas was gerade Deutschland so gerne aufzieht, ersteres je nach Themenfeld mehr oder weniger wahrscheinlich (beides wäre jeweils einen eigenen Artikel wert). Ist das Schreiben erstmal in den Alltag eingebaut gibt es auch über den Zeitaufwand wenig Druck, aufzuhören. Ich denke, deshalb laufen alte Blogs oft einfach weiter – eine Variante des Lindy-Effekts, demnach etwas umso länger weiter existiert je länger es bereits existierte.
nureinblog.at am : PingBack
Vorschau anzeigen
onli blogging am : Was Blogger antreibt (und welche Blogarten es gibt)
Vorschau anzeigen
klausgesprochen.de am : PingBack
Vorschau anzeigen