Warum schreiben Blogger ins Internet? Natürlich haben wir alle eine Ahnung davon, die der Antwort darauf ähnelt warum unsere alten Blogs nicht dichtmachen, aber gibt es doch auch ganz unterschiedliche Arten zu bloggen. Ich liste hierdrunter eine Auswahl auf, mit jeweils einem möglichen – vielleicht typischem? – zusätzlichem Aspekt der Motivation.
Ein Text der Blogwochen
Technikblogs
Sie schreiben über Technik in Form von News oder Reviews, nehmen Kontroversen auf oder packen ihr Wissen in Anleitungen. Beispiele: Linux und Ich für die anleitungshafte Linuxausprägung, Cachys Blog als großer allgemeiner Techniknewsblog (letzterer auch ein gutes Beispiel für den fließenden Übergang zu klar kommerziellen Technikmagazinen). Motivationsaspekt: Hobbyfortführung.
Spieleblogs
Reviews und persönliche Spielberichte stehen hier im Fokus, wobei Spiele auch zu Spezialblogprojekten einzuladen scheinen und das Themenfeld sehr groß ist. Beispiele: deesaster.org, wo Dee regelmäßig neu gespielte Brettspiele vorstellt, ergänzt durch Berichte von Spielemessenbesuchen, CRPG Addict, der sich durch sämtliche Computerrollenspiele spielt und diese bewertet. Motivationsaspekt: Hobbyfortführung.
Nähblogs
Eine klassische Alternativkategorie zu was allgemein als typisch wahrgenommen wurde, gerade auch wegen den anderen Urheber(inne)n. Beispiel: Dresden näht. Motivationsaspekt: Hobbyfortführung.
Mamablogs
Ähnlich den Nähblogs eine Alternativkategorie. Allerdings eine, die zeitweise eine große Mode war und in der Presse behandelt wurde, bei klar sichtbarer kommerzieller Verwertbarkeit (Frauen! junge! mit einem neuen Konsumgrund!). Beispiel: Mama steht Kopf. Motivationsaspekt: Selbsthilfe.
Blogger-Blogs
Es gab zur Zeit der Blogosphere (Nullerjahre?) ein paar archetypischen Vertreter. Zeitgenössisches allgemeines Themenfeld, kluge Texte, da fand sich auch eine bestimmte Sprache und oft ging es um Medien, gerne auch um Blogs selbst. Beispiele: wirres.net, wobei untypischerweise ist er heute noch da und gelegentlich etwas technischer, Sascha Lobo trifft die Kategorie genauer, mit einem Blog der gerade offline ist und einer Folgekarriere als Kolumnist. Motivationsaspekt: Sendungsbewusstsein.
Politikblogs
Selten Politiker, die einen Blog schreiben, sondern eher Leute die über Politik schreiben. Ich folge hier keinem aktuellen Blog, würde mich auch nicht wundern wenn sie größtenteils von Magazinen geschluckt wurden. Leider entstanden so auch einige rechte Orte. Beispiele für andere, wenn auch ältere: Oeffinger Freidenker aus der liberalen Ecke (einer der ersten, der klar benannte, dass die US-Republikaner keine demokratische Partei mehr sind), oder damals der Spiegelfechter als erfrischende alternative Quelle linker Überlegungen (ungeachtet der weiteren Entwicklung als Vertreter der tief gefallenen Nachdenkseiten). Motivationsaspekt: Sendungsbewusstsein.
Berufsblogs
Mir unklar wie sehr das ein deutsches Phänomen ist, aber es gab und gibt einige prominente Blogger, die über ihren Beruf bloggten oder bei denen der Blog Teil desselben war. Beispiele: Shopblogger mit Alltag aus dem Supermarkt, law blog mit Einschätzungen und News aus dem juristischen Bereich. Motivationsaspekt: Die Arbeit verschönern?
Presseblogs
Blogs über Medien, teils gesammelte Kritik an bestimmten. Beispiel: BILDblog, der früher die Hetze der BILD beleuchtete und heute allgemeiner Medienkritik sammelt. Motivationsaspekt: Journalistische Arbeit auf damals alternativem Grund.
Fokusthemenblogs
Passt auch zu schon erwähnten, aber manche Blogs stechen damit heraus dass sie sehr gezielt ein bestimmtes Thema bearbeiten. Teils eines, das man sonst nicht bei Blogs erwarten würde. Beispiele: Der Supermarktblog, als klar kommerzielles Unterfangen, A Collection of Unmitigated Pedantry mit Erklärungen eines Historikers zu entsprechenden Themen (wie der Funktionsweise der römischen Republik). Motivationsaspekt: Komplett variabel.
Gemischtwarenläden
Und schließlich, um das explizit festzuhalten, gibt es Blogs die sich eben kaum in dieses Schema pressen lassen. Die mal hier, mal dadrüber schreiben, auch wenn sie alle irgendwo eine Schlagseite haben werden. Beispiel: Jansens Pott, bei dem neben einer Radtour etwas zu Missionieren bzgl Dampfen neben einem Blogwochenartikel steht, der aber auch teils ein Blogger-Blog ist.
Wie teils gezeigt, diese Kategorien überlappen sich. Aber insgesamt ist die Vielfalt doch großartig. Um das mal gesammelt zu haben existiert dieser Artikel. Und man könnte das Spiel mit den einzelnen Themenbereichen unendlich detailliert weiterspielen – zu jedem denkbaren Thema gibt es ein (mehr oder weniger dichtes) Blognetzwerk. Nicht alle der Links oben sind automatisch Leseempfehlungen, nebenbei, aber viele der Blogs sind durchaus einen Blick wert.
So unterschiedlich die Themen, so variabel die Motivation der Begründer, auch wenn ihnen allen ein Mitteilungsbedürfnis gemein sein muss. Sonst käme man nicht auf den Gedanken, den Blog online zu schalten.
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