Kopftuchpflicht

onli blogging

Kopftuchpflicht

Monday, 18. February 2008

Interessant ist ja auch das gesellschaftliche Verhalten in der Kopftuchfrage. Dass Frauen im Islam gezwungen werden, sich zu verhüllen und sie demzufolge ein sichtbares Zeichen ihrer Unterwerfung tragen müssen, das stößt dem aufgeklärten christlichen Abendland übel auf. Nur warum?

Das Christentum ist in diesem Punkt nicht besser, auch nicht im Neuen Testament. 1. Korinther 11 ist da eine wahre Fundgrube und zeigt gleich zwei Sachen:

1. Die Frau ist dem Mann untergeordnet:

"Und der Mann ist nicht geschaffen um der Frau willen, sondern die Frau um des Mannes willen."
"Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz; die Frau aber ist des Mannes Abglanz."

2. Das Kopftuchgebot wäre auch im Christentum als "Gottbefohlen" interpretierbar. So heißt es: "Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist gerade so, als wäre sie geschoren."

Dies wird im Nachhinein insofern gelockert, als das, wenn ich es richtig verstehe, lange Haare als Schleier akzeptiert werden.

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Kommentare

Dirk Deimeke am :

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Bei den ganzen Bibelzitaten muss man darauf aufpassen, an welche Zielgruppe sie gerichtet waren, das gilt gerade für die Briefe.

Das Haar sollte bedeckt werden, weil die Frauen keinen Anstoss erregen sollten. Bei den Korinthern war es üblich, dass die Frauen Ihr Haar bedeckten (ist es ja auch heute noch).

Bei den Moslems ist es heute noch so und ich kann es ebenfalls nicht schlimm finden.

Interessant in dem Zusammenhang ist es, einmal nachzuschauen, wie viele sexuelle Übergriffe es in der westlichen Welt und wie viele es in der arabischen Welt gibt.

onli am :

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http://www.quantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-759/i.html zufolge dürfte die Zahl der Übergriffe in den arabischen Ländern sehr hoch sein. Hast du da echte Statistiken zur Hand?

Zur Bibelstelle: Paulus sagt von sich in Korinther 2: "Sondern wir reden von der heimlichen, verborgenen Weisheit Gottes, welche Gott verordnet hat vor der Welt zu unsrer Herrlichkeit"
Daraus kann man recht einfach schließen, dass seine Worte als Gottes Wille verstanden werden sollen - so führt er sich ja auch die ganze Zeit auf. Wenn dann so jemand solche Verhaltensanweisungen predigt, muss man es als Gläubiger schon in seiner Allgemeingültigkeit weiter fassen als nur für die direkte Empfängergemeinde bestimmt - ob nun die Form das doch stark einschränkt, sei dahingestellt. Die Worte bleiben: sonst könnte man mit gleichem Anspruch sagen, Jesus Worte gälten nur für die damalige Zeit und für die Leute, an die sie damals gerichtet waren.

Sein Hinweis auf die Haare als natürlichen Schleier kann man dann benutzen, um die Kopftuchpflicht zu verneinen - es bleibt aber die Möglichkeit, das Kopftuch zu fordern. Mir erscheint das so, als wäre hier nachträglich entschärft worden.

Warum das ein Problem ist, ist der Zusammenhang. Im gleichen Abschnitt wird recht drastisch die Frau als dem Manne untertan dargestellt. Eine Durchsetzung des Kopftuchs würde diese Sichtweise bestätigen - und im Islam dürfte das kaum anders sein.

Dirk Deimeke am :

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Ich weiss nur von deutlich weniger Übergriffen, habe aber auch keine konkreten Zahlen zur Hand. Sorry!

Generell muss man bei allen Texten den Zusammenhang überprüfen. Einzelne Zitate, die aus dem Zusammenhang genommen werden, können alles oder nichts bedeuten.

"Auf dem Bauche sollst Du kriechen und Erde fressen Dein Leben lang." (Zitat aus dem Kopf, sollte 1. Mose 3,14 sein). Das kannst Du interpretieren, dass wir alle nichts sind oder im Zusammenhang herausfinden, dass damit Gott die Schlange zum Regenwurm gemacht hat.

Von diesen Beispielen gibt es viele. Angefangen bei der Schöpfungsgeschichte über das alte Testament un die Propheten bis hin zu den Evangelien und den Briefen.

Wenn Du beispielsweise in die Evangelien schaust, wirst Du feststellen, dass jedes Wunder, das an einem Mann verübt wurde ein Pendant hat mit einer Frau als Hauptperson. Daher sehe ich da schon eine Gleichberechtigung.

Zu Paulus zurück. Paulus sagt an irgendeiner Stelle: "Ich bin den Römern ein Römer geworden ... Ich bin vielen alles geworden, so dass ich auf mancherlei Weise einige gewinne". (Zitat aus dem Kopf). Das heisst auch nicht, dass er immer hin und her konvertiert ist, sondern, dass er die Leute dort abgeholt hat, wo sie waren. Du kannst mit niemanden vernünftig reden, wenn Du ihm sagst, alles, was Du bisher gemacht hast, ist Mist.

onli am :

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Nun ja. Klar, wenn man nur einen Einzelsatz betrachtest und aus dem Zusammenhang reißt, dann ist das sinnentstellendes Zitieren und natürlich aussagelos. Hier aber ist der ganze Abschnitt entsprechend, es ist ja nicht nur der eine Satz.

Das "Du kannst mit niemanden vernünftig reden, wenn Du ihm sagst, alles, was Du bisher gemacht hast, ist Mist." stimmt. Aber es ist ein Einfallstor für die Beliebigkeit. Dann kann alles so interpretiert werden, wie man es gerade will: "Das und das hat er nur gesagt, um den und den zu gewinnen, daran brauchen wir uns nicht zu halten".
Ich weiß, dass das in vielen Gemeinden so gehandhabt wird. Für mich ist das ein Beleg dafür, dass man sich in diesem Bereich alles so zurechtbiegen kann, wie man will - was sehr negative Folgen haben kann, wenn jemand mit dieser Methode negative Gebote ausgibt. Die Bibel als solches hat dann gar keine Aussagekraft mehr, nichtmal für den, der glaubt - sondern ist schlimmstenfalls Instrument für die, die mit dem Glauben eigene Machtinteressen durchsetzen wollen.

Dirk Deimeke am :

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Ich will damit nicht sagen, dass ich den Sinn voll erfasst habe, aber ich denke, dass gerade wer in der Bibel (und ebenfalls im Koran) einen roten Faden für sein Leben findet, versuchen sollte, den Sinn zu erfassen und danach zu leben.

Für mich sind die Evangelien das absolute Zentrum der christlichen Lehre.

Jesus hat Männer und Frauen gleichberechtigt behandelt. Regeln die er aufgestellt und gepredigt hat, hatten überwiegend mit dem Miteinander zu tun. Entweder mit der Beziehung zu Gott oder der Beziehung zu anderen Menschen.

Jemand ist Christ, wenn er eine persönliche Beziehung zu Gott aufgebaut hat, mehr braucht es nicht. Natürlich resultiert daraus eine Menge.


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