Wenn man knapp zwei Wochen von etwas abgetrennt war, das man sonst fast täglich benutzt, beginnt bei mir das resümieren. Hab ich was vermisst, was verpasst? Ist die (in letzter Zeit stressbeladene) Freizeit sinnvoller genutzt worden, das Programmieren vielleicht? Zeigt sich ein Suchtverhalten, bzw. Entzugserscheinungen? Und die Auswirkungen ins reale Leben abseits der Kiste?
Damit das ganze verständlich wird: Mitte des Monats wurde mein Internetzugang vorhersehbar bis gestern blockiert. Dem bin ich durch Flucht zu meiner Freundin entgangen, aber nur anfangs, und dort war ich zu gestresst, um z.B. Emails zu lesen oder zu bloggen - all das rutschte endlich mal in den Hintergrund. Danach war ich dann hier - und fühlte mich dann doch abgeschnitten.
Die Auswirkungen ins reale Leben sind durchaus beachtenswert. Man kann nichts nachgucken. Gut, man könnte in eine Bibliothek gehen und sich da Informationen holen. Aber um 22 Uhr nur mal schnell schauen, für etwas, dass morgen um 8 wichtig ist? Da muss man vorausplanen, sich Unterlagen beiseite legen. Schlimm die Informationswege: von einigen Leuten hier habe ich nichtmal ne Telefonnummer (und ich noch dazu keinen Festnetzanschluss), und ich weiß z.B. nicht, wo im realen Raum steht, dass bestimmte Ergebnisse veröffentlicht wurden.
Entzugserscheinungen? Würd ich verneinen. Nachdem der Stress beendet war, konnte ich endlich wieder konzentriert ein Buch lesen. Wäre ich auf Internetentzug, wäre ich dann weiterhin fahrig oder nervös oder sowas gewesen. Mir ging es aber gut. Was ich vermisst habe, so meine ich, waren Folgen des Internets: Skype mit Freundin, das schnelle Nachschauen, der Blog.
Und die Freizeit? Immer dann, wenn ich nun nicht mehr möglichen Aktivitäten nachgegangen wäre, habe ich halt gezockt (Erkenntnis: Ubuntu - Internet = blöd). Gut, oder schlecht, wieder vor der Kiste. Aber daran gehts derzeit kaum vorbei.
Denn: Ansonsten hätte ich wohl programmiert. Das war mir aber kaum möglich: Die jQuery-Api, die ich für reallivecomment gebraucht hätte, habe ich weder offline da noch im Kopf. Hätte ich mir von extern holen können, aber wo schaue ich dann Folgefragen nach? Alternativ steht ein genial klingendes Pidgin(!)-Plugin an, wohl in C - ohne Dokumentation für mich unmöglich, die Sprache ist mir neu. Aber ohne Internetzugang ein Plugin für einen Instant-Messenger zu schreiben ist sowieso eher sinnfrei, weil das Testen komplizierter würde.
Hierbei auffällig: Ohne Internet gäbe es diese Projekte gar nicht - aber ohne Internetzugang könnte man sie trotzdem realisieren, indem die Dokumentation offline bereitgestellt wird. Nur lohnt das kaum, wenn man sie auch einfach verschieben kann. Noch eine Auffälligkeit: Die Pause hat gut getan. Reallivecomment wirkt in der neuen Version das erste Mal nicht wie ein proof-of-concept, sondern wie etwas halbwegs ausgearbeitetes (dass da noch Arbeit fehlte, wusste ich auch vorher, aber ich dachte in eine andere Richtung). Morgen mehr dazu.
Weniger vermisst habe ich das "Hintergrundrauschen". In manchen der Blogs in meinem Feedreader wurde wenig geschrieben, in anderen kaum etwas, was ich als so wichtig erachte, das ich es sofort hätte lesen müssen. Nachrichten gingen wegen des Stress sowieso an mir vorbei, dass die CSU die absolute Mehrheit verlor habe ich gerade noch mitbekommen. Das hat mich zugleicht erfreut und enttäuscht: So wichtig ist das alles nicht.
Eine der Ausnahmen: wirres Beitrag "_podiumsdiuskussion zum „System Google“ in der akademie der künste" war toll zu lesen, da ich noch nie einen so treffenden Kommentar zur Googlehysterie gesehen habe. Nicht nur treffend, sondern Unkenntnis anprangernd und preisgebend, der lockere Tonfall passt perfekt. Und das, obwohl ich nie weiß, ob ich wirres nun ob seines Tons mögen soll oder obs mir zu doof beleidigend unleserlich selbstverliebt ist - denke das wechselt.
Da hätte ich also als Offliner also wirklich was verpasst.
Wobei: Ob mich ohne Internet Google tangieren würde?