Auf Spiegel Online ist ein Interview mit dem Bischof der Piusbruderschaft Richard Williamson, der den Holocaust leugnet und nun die Beweise prüfen will. Interessant ist aber nicht nur der Abschnitt mit Bezug zum Antisemitismus, sondern der zu den Menschenrechen:
SPIEGEL: Erkennen Sie zumindest die universellen Menschenrechte an?
Williamson: Als in Frankreich die Menschenrechte proklamiert wurden, sind in ganz Frankreich Hunderttausende umgebracht worden. Wo die Menschenrechte als eine objektive Ordnung verstanden werden, die der Staat durchsetzen soll, da kommt es immer zu einer antichristlichen Politik. Wenn es darum geht, dem Einzelnen die Freiheit seines Gewissens gegen den demokratischen Staat zu erhalten, da erfüllen die Menschenrechte eine wichtige Funktion. Der Einzelne bedarf dieser Rechte gegen einen Staat, der sich als Leviathan geriert. Das christliche Verständnis vom Staat ist aber ein anderes, so dass die christlichen Menschenrechtstheorien mehr betonen, dass die Freiheit nicht Selbstzweck ist. Es geht nicht um Freiheit von etwas, sondern um Freiheit für etwas. Für das Gute.
In jedem Staat, der die Menschenrechte als Ordnung versteht, kommt es also zu einer antichristlichen Politik? Man betrachte die modernen Staaten Deutschland, Frankreich, die USA. In keinem dieser Staaten ist die Politik christenfeindlich. Aber die Kirche ist nicht mehr mit dem Staat verwoben, die Säkularisierung als Trennung vollzogen. Also ist die Folgerung: Dieser Pius-Bischof erachtet es als christenfeindlich, wenn Kirche und Staat nicht mehr verwoben sind. Nette Vorstellung.
Dass in Frankreich im Rahmen der Französischen Revolution Menschen dem Terror des neuen Regimes zum Opfer gefallen sind ist natürlich verwerflich. Es aber den Menschenrechten anzulasten ist absurd: Die sprechen sich doch genau dagegen aus. Hier müsste man den geschichtlichen Kontext beachten, die drohende Gegenrevolution, die bestehende Tradition eines absoluten (christlichen) Herrschers mit seinem menschenverachtenden Alltag. So geprägte Menschen handeln entsprechend - aber sie sind dann eben nicht Verfechter universeller Menschenrechte, sondern ein Zerrbild von solchen.
Der letzte Satz ist selbstentlarvend. Es geht also um Freiheit für "das Gute". Eine tolle Sache, könnte man meinen. Dieser Satz kommt aber von jemandem, der meint, alleinig definieren zu können, was "gut" ist. Im Grunde verneint er die Freiheit und ersetzt sie durch die Pflicht zum Gehorsam den Christentums gegenüber.
Interessanterweise sind das jeweils Stellen, in denen er so spricht, als sei das Konsens in der Bruderschaft. Von der wird wohl nicht ohne Grund entsprechend gewarnt.