Von Huntingtons "Kampf der Kulturen" haben die meisten zumindest schonmal gehört. Mir ist noch nicht klar, was das für einer ist, welche Konsequenzen man aus diese Interpretation der Weltpolitik ziehen soll.
Offensichtlich dagegen, welche Frage er beantworten will: Was ist der große Unterschied zwischen Menschen, worauf baut sich Ablehnung? Laut Huntington ist es die Kultur, wobei vor allem die Religion die Gewalt fördert:
Der Sturz des kommunistischen Regimes in der Sowjetunion und in Jugoslawien bewirkte dasselbe [Anm.: ethnische und kulturelle Konflikte auslösen] nach dem Ende des Kalten Krieges. Die Menschen konnten sich nicht mehr als Kommunisten, Sowjetbürger oder Jugoslawen verstehen, mußten händeringend eine neue Identität suchen und fanden sie in den alten Ersatzkategorien der Ethnizität und Religion. Die repressive, aber friedliche Ordnung von Staaten, die der Lehre von der Nichtexistenz Gottes verpflichtet waren, wurden durch die Gewaltbereitschaft von Menschen ersetzt, die unterschiedlichen Gottheiten verpflichtet waren.
Oder auch zum Wesen der Religion selbst, kurz zuvor :
Die Menschheitsgeschichte zeigt seit Jahrhunderten, daß Religion kein «kleiner Unterschied» ist, sondern vielmehr der wahrscheinlich tiefgreifendste Unterschied, den es zwischen Menschen geben kann. Häufigkeit, Heftigkeit und Gewalttätigkeit von Bruchlinienkriegen werden durch den Glauben an verschiedene Gottheiten stark gesteigert
Seite 426, 417, Spiegel-Edition 06/07.
Eigentlich auch erstmal egal, was für einer Huntington genau ist. Für mich ist das effektive Religionskritik, wie ich sie noch nicht oft gelesen habe.