Obwohl ich kein KDE-Nutzer bin: Amarok gehört zu meinen täglich genutzten Standardprogrammen Es ist der beste Player den ich bisher gesehen habe. Doch wie so vieles in Verbindung mit KDE 4 stehende hat auch Amarok 2 herbe Kritik einstecken müssen. Berechtigte Kritik?
Zur Versionsnummer: Amarok 2 in der aktuellen Version (2.0.1), Amarok 1 in der aus den Intrepid-Quellen (1.4.10)
Vergleich
Amarok dürfte vornehmlich für eine Sache genutzt werden: Lokal gespeicherte Musik abspielen. Ab und an gesteuert durch Tastenkombinationen, und einige Nutzer dürften manche Texte nachlesen wollen. Genau diese Anforderungen sollen hier betrachtet werden.
Sammlung erfassen
Die Sammlung muss nicht wirklich oft komplett neu erfasst werden. Doch wenn, dann ist es möglichst schnell und mit möglichst wenig Systemauslastung natürlich angenehm - was allerdings ein Widerspruch ist. Beim Vergleich wurde an den Datenbankeinstellungen nichts verändert, also wurden unterschiedliche Datenbanken miteinander verglichen:
Amarok 1
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Amarok 2
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3:00
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4:18
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Überraschend, dass Amarok 1 hier schneller war. Dabei hatte ich Verbesserungen erwartet. Andererseits ist das Meckern auf hohem Niveau: In nichtmal 5 Minuten 29GB zu indexieren scheint mir nicht schlecht.
Das Importieren aus Amarok 1 passierte positiv schnell und angenehm problemlos.
Sammlungsansicht
Die Sammlung von Amarok 1 ist alphabetisch in Blöcke unterteilt, bei Amarok 2 nur alphabetisch gelistet. Daher fehlt diese Orientierungsmarke. Dazu kommt, dass der Kontrast zwischen den abwechselnd wiederkehrenden Farbmarkierungen beim Standarddesign von Amarok 1 größer ist, auch das aufklappende "+" sieht zumindest größer aus.
Lyrics
Bei den zusätzlich anzeigbaren Liedtexten muss man sich im Vorgänger durch die Menüs hangeln, bei Amarok 2 dagegen das neue Widget-Fenster bemühen. Da die Standard-Lyricplugins im ersten Amarok ziemlich kaputt sind, konnte Amarok 2 hier nur gewinnen. Allerdings werden ein paar Zeilen weniger angezeigt. Und der oft erscheinende horizontale Scrollbalken stört.
Playlist
Darüber kann man nicht streiten: Die neue Playlist fasst weniger gleichzeitig sichtbare Lieder. Außerdem ist sie schmaler. Dafür sind die Kontrollknöpfe größer, und prominent links platziert.
Shortcuts
Globale und lokale Shortcuts waren im Vorgänger widernatürlich in zwei Menüs unterteilt. Das macht Amarok 2 besser, hier fasst ein Menü beide Systeme. Dafür tritt eine typische KDE 4-Schwäche auf: Die Standardgröße des Menüs passt nicht zum Inhalt, ist etwas zu klein. Bei Amarok 1 ist das dagegen passgenau abgestimmt.
Während im ersten Amarok hier noch unten eine statische Eingabemöglichkeit angezeigt wurde, klappt die nun auf, wenn man auf eine Option klickt. An sich nicht verkehrt, führte hier aber dazu, dass das mit "OK" bestätigen wurde - und sich so das gesamte Menü schloss.
Kontextinformationen
Beim Abspielen zeigen beide Player Informationen zum Lied an. Und beide haben Nachteile: Bei Amarok 2 ist das Widget viel zu schmal. So kann nichtmal der Interpret "Blind Guardian" vollständig dargestellt werden, dabei ist das nichtmal ein langer Name. Die Icons vermitteln nicht gleich ihre Bedeutung, und der erklärende Hovertext erscheint nur, wenn man über den Text neben dem Icon fährt. Darauf muss man erstmal kommen. Lieblingsstücke und Empfehlungen sucht man vergeblich.
Dafür zeigt der Vorgänger nur entweder die Sammlung oder die Metainformationen an. Mit einem vertikalen Scrollbalken sind hier einige Infomationen mehr zugänglich.
Gapless
Beiden Versionen gemeinsam ist, dass beim Liederwechsel keine Pause entsteht. Einzig ein wirklich sehr kleines Stottern lässt den Liedübergang hörbar werden.
Fazit
Amarok 2 macht einige Dinge anders. Manche schlechter, andere besser. Die Widget-Ablage in der Mitte muss man nicht mögen. Es scheint bisher so, als ob es den Entwicklern schwer fällt, diesen Platz sinnvoll zu nutzen. Das System hat vor allem den Nachteil, dass Funktionen wie die Lyricanzeige nicht mehr ihren festen Platz haben. Dafür können sie einen prominenteren zugewiesen bekommen.
Trotzdem ist Amarok 2 in den Kernfunktionen ein würdiger Nachfolger, dessen volles Potential aber noch entwickelt werden muss. Wird das gelingen?