Linker Dogmatismus
Tuesday, 4. August 2009
Deutsch-Leistungskurs. Man liest Brecht, Das Leben des Galilei, und von der "davon" auch nicht billiger werdenden Milch der Hausfrau, die einer der Galileis immer anführt, kommt man zu Ho Chi Minh und schließlich fällt der Satz:
Es ist doch egal, ob das Volk davon überzeugt ist, solange es die richtige Gesellschaftsordnung ist.
Die Antwort:
Ich habe mich immer gefragt, was mit "linkem Dogmatismus" eigentlich gemeint ist, nun weiß ich es.
Wenn man mit halbwegs offenem Auge durch die Diskurswelt läuft findet man linken Dogmatismus recht häufig. Ein für mich sehr exemplarisches Beispiel ist der Text Postmoderne Spieletesternazis, in dem ein Gamestar-Redakteur einfach deswegen als Nazi bezeichnet wird, weil er darüber schreibt, dass in Spielen anderer Kulturkreise wir die Feinde sind. Das Feindbild dreht sich mit der kulturellen Prägung, davon schreibt auch Huntington, aber darüber darf man in diesen Kreisen nicht schreiben, will man nicht als Nazi gebrandmarkt werden. Es gibt nur eine Wahrheit, und die hat die einstmals "freie Welt" gepachtet, Vietnam und Hiroshima ändern daran nichts und Guantanamo erst recht nicht. Wohlgemerkt: Es ging in dem Gamestar-Artikel nicht darum, die anderen Feindbilder zu rechtfertigen, sondern nur um eine Darstellung, dass es sie gibt. Der Artikel auf nichtidentisches ist ein Plädoyer dafür, die eigene Meinung dogmatisch durchzusetzen, nicht zu differenzieren, nicht selbst zu denken, garniert mit einer intellektuellen Arroganz, die dem ganzen Mist auch noch mit der bewussten Verwendung von Fremdwörtern (das Fazit ist eine Nullaussage, nur ist das nicht sofort merkbar) einen intelligenten Anstrich zu geben versucht.
Als Israel den Krieg gegen die Bevölkerung im Gazastreifen führte fand man diesen Dogmatismus auch, mittels dem uns verboten werden sollte, Israel dafür zu kritisieren. Es ist das gleiche Schema: wir sind die Guten und Israel gehört zu uns, egal was es tut. So wird mittels des Holocaust ein weiterer Völkermord gerechtfertigt (ohne behaupten zu wollen, dass die Ausmaße gleichzustellen wären).
Wenn nun ein Henryk M. Broder eine Kampagne dagegen startet, dass eine Israelkritikerin das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommt, liegt die Vermutung nahe, auch dort diesen blinden Fanatismus wiederzufinden. Wissen konnte man das zunächst nicht. Doch der Emailwechsel mit Palmer offenbart, wie blind Broder hier zu brandmarken versucht, was ihm antisemitisch vorkommt, ohne auch nur ansatzweise auf die Argumente Palmers einzugehen. Palmer kontert das souverän, indem er sachlich und sprachlich überlegen seine Position darstellt. Jedem Leser dürfte schnell klar werden, dass Broder mit Tricks wie unpassenden Analogien und Suggestivfragen arbeitet und nichtmal im entferntesten an einer differenzierten Darstellung interessiert ist, wodurch Palmers Position um so passender und überlegter erscheint.
Die Methoden des Dogmatismus führen zu sowas (Ein Zitat aus einem Brief an Palmer, nicht von Broder):
Boris Palmer,
du hast dieser dreckigen Langerschlampe das Bundesverdienstkreuz verliehen. Das macht dich zum schmierigen, widerlichen, übelen, kleinen Judenhetzer in der Tradition von Streicher/Stürmer die bei Bündnis 90/die Grünen weiterhin hochgehalten wird. . Grünlinks wichsende Gutmenschen so wie du sind die schlimmste Plage die dieses Land seit Adolf Hitler heimgesucht hat. Jetzt hau ab und sorge dafür dass diese Schlampe das BVK wieder aberkannt bekommt.
Fuck Islam !
So wie Palmer mit linkem Dogmatismus umzugehen, das ist der einzig gangbare Weg. Als versucht differenzierter Betrachter dieser Welt darf man sich nicht durch die Schranken des Gutmenschen-Dogmatimus das Denken verbieten lassen.
Selbst wenn die Fremdwörter auf der anderen Seite stehen.
onli blogging am : Kritik des Vorwurfs "Postmoderne Spieletesternazis" zu "Geliebter Feind"
Vorschau anzeigen
onli blogging am : Wie der Spiegel sich von Broder instrumentalisieren lässt
Vorschau anzeigen