Die Blockade des Naziaufmarsch in Dresden war ein voller Erfolg. Größtenteils friedlich haben an die zehntausend Menschen verhindert, dass 4000 angereiste Nazis die Bombardierung Dresdens für ihre Zwecke instrumentalisieren konnten.
Es ist die völlig wirkungslose Menschenkette, weit entfernt vom Aufmarsch der Nazis, die in Überschriften nun als eigentlicher Erfolg bezeichnet wird - so z.B. bei Bild (Man beachte auch den völlig unzutreffenden Seitentitel "65 Jahre nach Bombardement auf Dresden: Ausschreitungen – Gewalt zwischen Demonstranten eskaliert", der wohl vom gewünschten Artikelentwurf noch übriggeblieben ist). Eines muss man sich klarmachen: Die Nazis sind in der Neustadt aufmarschiert, die Menschenkette befand sich in der Altstadt, hatte also rein symbolischen Charakter und trug zur Blockade gar nichts bei. Deshalb ist die Menschenkette zwar Thema in der Überschrift, aber wird in den Artikeln selbst dann kaum beachtet. Spiegel dagegen schweigt die erfolgreiche Blockade fast tot, erwähnt das Bündnis nur im letzten Abschnitt, aber die manipulierende Darstellung in den Medien ist fast einen eigenen Artikel wert.
Über die Blockade selbst wird es aber auch von denen, die dabei waren, viele verschiedene Schilderungen geben. Ich stand am Albertplatz, zwar direkt am Bahnhof, aber bei uns gab es keine nennenswerten Probleme mit der Polizei und auch keine direkten Naziangriffe. Gerade die Passivität der Polizei hat überrascht, denn kaum kamen wir am Platz an, schallte uns auch schon ein Megafonruf entgegen, dass die Menge sich entfernen solle. Die Kameras standen auch schon auf erhöhter Position bereit. Wir rechneten also gerade zu Beginn, als dort noch nicht wirklich viele Menschen standen, mit der Räumung - sie blieb aus, obwohl wir irgendwann nur noch eine mehr oder weniger stark abgeriegelte "Ansammlung" (statt erlaubter Versammlung) waren.
Es war aber eine große und gutgelaunte Ansammlung. 3000 größtenteils junge Leute standen dort, hielten ihre Banner in die Luft, tanzten zur Musik und ertrugen stundenlang die Kälte. Erstaunlich viele Jusos (auch aus NRW ;) ) waren hier und eine von ihnen, die ganze Zeit scheinbar gutgelaunt, die immer wieder ihr grünes Peace-Plakat in die Luft hielt und ansonsten mit ihrer Freundin tanzte, verkörperte, wie diese Veranstaltungen laufen sollten: Ein politisches Volksfest als Blockade statt bierernsten Trillerpfeifenaufmarsch, wenn auch umringt von Polizisten auf jeder Seite.
An anderen Stellen lief das anders. Es gab natürlich Zusammenstöße mit der Polizei, und es gab Schlägereien mit Nazis, als Antifa und Nazizüge aufeinanderprallten oder als die Nazis Blockaden im Norden der Neustadt angriffen. Dazu scheint die Polizei dort, wo nicht gerade die dann doch geduldeten Blockadepunkte standen, massiv mit Tränengas und Brutalität gegen die Demonstranten vorgegangen zu sein. Sowieso muss klar sein, dass es kein Familienausflug ist, so wurde z.B. einer unserer Busse an einer Raststätte von Nazis angegriffen.
Im großen und ganzen aber war die Blockade friedlich, und es war eine erfolgreiche Aktion, die Nazis versauerten am Bahnhof. Ein Riesenerfolg des Bündnis Dresden Nazifrei, Gratulation!