Google Music - ein Loblied auf die Idee
In meinen Feeds habe ich kaum von Google Music gelesen. Und wenn, dann war es negativ - entweder sei das Angebot irrelevant oder schlecht ausgeführt. Zu letzterem kann ich noch nichts sagen, aber zu ersterem: relevant für mich. Und damit wahrscheinlich für einige Menschen wie mich.
Was Google Music für die einen irrelevant macht, macht es für mich erst relevant: Das Beschränken auf die selbsthochgeladenen Dateien. Denn wie so viele Leute, die so lange wie ich im Internet unterwegs sind, habe ich eine ordentliche Musiksammlung. Sie ist nicht riesig (immerhin hab ich noch 80GB-Platten in Benutzung und gefühlt nur eine solche zur Verfügung, egal wie viel wirklich da ist), aber groß genug, dass Amazons 5GB deutlich zu klein sind. 20000 Dateien dagegen, das dürfte grob geschätzt ausreichen (sei 4MB Durchschnittsgröße für eine Audiodatei sind das immerhin 80 GB).
Es wäre gut, gerade eben privat der Trafficgrenze entkommen, die Sammlung hochladen zu können. Denn genau sowas suche ich - keinen Spotify "höre alles was es gibt Abo-Dienst", was nicht nur spon als Alternative benennt. Und ich will kein Abo, will nicht pauschal zahlen um dann zeitweise zu hören. Meine Musik ist mir wichtig, sie definiert einen Teil meines Lebens, den will ich besitzen. Außerdem, Hauptpunkt: Spotify & Co sind ständig unter Beschuss der Musikindustrie. Seit Jahren liest man von dem und dem Dienst, der dort und dort online Musik anbietet und ja so erfolgreich dabei ist - nur in Deutschland kommt nie etwas an, und dann ist der Dienst tot. Ich bin es leid. Ich will einfach nur noch meine Musik hochladen und streamen, und alles andere kann mir gestohlen bleiben.
Was da noch reinspielt: Ich höre generell Musik albenweise. Und ich höre ein und dasselbe Album oder ein paar Alben einer Band sehr, sehr lange. Monatelang fast immer, manchmal sogar länger. Zugriff auf 13 Millionen Lieder, die sich dann noch am besten wie bei lastfm zwischen das schieben was ich eigentlich hören will, ist da eher ein Problem als was tolles. Internetradio statt Online-Musikspeicher, das ist halt ein Unterschied.
Vielleicht ist daher Googles Ansatz ein Versuch, das Problem mit den Interventionen der Musikindustrie durch Rückbezug auf den Besitz der Zielgruppe zu umgehen und gleichzeitig etwas völlig anderes zu bauen als das, was bisher Kernidee der Onlinemusikdienste war (dem Radiogedanken). Weil dort wahrscheinlich einige Leute nicht ganz unähnliche Internethistorien haben. Und also auch ihre eigene gewachsene Musiksammlung lokal auf der Platte. Wir also unsere eigene Zielgruppe sind. Wobei, wenn ich die Zielgruppe bin, das bitte alles zum einen vom Browser aus funktioniert und zusätzlich in Amarok integrierbar ist und sowieso .ogg unterstützt. Kostenlos bitte, immerhin bekommt ihr dafür die Daten was ich höre.
Da ich mir den Dienst jetzt schon so vorstelle, wie er sein könnte, und weil ich ein deutsches Startup kenne das genau sowas plant(e?) und das natürlich nicht diese Speichergröße anbieten konnte, bin ich über die derzeitige Beschränkung auf die USA sehr enttäuscht. Was sich nicht nach einem irrelevanten Dienst anfühlt.
Achso, PS: Im nächsten Jahrhundert können wir dann über Komplettzugang zu aller Musik nochmal reden. Vielleicht.
"Computer, spiele mir Metallicas Album "S&M", während wir an dem Stern dort vorbeifliegen."
"Captain, das Album ist in diesem Sternensystem nicht verfügbar. Das tut mir leid." Grr.
Blogstudie
Stefan Mayer schickte mir eine Mail:
Ich führe im Rahmen meiner Diplomarbeit eine Studie zu Blogs durch. Erstmals soll es dabei nicht nur um die Autoren von Blogs gehen, sondern um das »große Ganze«, also sowohl um Autoren, als auch um deren Leser. Anhand einiger Fragen zur Nutzung und zu Beweggründen wie auch anhand ein paar standardisierter Fragebögen hoffe ich, einen tieferen, wissenschaftlichen Einblick in die Blog-Welt zu bekommen. Also Fragen wie »Sind sich Blog-Autor und Leser ähnlich? Was bewegt einen dazu, ein Blog zu führen. Oder eines zu lesen? Entstehen vielleicht sogar Freundschaften durch Blogs?«
...
Und noch viel dankbarer wäre ich Dir natürlich, wenn Du vielleicht einen kurzen Hinweis auf die Studie bei Twitter, Facebook o.ä. absetzen könntest, oder aber – das wäre die Krönung – vielleicht sogar kurz darüber bloggst, sodaß auch Deine Leser mitmachen.
Und hiermit tu ich ihm den Gefallen. Die Studie findet sich hier.
Wobei es sich komisch anfühlte, die Fragen zu beantworten, immerhin habe ich hier in letzter Zeit sehr wenig geschrieben. Derzeit liegt das schlichtweg am fehlenden Internet zuhause, umzugsbedingt. Vorher war es auch weniger, aber nicht so wenig, der Blog rückte langsam aus dem Fokus - oder wurde einfach normaler?
Moral des Mordens
Dirk hat Recht, wenn er auf den verharmlosenden Gebrauch der Sprache beim angeblichen Mord an bin Laden hinweist. Doch auch ohne die Lenkung durch Sprache ist das Töten von feindlichen Anführern ein heikler Punkt. Es war Israel, das mit dem Ermorden von Palästinenseranführern ohne Gerichtsverhandlung dies in jüngerer Zeit in Erinnerung rief.
Doch auch die USA hat hier eine prominente Vergangenheit: Die Nürnberger Prozesse. Kennedy schilderte in Zivilcourage, wie damals ein einzelner Senator, Robert Taft, gegen die Todesurteile kämpfte, weil er meinte, dass sie ja nicht gegen ihre Gesetze verstoßen hätten bzw. nicht diese Strafen vorgesehen waren. Es ging um den schwierigen Konflikt zwischen absolut strenger Rechtsstaatlichkeit, moralisch gerechtfertigter Bestrafung und Siegerjustiz. Wenn heutzutage von Amerika ohne Urteile gemordet wird könnte das auch auf diese Präzedenzfälle zurückzuführen sein - zumindest war Taft davon überzeugt.